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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 17.1906

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Haupt, R.: Hakons Halle zu Bergen: nach norwegischen Berichten
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5902#0106

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195

Nekrologe — Personalien — Denkmalpflege

196

kirchlichen Bauten in der Nähe mußten verschwinden,
um freies Feld zu lassen.

Der große Turm mit seinen zwei Meter starken
Mauern, ganz wenigen Lichtschlitzen in beiden unteren
Geschossen, aber zur Not und als letzter Rückhalt
zur Wohnung geeignet, bedurfte großer Herstellungs-
arbeiten; 1567 aber ward er durch Erich Rosenkrantz,
den Befehlshaber der Burg, ganz umgebaut und er-
scheint seitdem einheitlich als der charaktervollste
Renaissancebau, den dies Land überhaupt hervor-
gebracht hat. Er trägt der Rosenkrantze Wappen
und führt ihren Namen. Über den düsteren Unter-
geschossen wurden Einrichtungen getroffen, Geschütze
aufzustellen, und zu oberst Brustwehren angelegt, mit
Scharten für die Schützen. Er enthält allerhand
Räume, auch die Rüstkammer.

Auf Bergenhus hat der König Christian IV., der
bau-, pracht- und tatenfreudige, zweimal Hof gehalten,
1599 und 1604, daß man noch heute davon singt
und sagt. Man hat eine Schilderung von Esche Brock,
der seiner Nachwelt, wie bei uns Hans von Schwei-
nichen der seinen, fleißig und gewissenhaft die Denk-
würdigkeiten seiner Erlebnisse mitgeteilt hat.

Aber bald nach dieser Zeit mußte die Halle dem
neuen Zwecke des ganz zur Festung gewordenen
Königshofes anbequemt werden. Das Dach ward ab-
getragen, eine Fläche hergestellt und mit Geschützen
besetzt. In der Schlacht vor Bergen war diese Batterie
(1665) ein Ziel der Geschosse und litt sehr. So
sank der Saal zum Speicher- und Kasemattenbau
herab, und wenn er Bewohner erhielt, waren es Ge-
fangene. Die alte Bestimmung war vergessen und
die Erscheinung des Provianthauses ließ davon nichts
ahnen. Im 18. Jahrhundert wird für den Befehls-
haber der Festung zwischen die alte Halle und den
Turm das steinerne Haus gebaut. Noch steht dabei
die Wohnung des Kapitän-Wachtmeisters und ein
anderes Gebäude. Doch ist auch noch von Hakons
Burgmauer ein weniges erhalten in und an einem
kleinen viereckigen Turme, den man durch das große,
erst von Karl Johann gebaute Festungstor eintretend
zur linken Seite erblickt.

Im Jahre 1839 hat der Maler Dahl, der auch in
Deutschland bekannte Forscher, auf die Bedeutung
des tief erniedrigten Königsbaues aufmerksam ge-
worden, ihn zu Ehren zu bringen sich bemüht; doch
erst in neuester Zeit ist es, nach langen Anstrengungen,
dahin gekommen, daß die Halle Hakons wieder, so
gut man es hat ausführen können, in ursprünglicher
Gestalt dasteht, und der Könige wartet.

Man hofft nun bald Hakon VII. in ihr die
Huldigung der Berger empfangen zu sehen, den
ersten norwegischen König nach so langen Zeiten.
Der Staatsminister Michelsen, selbst ein Berger, hat
zur Einrichtung einer ordentlichen Wohnung für den
König in der Kommandantur eine ansehnliche Summe
gestiftet, und man trägt sich mit der Hoffnung, es
werde sich ermöglichen lassen1), auch die leeren Räume

1) Die Sammlungen haben bis zum 12. Januar 67300 M.
ergeben.

der Halle endlich so auszustatten wie sich gebührt,
mit Teppichen zu behängen und gehörig heizbar zu
machen; denn den zwei Kaminen traut man nicht
recht. So sieht man der Ankunft des Königs ent-
gegen und hofft, die Glanztage des Reiches und der
Halle Hakons sich in ihrer Weise erneuern zu
sehen. Freilich nicht so ganz, denn Norwegen ist
enthaltsamer geworden. Esche Brock hatte die Ge-
wohnheit, der Kürze halber jeden Rausch mit einem
(|) zu verzeichnen. Darum lautet es in seinem Berger
Festberichte aus des zweiten Christians Tagen: Den
20. Juli, da waren Kgl. Maj. und wir anderen bei
Bürgermeister und Rat zu Gaste (f). Nachher kamen
wir in die Stadt, und waren bei Jürgen Fries und
Magnus Gjös geladen (tttt Gott bewahre!).

R. HA UPT.

NEKROLOGE

In London ist der Tiermaler Harrison Weir im Alter
von 82 Jahren gestorben. Er war zeichnerisch für die
»Illustrated London News« tätig; seine Spezialität war die
Darstellung von Geflügel.

Der Maler Eberhard Stammet ist in Düsseldorf im
Alter von 74 Jahren gestorben.

In Florenz starb im Anfang Januar der Bildhauer Ur-
bano Lucchesi, der zahlreiche Denkmäler und unter an-
derem die Statue von Donatello für den Florentiner Dom
geschaffen hat.

PERSONALIEN
Der Architekt und Kunsthistoriker Dr. D. Joseph in
Berlin ist als Lehrer der Stiikunde an die städtische Kunst-
gewerbeschule in Charlottenburg berufen worden. Pro-
fessor Joseph hat seine neue Lehrtätigkeit bereits aufge-
nommen.

An Stelle des verstorbenen Direktors Dr. Oräven wurde
Dr. Emil Krüger zum Direktor des Provinzialmuseums
in Trier ernannt.

Der Bildhauer und Professor Balth. Schmitt wurde
zum Professor der Akademie der bildenden Künste in
München ernannt.

Das nordböhmische Oewerbemuseum in Reichenberg
berief Dr. Schwedeler-Meyer von der Berliner National-
galerie zum leitenden Direktor und Direktor der Heinrich
v. Liebig-Oalerie.

Die bisherigen Privatdozenten für Kunstgeschichte an
der Universität Basel Dr. E. A. Stückelberg und Dr. Paul
Ganz sind zu außerordentlichen Professoren ernannt
worden.

DENKMALPFLEGE
Kopenhagen. Die dänische Hauptstadt, in der seit
einiger Zeit die Gemüter schon wieder in Erwartung der
endgültigen Entscheidung über die Art, in der das große
Schloß Christiansburg nun endlich neu erstehen soll, in
Spannung gehalten sind, wird augenblicklich geradezu hef-
tig erregt durch eine zweite Frage von geringerer Wichtig-
keit, aber größerer Verständlichkeit: die_Behandlung, die
der Nikolaiturin erfahren soll. Dieser ist Überbleibsel einer
alten Kirche; er steht, ohne Helm, übel verunstaltet, um-
drängt und verbaut von Schlachterbuden, im Herzen der
alten Stadt. Es ist aber ein bedeutungsvolles Wahrzeichen
der infolge der vielen Brände an Erinnerungen alter Zeit
recht armen Stadt; die Nikolaikirche war die eigentliche
Hauptkirche der Bürgerschaft, und in ihr ist zuerst die
Predigt der Reformation erschollen, und das evangelische
 
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