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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 17.1906

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Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe — Ausstellungen — Sammlungen

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Friesen und Wappen, mit reichlicher Verwendung
von Gold und Farbe ausgestatteten Mittelfassade,
gegenüber dem Prunkportal mit seinen überlebens-
großen, mit Tragsäulen verwachsenen Sandsteinstatuen,
das eine unruhige Verbindung von vier Fenster-
öffnungen mit der Türöffnung zeigt, gegenüber dem
sprunghaften Auf und Nieder der Turmspitzen und
Giebelbauten der Dachlinie — kann man dem allen
gegenüber wirklich noch behaupten wollen, daß der
neue Bau und die ihm dicht gegenüberliegende
Peterskirche zu einem harmonischen Stadtbild zu-
sammenklingen?! Nein, mit diesem Prunkbau, an
dessen äußerer Gestaltung der Friedrichsbau und jene
künstlerische Richtung, die seine Wiederherstellung
verschuldet hat, Pate gestanden haben, ist ein Städte-
bild von intimstem Reiz auf immer zerstört, und
unleugbare Einzelschönheiten des Neubaues, namentlich
solche seines plastischen Schmuckes, helfen über das
Gefühl aufrichtiger Trauer nicht hinweg.

Dagegen verdient das Innere des Baues nach
seiner allgemeinen Anordnung und nach seiner bau-
lichen und dekorativen Ausgestaltung und Ausstattung
warmes Lob. Für die allgemeine Raumdisposition
stand dein Erbauer das Programm des verdienstvollen,
1902 verstorbenen Oberbibliothekars Dr. Zangemeister
zur Seite, das die technischen Anforderungen an einen
modernen Bibliotheksbau für den besonderen Fall
und den vorliegenden Bauplatz zusammenfaßte. In
mustergültiger Weise ist diesem Programm von dem
Erbauer unter Zugrundelegung der leitenden Ideen
eines Verwaltungsbaues mit der Front nach der Peters-
kirche und von Magazinflügelbauten an der Graben-
und Sandgasse zur Erfüllung verholfen. Gerne sei
auch anerkannt, daß die Außengestaltung dieser ganz
aus Stein und Eisen konstruierten Magazinbauten eine
wohltuend ruhige und harmonische ist. In dem Ver-
waltungsbau sind das durch das erwähnte Prunkportal
sich öffnende Vestibül mit Treppenhaus, der große
Lesesaal, der Ausstellungssaal, das Empfangszimmer
des Oberbibliothekars Muster vornehmer Ausstattung
und praktischer Einrichtung, und Marmorschmuck
und Bodenmosaiken, Stukkolustroflächen und Hartstuck-
flächen, Beleuchtungskörper und Möbel, Glaser- und
Schlosserarbeiten zeugen von feinem Verständnis für
Innenwirkungen und von hohem Standpunkt des
badischen Kunstgewerbes, das mit Recht hier allein
herangezogen worden ist. v. Gr.

NEKROLOGE

Im Alter von 68 Jahren ist in Dresden der Bildhauer
Hermann Hultzsch, ein Schüler Rietschels, gestorben.
Als seine Hauptwerke gelten die beiden Medaillons an
Rietschels Lessingdenkmal, die Statue des Ezechiel am
Mausoleum des Prinzgemahls zu Windsor, die Büste Theo-
dor Körners auf dessen Grab bei Wöbbelin, sowie die
Statuen Luthers und Melanchthons an der Dresdener
Kreuzschule.

Der belgische Militärmaler Josef van Severdonck
ist im Alter von 86 Jahren in Brüssel gestorben.

In Breslau ist der Porträtmaler Max Krusemark im
Alter von 51 Jahren gestorben.

PERSONALIEN

Der bisherige Landrat Dr. Bosse ist mit dem Amte
eines Verwaltungsdirektors der Kgl. Berliner Museen betraut
worden, um den Geh. Rat Dr. Bode in seiner Stellung als
Generaldirektor von den technischen Arbeiten zu entlasten.

Eduard von Gebhardt ist von der evangelisch-theo-
logischen Fakultät der Universität Straßburg zum Ehren-
doktor ernannt worden.

Professor Franz Stuck hat den Verdienstorden der
bayerischen Krone, mit dem gleichzeitig der persönliche
Adel verbunden ist, erhalten.

Der Kunsthistoriker Prof. Dr. G. Galland ist zum Lehrer
für Kunstgeschichte und klassische Dichtungen an Stelle des
an die technische Hochschule zu Charlottenburg berufenen
Professor Dr. Siemering an die akademische Hoch-
schule für die bildenden Künste zu Berlin berufen worden.

Der Privatdozent Dr. Georg Swarzenski-Berlin ist
zum Direktor des Städelschen Instituts ernannt worden.

WETTBEWERBE

Das Kurbad Eisenach hat einen Wettbewerb zur Er-
langung von Entwürfen für eine Trink- und Wandelhalle
nebst Musikpavillon ausgeschrieben, an dem alle deutschen
Architekten teilnehmen können. Die Baukosten können
60000 Mark betragen; es werden drei Preise in Höhe von
600, 400 und 200 Mark zur Verteilung kommen.

Für den Bau des deutschen Museums zu München
soll ein allgemeiner Wettbewerb unter den deutschen Ar-
chitekten ausgeschrieben werden. Im Einverständnis mit
Professor Gabriel Seidl, der bereits ein Vorprojekt aus-
gearbeitet hatte, wird dieses dem Konkurrenzausschreiben
beigefügt werden, um neben dem Bauprogramni zur Er-
läuterung der außerordentlich vielseitigen Anforderungen,
welche an diesen Bau gestellt werden, zu dienen. Die
Aufforderung wird voraussichtlich Mitte Januar ergehen.

Aus dem vom Preußischen Kultusministerium ver-
anstalteten engeren Wettbewerb für ein monumentales Stein-
relief im Innern der Barmer Ruhmeshalle ist der Bild-
hauer Hosäus als Sieger hervorgegangen.

AUSSTELLUNGEN

Düsseldorf. Die Kunstchronik meldete kürzlich, daß
man eine retrospektive Ausstellung Düsseldorfer Kunst im
Jahre 1907 zu veranstalten plane. Dieser von' Professor
Roeber ausgehenden Idee ist in der jüngsten Sitzung des
»Vereins zur Veranstaltung von Kunstausstellungen in
Düsseldorf« ein Gegenvorschlag gemacht worden, statt der
retrospektiven eine nationale deutsche Kunstausstellung
zu veranstalten, für welche vor allem Professor G. von
Bochmann eintrat. Die Entscheidung über diese Frage
steht noch aus, wird aber hoffentlich im Sinne des letzteren
Vorschlags gefällt werden. Dagegen ist der Beschluß des
genannten Vereins kundgetan worden, daß Düsseldorf vom
Jahre 1907 an, ähnlich wie München und Berlin, alljährlich
regelmäßig große Kunstausstellungen veranstalten wird.

Der große Erfolg, den im vergangenen Jahre die Aus-
stellung der »Primitifs francais« in Paris gehabt hatte, hat
den Ausschuß jener Ausstellung veranlaßt, im Frühling
des kommenden Jahres eine ähnliche Ausstellung der
französischen Kunst des 18. Jahrhunderts zu veran-
stalten, die in dem neuen Flügel der Nationalbibliothek
eröffnet werden soll.

SAMMLUNGEN
Die Kgl. Gemäldegalerie zu Dresden hat durch
Schenkung das letzte große Ölgemälde Ludwig Richters
»Im Juni«, eine Phantasielandschaft mit Regenbogen, die
1859 gemalt worden ist, erhalten. Durch Vermächtnis kam ein
von Anton Graf/ gemaltes Porträt ebenfalls in ihren Besitz.
 
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