Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 17.1906

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5902#0076

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
135

Personalien — Wettbewerbe — Denkmäler — Ausgrabungen und Funde

136

besitzt das Lyceum der genannten Stadt. Einem ausschwei-
fenden Lebenswandel, dem er sich seit einigen Jahren er-
geben, war seine Natur nicht gewachsen. Seine Beerdi-
gung mußte auf Kosten der Stadt erfolgen.

In Reims ist der Landschafter Henri Thierot im Alter
von 42 Jahren gestorben. In den Salons der Societe des
artistes francais hatte er in den letzten Jahren verschiedent-
lich ausgestellt und sich auch einige Auszeichnungen er-
worben.

Aus Wien kommt die Nachricht von dem Tode des
Architekten Baurat Otto Thienemann, der ein Alter von
78 Jahren erreicht hatte.

Im Alter von 74 Jahren verstarb in Clamart der Bild-
hauer Adolf Martial Thabard. Er war ein Schüler von
Duret und hatte sich seit dem Jahre 1864 hauptsächlich
der dekorativen Bildhauerei zugewandt. Werke seiner
Hand finden sich in der Veterinärklinik von Lyon, in der
Sorbonne und im Rathaus von Paris. Im Laufe der Zeit
hatte er auf verschiedenen Ausstellungen zahlreiche Me-
daillen davongetragen und war seit 1884 Ritter der Ehren-
legion.

In Leipzig ist der auch als Maler bekannte Professor
der Naturgeschichte Anton Goering, der Herausgeber
einer Sammlung von Wandbildern, die die deutsche Vogel-
welt zum Gegenstand haben, im Alter von 86 Jahren ge-
storben.

Noch im rüstigen Alter von 37 Jahren ist in Pforz-
heim der Kleinplastiker Friedrich Falk gestorben, der
als einer der hervorragendsten Techniker der Pforzheimer
Edelmetallkunst einen bedeutenden Ruf genoß.

Der Landschafts- und Porträtmaler Treidler, Professor
an der Technischen Hochschule in Stuttgart, istdem »Schwab.
Merkur« zufolge an Herzlähmung gestorben.

Der Tiermaler Heim ich Leutemann, ein geborener
Berliner, ist am 14. Dezember 82 Jahre alt gestorben.

Der Bildhauer Lionel Bonnemere ist in Paris, 62 Jahre
alt, gestorben.

PERSONALIEN

Professor Hans Thoma ist vom Großherzog von
Baden in die erste badische Kammer berufen worden.

Professor Brütt in Cronberg erhielt den Auftrag, den
neuen Bürgersaal des Frankfurter Rathauses mit Bildern
aus der Geschichte des vorigen Jahrhunderts zu schmücken,
zu welchem Zweck 200000 Mark zur Verfügung stehen.

WETTBEWERBE

Die Wiener Sezession hat einen Wettbewerb für
ein Grabdenkmal des jüngst verstorbenen Meisters Rudolf
von Alt auf seinem Ehrengrabe ausgeschrieben. Die Ent-
würfe sind im Verhältnis von 1:5 auszuführen und anonym
bis 15 Februar dem Sekretariat der Sezession einzuliefern.
Das Monument kann in Stein, Bronze, Mosaik usw. aus-
geführt werden.

Der Charlottenburger Magistrat hat ein Preisaus-
schreiben für Fassaden erlassen, an dem sich alle deutschen
Architekten beteiligen können. Für das Preisausschreiben
stehen 10000 Mark zur Verfügung, die auf vier Preise
verteilt werden sollen.

DENKMÄLER

Für den Goethe-Monnmentalbrunnen in Ilmenau ist
ein Entwurf von Professor Fritz Schumacher in Dresden
gewählt worden.

Die Internationale Gesellschaft der Bildhauer,
Maler und Radierer hat ihren jetzigen Präsidenten Rodin
beauftragt, eine Statue seines Vorgängers Whistler zu ent-
werfen, die in je einem Exemplar in London, Paris und

New York zur Aufstellung gelangen soll, falls bis dahin
die genügenden Mittel zusammenkommen.

Rom. Die Ernennung der Kommissare von Seiten der
Regierung für den Weiterbau des Nationaldenkmals auf
dem Kapitol hat den großen Streit mit nichten beigelegt,
sondern es herrscht im allgemeinen große Aufregung,
nicht nur in Künstlerkreisen, sondern in der ganzen Bürger-
schaft, weil man fürchtet, daß die neu Berufenen sich nicht
an die Projekte und Zeichnungen des verstorbenen Archi-
tekten halten werden. Um den Anklagen vorzubeugen
und Klarheit zu schaffen, wird demnächst eine Ausstellung
des Modells zum Denkmal und der von Sacconi hinter-
lassenen Zeichnungen und Skizzen in Rom stattfinden.
Die Größe des Modells wird ein Fünfundzwanzigstel des
Originals sein, das erstere soll nächstes Jahr zur Mailänder
Ausstellung geschickt werden. Fed. H.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Archäologisches aus Palästina. Neuerdings hat sich
das archäologische Interesse in verstärktem Maße Palästina
zugewandt; mit dem englisch-amerikanischen Palestine
Exploration Fund, der so lange Jahre fast allein in Pa-
lästina tätig war, sind die anderen Nationen in lebhaften
Wettbewerb getreten. Von Professor Sellins (Wien) Aus-
grabungen in Taanach war seinerzeit hier schon die Rede;
eine ausgezeichnete Publikation dieses Gelehrten »Der Er-
trag der Ausgrabungen im Orient für die Entwickelung der
Religion Israels« verwertet in einem Kapitel die ganzen
archäologischen Ergebnisse der Ausgrabungen in Palästina.
Dank dem Interesse unseres Kaisers, der der deutschen
Palästinagesellschaft eine größere Summe hat zufließen
lassen, ist die deutsche Tätigkeit im heiligen Lande leb-
haft angefacht worden. Dr. Schumacher hat seine Aus-
grabungen in Teil Mutesillim fortgesetzt, und die deutsche
Orientgesellschaft untersucht die Architektur der alten Syna-
gogen Galiläas, wobei die Aufdeckung der Synagoge von
Tell-Hüm schon Interessantes ergeben hat, nämlich eine
Doppeltreppe und Plattform an der Synagogenfront.

Zweifellos die wichtigste und ergebnisreichste Stätte
war das alte Gezer, wo der Palestine Exploration Fund
seit Jahren gearbeitet hat. Am 31. August ist der Formän
für Gezer erloschen; er wird sicher erneuert werden und
der Fund kann dann die Ausgrabungen fortsetzen, die er
an gerade gefundenen Felsengräbern unterbrechen mußte.
Diese Ausgrabungen von Gezer haben wichtige Fragen an-
geschnitten, die nach der Zuweisung der vier Haupt- oder
der sieben oder acht Unterschichten, nach den Fundamen-
tierungs- und Kinderopfern, dem Pfeilerdienst, den ägyp-
tischen Einflüssen Die Reihenfolge der Töpfereien in den
verschiedenen Schichten weist auf eine Anzahl Perioden,
wie man sie in Knosos auf Kreta kaum unterschieden hat.
In diesem Jahre sind die Reste eines Saales aufgedeckt
worden mit säulengestütztem, flachen Dach; es waren wohl
Holzsäulen, die auf Steinbasen ruhten, und so läßt sich
vielleicht auch das Wunder erklären, wie so der jüdische
Herakles Simson den Festsaal der Philister einstürzen konnte.
Auch die Burg oder der Palast des Simon Maccabäus ist
wenigstens im Grundriß in Gezer erkannt worden mit seinen
Bädern, Vorratsräumen und Drainagen. Gerade am Schluß
der am 31. August vollendeten Ausgrabungen wurde ein
Felsengrab mit kompliziertem Grundriß aufgedeckt, das im
Oktoberheft des Quarterly Statement des Palestine Explo-
ration Fund ausführlich geschildert wird. Hier fand sich
vielerlei frühe Töpfereiware, Alabastervasen, Bronzegeräte,
zahlreiche Skarabäen, die bis auf Usertesen (Senusert) III,
also die Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr., zurückgehen.
Darunter sind Skarabäen von großer Schönheit, und die
meisten sind in Gold gefaßt. Die Funde in diesem Felsen-
 
Annotationen