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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 17.1906

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Nekrologe - Personalien — Ausgrabungen und Funde lo6

NEKROLOGE
August H Udler, der erst vor kurzer Zeit als Nach-
folger des verstorbenen Bildhauers Heinrich Epler zum
Vorsteher des Aktsaales in der Kgl. Kunstakademie zu
Dresden berufen wurde, ist nach schwerem Leiden ge-
storben. Die »Kunstchronik« brachte in Anlaß der Berufung
dieses Meisters in Nr. 30 des vorigen Jahrganges eine ein-
gehendere Würdigung der Persönlichkeit des hoffnungs-
vollen und talentierten Bildhauers, auf die wir an dieser
Stelle verweisen möchten.

Im 81. Lebensjahre ist in Wien der Maler Viktor Sieger,
der seit langen Jahren der Münchener Künstlergenossen-
schaft zugehörte, gestorben. Ein besonderes Verdienst
hatte er sich bei Lebzeiten durch seine Beteiligung an der
Gründung der historischen Sammlung der Künstlergenossen-
schaft, der er seine reichen Erfahrungen lange als hervor-
ragender Kenner und Sammler widmen konnte, erworben.
Daß diese Sammlung eine so vorzügliche Illustration zu
dem Kunstschaffen Münchens im vorigen Jahrhundert ge-
worden ist, verdankt sie vor allem der Fürsorge Siegers,
der hier als Mitglied der historischen Kommission mit
inniger Liebe alle Dokumente, wie Kupferstiche, Hand-
zeichnungen, Skizzenblätter zusammenbrachte.

Eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Pariser
Kunstwelt, der Bildhauer Crauk, ist im Alter von 78 Jahren
gestorben. Er war einer der beliebtesten Modekünstler
des Kaiserreichs und gleichzeitig auch der meist Beschäf-
tigtste. Unter seinen Werken erregten zuerst die Büsten
der Schauspielerin Favart und der Kaiserin Eugenie Auf-
sehen. Für Paris hat er zahlreiche Monumente geschaffen,
so das Denkmal des Admirals Coligny, Mac Mahons und
des Marschalls Niel. Von den übrigen Werken mögen an
dieser Stelle als die besten seine Gruppen des Satyr und
Bacchantin, der Omphale und die im Luxembourg-Oarten
befindliche »Dämmerung« genannt werden.

PERSONALIEN
Berlin. Zu der von uns schon gemeldeten Übernahme
des Amtes eines Generaldirektors der königl. preußischen
Museen durch den Geh. Reg.-Rat Dr. W. Bode erfahren
wir noch folgendes: Bode hat in Rücksicht auf seine
schwankende Gesundheit sich vorläufig nur zu einem pro-
visorischen Eintritt in diese Stellung entschließen können,
und behält außerdem sein Direktoriat am Kaiser-Friednch-
Museum bei. Er hat sich damit die Möglichkeit eines
durch sein Leiden etwa notwendig werdenden Ruckzuges
auf seine bisherige Tätigkeit offen gelassen.

Professor Hugo Frhr. v. Habermann hat eine Be-
rufung an die Münchener Akademie der bildenden Künste
angenommen. Er wird als Lehrer Nachfolger des vor
kurzem verstorbenen Malers Johann Hertench. Den Stutt-
garter Ruf hat er somit abgelehnt.

Der Deutsche Künstlerverein zu Rom ernannte den
82jährigen Bildhauer Heinrich Gerhardt, der seit 1844
in Rom lebt, zu seinem Ehrenpräsidenten und wählte aen
Maler Ernst Pfannschmidt, bekannt durch seme großen
Bilder für Berliner Kirchen, zum Vorsitzenden für das De-
ginnende Vereinsjahr. - Die Academia dei Lincei zu Korn
wählte als Mitglied den Professor Christian Hülsen,
zweiten Sekretär des Deutschen Archäologischen Instituts,
und den Abbe Louis Duchesne, Direktor der Ecole rran-
caise zu Rom. . _,„,,_,

Der Münchener Architekt Professor Martin

d. VT • - -

ist ak M *7lu,cncr ^renitent Professor Martin Uulter
Geh HNfachfo,ger des vor einigen Monaten verstorbenen
schule ■ *ts Karl Weißbach an die kgl. technische Hoch-
die Le\u resden berufen worden, wo er am 1. April 1906
IU"g der Renaissance-Klasse übernehmen wird.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE

Der Voss. Zeitung wird aus Konstantinopel geschrieben,
daß kürzlich Prof. ,Winckler in Begleitung des Herrn
Makridis Bey vom kaiserlich Ottomanischen Museum einen
Ausflug nach Bogas-Kiöi, östlich vom Kisil-Irmak gemacht
hat, wo sich die Ruinen einer,.uralten Stadt befinden. Aus
den dort aufgefundenen antiken Gegenständen läßt sich
schließen, daß die Stadt der Kultur des 15. Jahrhunderts
v. Chr. angehört. Es wurden Täfelchen mit Keilschrift
gesammelt, die eine große Ähnlichkeit mit den in Tel-el-
Amarna in Ägypten entdeckten haben und den Briefwechsel
verschiedener Könige und Vizekönige von Asien mit den
ägyptischen Königen Amenhotep III. und IV. enthalten.
Andererseits wird durch diese Funde der Beweis erbracht,
daß die Keilschrift und die babylonische Sprache für die
amtliche Korrespondenz auch derjenigen Staaten diente,
die im Innern Kleinasiens gelegen waren. Desgleichen
ist in Bogas-Kiöi eine große Reihe von Reliefdarstellungen,
in den Fels gehauen, sichtbar, sowie eine umfangreiche
Inschrift, die leider stark verstümmelt ist.

Bei den Arbeiten zur Festlegung der Dünen am Golf
von Rosas (Provinz Gerona) sind die Ruinen der griechisch-
römischen Stadt Emporion wieder zum Vorschein gekommen.
Man stieß beim Graben auf eine Tempelanlage mit Mosaik-
fußboden, Sarkophag', Columbarien und einer erhöhten
Nische für das Götterstandbild.

Die türkische Regierung läßt durch "den Archäologen
Edhem Bey zurzeit Ausgrabungen in Alabanda, das zu
Strabons Zeiten eine der wohlhabendsten Städte Klein-
asiens war, veranstalten. Alabanda war besonders durch
seine Rhetorenschulen und durch seine hohe hellenische
Kultur im Altertum berühmt, weshalb man eine bedeutende
Ausbeute von wichtigen Inschriften erwarten darf.

Eundberichte aus Griechenland. In den Mitteilungen
des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts, Athe-
nische Abteilung (1905, S. 151 ff.) gibt Hans Schräder unter
»Funde« zunächst einen kurzen Bericht über eine von Curtius
& Höpding nach W. Dörpfelds Dispositionen unternommene
Versuchsgrabung in Tiryns: Die Grabung hat in mancher
Hinsicht interessante Ergebnisse gehabt. In einer Reihe
von Räumen der Ober- und Mittelburg bis auf den Fels
geführte Schichten zeigten bemerkenswerte Einzelheiten für
die Kenntnis eines" dem Schliemannschen unmittelbar vor-
hergehenden Palastes gleichen Stiles und der unter diesem
liegenden älteren Schichten. Der Schliemannsche Palast ist
in seiner Plananlage durch.den älteren nicht unwesentlich
bestimmt worden. Das alte Propylon (Torbau) lag un-
mittelbar unter dem des späteren Palastes; seine noch er-
haltenen Mauern sind einfach durch die Schwellen des
neuen überbrückt worden. Das Hauptproblem der Unter-
suchung war die Keramik der älteren Schichten. Unter
dem älteren Palast lagen an allen angeschnittenen Stellen
in gewissen Abständen Tonestriche, an einigen Stellen bis
zu vier. Die Keramik der einzelnen Abschnitte ist sorg-
fältig gesammelt und wird demnächst besprochen werden.
Zuletzt ist infolge einer Beobachtung Dörpfelds die viereckige
»Opfergrube« im großen Hof gereinigt worden. Es stellte
sich heraus, daß das Viereck spätere schlechte Zutat zu dem
sehr schön erhaltenen, aus Quadern erbauten und mit feinem
Stuck verkleideten Altarrund ist. Dörpfeld glaubt in dem
Rundaltar die homerische Tholos (wie später in Epidauros,
Delphi, der Vestatempel, die Skias) erkennen zu dürfen.
Im Mai 1905 unternahmen die beiden Sekretäre des In-
stituts, begleitet von den Herren Köster und W. Altmann,
eine Orientierungsreise in die spartanische Ebene und be-
gannen eine Untersuchung der verfallenen Kirche der Hagia
Sophia im Dorfe Kalywia Sochiotika am Fuße des Taygetos
 
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