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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 17.1906

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217

Personalien — Wettbewerbe — Denkmalpflege — Denkmäler — Funde — Ausstellungen

218

In Venedig ist der ehemalige Direktor der Academia
Niccolo Barrozzi, der in den letzten Jahren dem archäo-
logischen Museum vorstand, gestorben. Er entstammte einem
alteingesessenen Patriziergeschlechte der Lagunenstadt.

PERSONALIEN

Die goldene Medaille mit Diplom erhielt von der
Pariser »Exposition du Palais du travail« der Maler und
Schriftsteller Franz ScAm/d-Breitenbach für sein Gemälde
»Nach der Taufe«.

Richard Pietzsch hat vom Deutschen Künstlerbunde
für das Jahr 1906 ein Atelier in der Villa Romana in Florenz
zugewiesen erhalten.

Der Privatdozent für Kunstgeschichte an der Universität
München und zweiter Konservator der Gemäldegalerie,
Dr. Karl Voll, ist zum Honorarprofessor ernannt worden.

WETTBEWERBE

Der »Gaulois« hat einen internationalen Wettbewerb
für künstlerische Arbeiten von Frauen aller Länder

ausgeschrieben, die in einer Ausstellung vorgeführt werden
sollen, welche im April in Paris stattfinden wird.

DENKMALPFLEGE

Aus Karlsruhe wird gemeldet: In der Budgetkommission
der Zweiten badischen Kammer erklärte Finanzminister
Becker bezüglich der Erhaltungder Heidelberger Schloß-
ruine, daß die neuesten Vorschläge Eggerts der Ministerial-
baukommission zur Begutachtung unterbreitet und je nach
Ergebnis in den Budgetnachtrag Anwendungen eingestellt
werden. Bis jetzt ist anzunehmen, daß Eggerts Vorschläge
dem Zwecke der Erhaltung der Ruine nicht dienen, deren
Zustand schlechter als früher angenommen würde. Als-
baldiges Eingreifen sei also notwendig.

Bemerkenswerte Beiträge zur modernen Denkmal-
pflege sind für die Städte Pirna und Weimar zu notieren.
In Pirna wurde bei der Beratung der neuen Ortsbauordnung
im Stadtverordnetenkollegium ein Zusatz zu § 33 genehmigt,
wonach im ersten Baubezirk, der die sogenannte alte Stadt
umfaßt, neue Gebäude oder wesentliche Veränderungen
an alten Gebäuden in einem dem bisherigen Stadtbilde
entsprechenden Stile zu halten sind. Die Baupolizeibehörde
ist berechtigt, dahingehende Bedingungen bezüglich der
Ansichten bei der Genehmigung des Baues zu stellen. —
In Weimar hat der Oberbürgermeister, Geh. Regierungs-
rat Papst, für die neue Bauordnung die Bestimmung be-
antragt, daß die Bauerlaubnis versagt werden kann, sofern
eine erhebliche Beeinträchtigung eines geschichtlich oder
künstlerisch sonst so bedeutungsvollen Platz-, Straßen- oder
Städtebildes damit verbunden ist, ebenso sollen Verände-
rungen im Äußeren von Bauten oder Bauteilen, deren Er-
haltung wegen ihres geschichtlichen, kunstgeschichtlichen
oder künstlerischen Wertes von hervorragender Bedeutung
für die Stadt ist, ferner auch erheblich störende Bauaus-
führungen in der Nähe solcher Gebäude und an geschicht-
lich oder architektonisch bedeutungsvollen Plätzen seitens
des Gemeindevorstandes ganz untersagt oder es können
an die Bauerlaubnis Bedingungen geknüpft werden.

f.- In Zürich ist eine umfassende Rekonstruktion des im
Jahre 874 geweihten, architektonisch und geschichtlich in-
teressanten Fraumunsters in Vorbereitung. Der Kosten-
voranschlag beträgt 440000 Francs. Die Westfassade des
Baues soll durch die Anlage eines Hauptportals ein völlig
verändertes, ungleich günstigeres Aussehen erhalten.

DENKMÄLER

f.- Die Reihe der schweizerischen Nationaldenkmäler wird
vermehrt werden durch ein solches, das in Schwyz zum

Gedächtnis der Freiheitsschlacht am Morgarten geschaffen
werden soll. In jenem Kampf am 15. November 1305
siegten die Eidgenossen über die Österreicher. Auf die
sechshundertjährige Erinnerungsfeier soll das zu schaffende
Denkmal vollendet sein.

f.- In der schön gelegenen Ortschaft Arbon am schwei-
zerischen Ufer des Bodensees soll dem thurgauischen Volks-
mann Thomas Bornhauser, der dort zweiundzwanzig Jahre
als Pfarrer wirkte und sich außer als freisinniger thurgaui-
scher Politiker auch als Dichter von heimatlicher Be-
deutung hervortat, ein Denkmal errichtet werden.

FUNDE

Wie aus Mailand berichtet wird, ist in der ambrosia-
nischen Bibliothek eine interessante Zeichnung von Raffael
aufgefunden worden. Bei den Reorganisationsarbeiten fand
der bekannte Kunstgelehrte Luca Beltrami ein vom Alter
geschwärztes und zerknittertes Blatt, das sich nach einer
sorgfältigen Reinigung durch Sachverständige als eine Hand-
zeichnung Raffaels erwies. Sie zeigt auch einige Spuren
von Farbe. Man nimmt an, daß es sich um eine Studie
zu dem Porträt des Bramante handelt, das der Künstler
bei der Gestalt des Archimedes in den vatikanischen
Fresken verwendet haben soll.

AUSSTELLUNGEN

Berlin. Am 26. Januar hat die Vorbesichtigung der Aus-
stellung von Werken alter Kunst im Redernschen Palais
stattgefunden. Sie umfaßt rund 500 Nummern, darunter
160 Gemälde. Die kleinen Säle sind der holländischen
Schule, der Mittelsaal, der einzige, in dem die Schinkelsche
Architektur noch voll erhalten ist, ist der Kunst des 18. Jahr-
hunderts eingeräumt. Daran schließt sich wiederum ein
Kabinett mit italienischen Bildern und Skulpturen, und den
Beschluß macht ein »gotischer« Saal, der insbesondere Holz-
skulpturen und einige Wandteppiche enthält. Inmitten der
Räume sind Vitrinen mit Silbersachen, Porzellan und
Schmuck aufgestellt. Eine Würdigung der Ausstellung be-
halten wir uns vor. Doch seien die Kunstfreunde heute
schon darauf aufmerksam gemacht, daß sich unter den hol-
ländischen Bildern höchst bedeutende Werke von Rem-
brandt, Frans Hals, Ruisdael, Jan Steen, Terborch, und unter
den Bildern des 18. Jahrhunderts prachtvolle Bildnisse von
Reynolds, entzückende Venezianer Ansichten von Guardi
und ein wichtiges Werk von Goya befinden. o.

Wien. In der großen Ausstellung des Künstlerhauses
war die bemerkenswerte Neuheit Viktor Scharf, ein in Paris
lebender Wiener (geb. 1872, Schüler des älteren Herterich
in München, dann Carrieres und Whistlers in Paris). Er
war früher immer nur mit einzelnen Bildern in der Heimat
erschienen, hat aber jetzt einen großen Saal mit Bildern
behängt. Whistlersche Arrangements fallen in seinen Por-
träts auf, die oft seiner schönen jungen Frau (aus Avignon)
gelten, in verschiedenen dankbaren Toiletten. Doch ist er
noch stärker als Problemloser in Licht und Farbe, so in
dem Bildnis eines Cellisten, wo im Lichte zweier rot ver-
hängter Kerzen der glänzende Kahlkopf, die fingernde Hand,
das Weiß des Notenblattes und die krausen Glanzlichter des
Cellos ganz in Farbenspiel umgesetzt sind. Ein großes
Bild: »Bibelleserinnen«, aus Volendam, vorigen Sommer
gemalt, zeigt, wie viel schummrige Stubenluft er bei Car-
riere eingeatmet hat. Allein der ferme Zeichner sträubt sich
gegen gänzliches Verschwimmen in malerischen Undeut-
lichkeiten, seine Bilder bleiben positiv. So auch alle die
Varianten der kleinen Martje, seines Volendamer Lieb-
lingsmodells, das er in allen Nuancen und Beleuchtungen
gemalt hat, wie Monet seinen Heuschober, einmal sogar
lebensgroß. Die verschossenen Volendamer Häuslichkeiten,
 
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