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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 17.1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.5902#0133

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249

Ausstellungen

250

Umfassungsmauer, aus großen Marmorblöcken bestehend,
ist es, die mit den herrlichen Skulpturen geschmückt war,
von der so schöne Stücke im Jahre 1569 ans Licht kamen.
Viele neue Stücke wurden bei den letzten Ausgrabungen
gefunden. Zu den interessantesten Funden sind die zwei
Türen zu rechnen, die in das Heiligtum führten und von
denen die hintere, wohl für die Opfertiere bestimmt, eine
kleine Rampe zeigt. Während die Ausgrabungen vom
Jahre 1904 den nördlichen und westlichen Teil des Mo-
numents fast ganz zugänglich gemacht haben, werden die
neuen wohl den Rest auf der Süd- und Ostseite bloßlegen,
und das wichtigste wird die Aufdeckung der Außenseite
der ganzen Umfassungsmauer sein, von der man bis jetzt
nur Fragmente kennt, weil sie noch nicht von der um-
stehenden Erde befreit ist, die zwischen ihr und der wei-
teren Backsteinumfassungsmauer aus der Zeit der Antoninen
liegt. Die nächsten Ausgrabungen werden wohl zur Auf-
deckung von sehr interessanten Reliefs führen, weil man
sie in weniger ausgebeutetem Terrain ausführen wird. Die
große Geschicklichkeit und Tüchtigkeit, die Professor Pasqui
bei der Leitung dieser Arbeiten gezeigt hat, läßt uns hoffen,
daß die neuen Forschungen nicht nur kostbare Skulpturen
ans Licht bringen werden, sondern daß die ganze Kenntnis
des großen Denkmals dadurch eine genauere und klarere
werden wird. Fed. h.

In Neapel entdeckte Professor Magliano hinter einem
Gemälde der Kirche San Domenico Maggiore ein Fresko,
das aus dem 14. Jahrhundert stammt, wie aus der Tatsache
hervorgeht, daß neben der Madonna die alte Fassade der
Kirche, die in jener Zeit errichtet wurde, abgebildet ist.

Aus Faleriano wird gemeldet, daß es auf Venturis An-
weisungen hin gelungen ist, unter einer Übermalung des
17. Jahrhunderts ein Originalgemälde Gentiles zu entdecken.

F. H.

Der Runenstein von Aarhus. Daß man Bild-
werke, die mit besonderer Scheu betrachtet wurden, sei
es, weil sie aus heidnischer Zeit herrührten, sei es, weil
sie wenigstens grauer Vorzeit entstammten, unten am
Sockel von Kirchen verbarg, ist mehrfach beobachtet wor-
den. Die Erkenntnis hat am Dome zu Schleswig unmittel-
bare Frucht getragen; als der Schreiber dieses vor sechs
Jahren dort eine systematische Nachforschung anstellte,
fand er drei Löwenfiguren und einen Runenstein. Neuer-
dings hat an der Frauenkirche zu Aarhus Architekt Schmidt
eine solche Untersuchung angestellt. Es fand sich (1905),
ganz ähnlich wie zu Schleswig etwas unter dem Sockel
des Chors, ein Denkstein in der Mauer, flach eingemauert, die
eine, mit Runenschrift versehene Schmalseite dem Beschauer
zeigend. Der Stein ward nachher herausgenommen. Er
erwies sich als einer der schönsten und best ausgeführten
Runensteine, und zugleich als sehr wohl erhalten. Er ist
gut 1,5 m hoch und hat die Schrift auf einer breiten und
einer schmalen Seite; anch hat er einiges Ornament. Die
Schrift besagt: Toste, Hove und Frebjörn haben diesen
Stein gesetzt für Asser Saxe, ihren wackeren Genossen.
Er starb als ein rechter Ehrenmann. Er hatte ein Schiff
zusammen mit Arne. Der Stein, aus der Zeit gleich nach
1000, ist der fünfte und jüngste zu Aarhus gefundene
Runenstein. — Ludwig Wimmer hat im Dezember 1905
in der Kgl. Oldskriftselskab den Fund besprochen und
erklärt. Zu Aarhus soll demnächst die Nachsuchung auf
die noch nicht untersuchten Stellen ausgedehnt werden.

Hpt.

Von zwei neuen Giorgiones berichtet die »Münch.
Allg. Ztg.« aus London: In der Burlington Fine Art Club-
Ausstellung in London sind momentan zwei kleine Bilder
zu sehen, die von den bedeutendsten Kritikern hier als die
frühesten Werke Giorgiones angesehen werden. Sie tragen

die Titel: »Paris von den Hirten entdeckt« und »Paris der
Amme übergeben«. Sir Martin Conway entdeckte sie in
S. Jean de Luz. Die Figuren des Bildes sind eigentümlich
steif, in Farbe und Komposition der Landschaft aber über-
ragen sie bei weitem die Durchschnittsleistungen der vene-
zianischen Schule jener Zeit. Kein anderer Venezianer am
Ende des 15. Jahrhunderts kann sie gemalt haben; und da
sonst kein Maler jener Zeit vorhanden ist, dem sie in ihrer
Art zugeschrieben werden könnten, so schließt man eben
auf Giorgione als ihren Ausführer. Dazu kommt, daß sie
eine Reihe von Zügen aufweisen, die Giorgione eigentüm-
lich sind : es findet sich der gleiche blaue Fluß hier zwischen
sich windenden Ufern und hohen Häusern wie im Giova-
nellibilde; das Blattwerk weist die gleiche Delikatesse auf,
wie gemalt mit japanischer Geschicklichkeit und Feinfühlig-
keit. In dieser frühen Periode würde Giorgione sich als
romantischer Landschafter zeigen, der menschliche Figuren
nur einfügt als verwendbare Farbenflecke im Ganzen des
Bildes und weil man sie in einer Landschaft damals verlangte.

AUSSTELLUNGEN
Wien. Der Nachlaß Rudolf von Alts1) ist in der
Galerie Miethke ausgestellt, um vom 12. Februar ab öffent-
lich versteigert zu werden. Er enthält 482 Ölbilder, Aqua-
relle und Zeichnungen aus den verschiedensten Abschnitten
dieses vierundneunzigjährigen Lebens. Alles stammt aus
dem Besitz der Familie, vieles ist zugleich Reliquie oder
von wienerisch lokalem Interesse. Die frühesten Aqua-
relle gehen bis 1827 (Rauris) zurück. Damals war Alt fünf-
zehn Jahre alt und hatte noch keine Akademie im Leibe.
Ich kenne eine solche Landschaft in zarten Wasserfarben
(mit Bleistift bezeichnet: »1828. R. Alt. M. Absam«, das
heißt Wallfahrtsort Marie Absam, und rückwärts gleichfalls
mit Bleistift von Alts Hand der Vermerk: »Eigentum meiner
Luise«), die ein erstaunliches Beispiel von unverschultem
Maltalent ist. Die luftige Feinheit des hügeligen Hinter-
grundes und Himmels würden auch bei einem moderneren
Meister geschätzt. In der Ausstellung dagegen sieht man
eine Schluchtlandschaft, für die er den ersten Preis auf der
Akademie bekam (also 1832), wo schon eine ganz schul-
mäßig arrangierte Natur angerückt kommt. Sehr interessant
sind die Figurenbilder, Porträts, Kostümstudien aus der
Frühzeit; so zwei Damen in Krinolinentracht (1845) und
eine sitzende Dame in Rosakleid, von geistreich freier Be-
handlung. Das Bildnis seiner ersten Frau erscheint wieder-
holt; auch wie sie auf dem Sterbebette liegt, das jugend-
liche Haupt zur Seite geneigt, daß eine dicke Seitenlocke,
mit dem Lockenholz gedreht, am Ohre vorbeifällt. Die
jungen Frauen seines damaligen Bekanntenkreises, darunter
Frau Pausinger, sind so verewigt. Rudolf von Alt als Figuren-
maler ist erst in letzter Zeit zu Ansehen gelangt, obgleich
doch die reiche Staffage seiner Landschaften der zeitgenös-
sischen Kritik die Augen öffnen konnte. Damals herrschte das
Schubladensystem: Landschaftsmaler, also eo ipso Figuren
»leider« nicht auf der Höhe. Ich verweise nur auf die beiden
großen, im Besitz der Familie Skoda zu Pilsen befindlichen
Interieurs aus dem Hause des berühmten Wiener Klinikers
Skoda, in den fünfziger Jahren gemalt, eine Whistpartie mit
neun Porträtfiguren aus der Fakultät und eine Billardpartie
(näheres in meinem Buche: »Rudolfvon Alt«, Wien, Konegen,

1) Leider traf dieser Bericht etwas verspätet ein, so
daß er nicht mehr in die »Kunstchronik« vom 2. Februar
aufgenommen werden konnte. Inzwischen hat die Auktion
Alt stattgefunden, die, wie aus dem »Kunstmarkt« zu er-
sehen ist, ein glänzendes Ergebnis gehabt hat. Auch der
verspätete Bericht unseres Wiener Mitarbeiters dürfte den
Lesern willkommen sein. (Anm. der Red.)
 
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