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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 17.1906

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30

Nekrologe — Personalien — Denkmalpflege — Denkmäler — Funde

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NEKROLOGE

Der Historienmaler Karl Geiger in Wien ist, 83 Jahre
alt, gestorben. Im Stephansdom und in der Votivkirche
befinden sich hervorragende Werke von seiner Hand, andere
sind im Besitze des Kaisers Franz Josef und des Königs
von England. Auch ein Teil der Wandgemälde im Burg-
theater rührt von ihm her. In letzter Zeit malte Geiger
Aquarelle. Im Jahre 1848 gehörte er der akademischen
Legion an und war Zeuge der Ermordung des Kriegs-
ministers Latour.

Der Direktor des Kopenhagener Kunstindustriemuseums,
Professor Pietro Krohn, ist im Alter von 65 Jahren ge-
storben.

In Borgosesia ist am 4. Oktober im Alter von 68 Jahren
nach einem arbeitsreichen Leben der Maler Gilardi ge-
storben, der vornehmlich durch seine Genregemälde im
Kostüm von 1750 auch außerhalb Italiens bekannt ge-
worden ist. Er war am Fuße des Monte Rosa geboren
und lag zuerst der Holzschnitzerei in Varallo ob. Später
wandte er sich vornehmlich in Turin, Florenz und Rom
der Malerei zu und erhielt im Jahre 1889 eine Lehrstelle
an der Akademie von Turin.

73 Jahre alt verstarb der Bildhauer Eugen Durand,
der ein Schüler Toussaints war. In seinen zahlreichen
Gruppen und Statuen behandelte er vielfach antike Gegen-
stände oder Genrefiguren. Die Figuren der Hoffnung, der
Erinnerung, des Reichtums und der Arbeit an einem der
Tore zum Palast der letzten Weltausstellung waren von
seiner Hand.

In Schleswig verstarb im Alter von 84 Jahren der
Kunstmaler H. C. Petersen. Er war in der Landschafts-
malerei, die er mit Vorliebe nach den Motiven aus der
Umgebung seiner schönen Vaterstadt ausübte, mehr Dilettant
als Künstler, obwohl zahlreiche seiner Werke eines aus-
gesprochen künstlerischen Reizes nicht entbehren.

Der Historien- und Schlachtenmaler Wilhelm Emele'
ist in Freiburg i. Br. im Alter von 75 Jahren gestorben.
Mit Vorliebe hat er Kriegsdarstellungen und Genrebilder
historischen Charakters gemalt, von denen die Galerien
zu Prag, Wien, München Proben besitzen.

Rom. Francesco Vitalini, ein junger, verdienstvoller
Maler, ist vor kurzem auf einer Alpentour bei den Drei
Zinnen, zwischen Misurina und Auronzo, verunglückt. Er
war ein ausgezeichneter Stecher und hat sehr viel dazu
beigetragen, die Technik des farbigen Stiches wieder zu
beleben. Er hinterläßt ein tüchtiges Buch: L'incisione in
tnetallo, in welchem er mit größter Sorgfalt und gründlichem
Sachverstand die verschiedenen alten und neuen Techniken
des Metallstiches dargestellt hat. Er war erst siebenund-
dreißig Jahre alt, und nach seinen bisher bekannten, teil-
weise sehr fein empfundenen Arbeiten hätte man noch
manches schöne Blatt von ihm erwarten können. Sein
tragisches Ende hat große Teilnahme wachgerufen.

Federico Hevmanin.

PERSONALIEN
Der Maler Professor Viktor Paul Mohn ist zum
Direktor der Königlichen Kunstschule in Berlin ernannt
worden.

Professor A. von Keller wurde als Vertreter Deutsch-
lands in die internationale Jury der venezianischen Aus-
stellung delegiert.

Graf Kalckreuth hat seine Professur an der Akademie
der bildenden Künste in Stuttgart niedergelegt, um sich
ganz seinen eigenen Studien zu widmen. Gleichzeitig ver-
lautet, daß Professor Hugo von Habermann einen Ruf
als Lehrer an die Stuttgarter Kunstakademie erhalten
hat, was für München, wo er in den letzten 25 Jahren als

Vorfechter der Moderne gewirkt hat, ein beklagenswerter
Verlust wäre.

Es verlautet, daß Professor Ludwig Dettmann, der
Direktor der Königsberger Kunstakademie, zum Direktor
der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums in Berlin
ausersehen sein soll.

DENKMALPFLEGE

Der seinerzeit von Richard Voß erlassene Aufruf zur
Erhaltung der Villa Falconieri in Frascati hat end-
gültigen Erfolg gehabt. Der bekannte Berliner Bankier
Mendelssohn hat die Villa gekauft und dem deutschen
Kaiser geschenkt, der dort eine Akademie der schönen
Künste zu errichten gedenkt.

Das Amsterdamer Rembrandt-Haus in der Jooden-
breestraat, in welchem Rembrandt mit Saskia die glück-
lichsten Tage seines Lebens zugebracht hat, soll von der
städtischen Behörde angekauft werden, um es vor etwaigem
Abbruch zu bewahren. Die Besitzer des Hauses, das
durch eine hölzerne Wand zwei voneinander getrennte
Wohnungen enthält, verlangten außer dem veranschlagten
Kaufwert von 35000 Gulden im Hinblick auf den historischen
Wert ihres Besitztums noch weitere 10000 Gulden. Da
die städtischen Finanzen eine derartige Zuwendung nicht
mehr gestatteten, hat sich die Vereinigung »Rembrandt«,
deren Beruf die Erhaltung von niederländischen Kunst-
schätzen ist, verpflichtet, die fehlenden 10000 Gulden zu
zahlen.

DENKMÄLER
In Kopenhagen wurde auf der Küstenpromenade
»Lange Linie« der Gefionbrunnen des Bildhauers Anders
Bundgaard aufgestellt, der in künstlerischer Auffassung
die Sage verkörpert, wie die Göttin Gefion mit Stieren die
spätere Insel Seeland aus dem schwedischen Boden heraus-
pflügt.

In Nürnberg wurde das von Professor Ruemann,
München, modellierte Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I.
auf dem Ägidienberg aufgestellt. Es zeigt den Kaiser mit
einem Lorbeerkranz auf dem Haupte.

Der Gemeinderat von Stuttgart hat die Summe von
50—60000 Mark zur Errichtung eines Brunnendenkmals
auf dem Marktplatz bewilligt.

In Sigmaringen soll für den verstorbenen Fürsten
Leopold von Hohenzollern ein Standbild errichtet werden.

FUNDE

Ein christlicher Fund bei Pompeji. Professor
A. Sogliano, Direktor der Ausgrabungen in Pompeji, publi-
zierte vor einigen Tagen im Giornale d'Italia von Rom die
interessante Nachricht, daß endlich bei den Ausgrabungen
ein sicheres Zeichen des Vorhandenseins der christlichen
Religion in Pompeji an das Tageslicht gekommen ist, was
bis jetzt noch nie der Fall war. Nordwestlich von Pompeji,
bei Boscotraase, wurde bei der Freilegung einer von den
reichen, verschütteten Villen, in einer Tiefe von drei und
ein halb Meter unter der Erdoberfläche, eine Lampe aus
rotem gebrannten Ton gefunden, auf welcher das christ-
liche Monogramm von einem Efeukranze umgeben ab-
gebildet ist. Die Tiefe, in welcher die Lampe gefunden
worden ist, schließt schon aus, daß sie, wie so viele an-
dere, die auf der Oberfläche öfters auftauchten, dem 4.
oder 5. Jahrhundert nach Christus angehöre. Sie befand
sich zwischen den Aschenschichten, die im Jahre 79 die
kampanischen Städte verschütteten. In Pompeji waren
wohl Zeichen von Judaismus gefunden worden, wie das
Fresko mit Salomos Urteil und das Sgraffito mit den Worten
Sodoma und Gomorra, aber noch keine christlichen.
 
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