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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 17.1906

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Sutter, Carl: Zu Prud'hons Deckengemälden im Louvre
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Die neue Heidelberger Universitätsbibliothek
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https://doi.org/10.11588/diglit.5902#0090

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1Ö3

Die neue Heidelberger Universitäts-Bibliothek

164

sont pour le premier Diane demandant ä Jupiter d'etre
mise au rang des Deesses Vierges telles que Minerve
et Vesta, les 2 autres une figure peinte representant
d'une part Diane Lucifere portant deux torches allumees,
de l'autre la nuit eteignant le flambeau du jour. Les
prix affectes par le mtre pour ces divers travaux sont
4000 fs pour le 1er plafond et 2000 fs pour les 2
autres, total 6000 fs. Le m,rcde 1'Instruction nous Charge
Cen de vous prevenir de cette decision et de vous
inviter ä vous occuper le plus promptement possible
de l'execution de ces trois plafonds. L'Administration
vient d'inviter le Cen Raymond ä faire dresser les
echafauds necessaires ä ce travail et ä vous procurer
les objects dont vous pourriez avoir besohl.

26 Nivose an XI (—16. Januar 1803). Le Direc-
teur general du Musee Cal desArts au Cen Prud'hon
Peintre ä la Sorbonne. Je vous previens, Citoyen, que
le Plafond de la Salle de Diane 011 vous devez repre-
senter Diane demandant ä Jupiter etc., est prepare et
que vous pouvez commencer cet ouvrage ... Je vous
invite ä vous en occuper avec activite et ä profiter
des echafauds etablis pour les travaux executes au
plafond de cette Salle.

Mit den drei Plafonds für einen Salon des Louvre,
von denen Bruun-Neergaard berichtet, hat es also
seine Richtigkeit. Das Mißverständnis, das dem aus-
ländischen Interviewer im übrigen passierte, ist leicht
erklärlich. Nach der soeben mitgeteilten amtlichen
Korrespondenz handelte es sich tatsächlich um einen
Deckenschmuck von drei zusammengehörigen Kom-
positionen.'[Das Mittelstück, die Szene der als Bitt-
stellerin vor Jupiters Thron erscheinenden Diana, war
als Rundbild gedacht, die beiden anderen sollten in
schmalen Rechteckfeldern die Einzelfiguren der licht-
und dunkelbringenden Göttin enthalten. Zur Aus-
führung kam nur die erste Komposition, aber nicht
als Rundbild, sondern in quadratischer Form. Die
beiden anderen wurden aus dem Plan der Dekoration
ausgeschieden. Das ist schade. Prud'hon hätte hier
zwei von jenen schwebenden Traumgestalten geben
können, die zum Mysterium seiner Kunst gehören.
Überhaupt wäre der Raum, von ihm allein und ein-
heitlich geschmückt, ein kunstgeschichtliches Unikum
und der Louvre würde im Dianasaal des »fran-
zösischen Correggio« ein merkwürdiges Gegenstück
besitzen zu jenem, das Meister Allegri selbst in Parma
für Donna Giovanna Piacenza gemalt hat.

CARL SUTTER.

DIE NEUE HEIDELBERGER UNIVERSITÄTS-
BIBLIOTHEK
Als im Jahre 1900 dem Oberbaudirektor Dr. J.
Durm der Bau der neuen Universitätsbibliothek über-
tragen war, legte er seine Anschauungen über die
Außengestaltung und Fassade des Bauwerkes unter
anderem in folgenden Worten an den Verfasser der
großen Monographie über Heidelberg K. Pfaff1) nieder:

1) Heidelberg u. Umgebung von Dr. K. Pfaf f. Heidel-
berg, igo2. S. 108.

»Als Baumaterial sind rote' Sandsteinquader ange-
nommen, weil dieser Stein typisch für die öffentlichen
Bauten Heidelbergs ist. Die Kirchen, das Rathaus,
das Schloß — alle diese leuchten im satten Rot des
Neckar- oder Mainsandsteins und gerade der schönen
Universitäts-Peterskirche gegenüber soll der Bau sich
würdig behaupten; beide sollen, soweit es ihre Be-
stimmung erlaubt, würdig zusammenklingen. Der
genannte Kirchenbau verlangt mit seiner pikanten
Silhouette auch für den Bibliothekbau eine bewegte
Umrißlinie, die in der Gestaltung der Dächer zum
Ausdruck gebracht ist, — als das einfachste und ver-
träglichste Auskunftsmittel, das zugleich wirkungsvoll
und am billigsten ist.

Das Zurückgreifen auf eine geläuterte französische
Renaissance, die feiner im Detail als die deutsche,
beinahe so reizvoll und klassisch wie die italienische
ist und die Eigenart hat, daß sie bei Verwertung der
klassischen Architekturformen das hohe, steile, aus dem
Mittelalter entlehnte Dach beibehält, schien hier am
meisten angezeigt.

Dem Ernste, der in der Bestimmung des Gebäu-
des liegt, konnte mit den genannten Bauformen in
ungezwungener Weise Rechnung getragen werden;
sie ermöglichen aber auch zugleich eine Aus-
schmückung mit vegetabilischem Ornament und mit
Figuren, wie sie einem Bau für ideale Zwecke zu-
kommt und wie sie bei einem Werke auf so bevor-
zugter weltberühmter Stätte verlangt werden kann
und muß.

An die Barockbauten der alten Bibliothek und
des Bibliothekgebäudes anzuknüpfen, hatte ja auch
etwas Bestechendes, und wäre wohl zu erwägen ge-
wesen, wenn der Bau mehr gegen den Ludwigsplatz
vorgerückt zu stehen gekommen wäre. So soll er
aber dem ernsten, rotsteinigen Kirchenbau direkt ge-
genüber zu stehen kommen, was für ein Zurücktreten
eines Barockstiles spricht.«

Von diesen Baugedanken ist bei der Ausführung
nur die Verwendung roten Sandsteins, einer pikanten
Silhouette und vegetabilischer und figürlicher Zier-
formen zur Tat geworden. Wo sind die gesunden
Ideen geblieben, daß der neue Bau und das gotische
Zierkleinod der Peterskirche im Stadtbild harmonisch
zusammenklingen müßten, daß auf einen reizvollen
und doch klassischen Stil, wie ihn die geläuterte
französische Renaissance darstellt, zurückzugreifen sei,
daß der Barockstil dem ernsten rotsteinigen Kirchen-
bau gegenüber auszuschließen sei?! Was heute vor
uns steht, ist ein massiges prunkvolles Gebäude, in
dem die Bau- und Zierformen der wuchtigen deutschen
Renaissance, die Beeinflussungen moderner barockisie-
render Stilsucherei den Sieg über die Formen der
feineren französischen Renaissance davongetragen haben,
ohne daß ein einheitlicher Eindruck erzielt ist. Kann
man im Ernst gegenüber der festungsartigen Wucht
der roten Steinmassen des östlichen Bibliothekturmes
mit seinem hohen Kegeldach und seinem Glorietten-
abschluß, gegenüber der mit Säulen auf Jungfrau-
köpfen, mit reich reliefierten Pilastern, mit übermäßigem
plastischen Schmuck an Köpfen, Kränzen, Girlanden,
 
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