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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 17.1906

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377

Denkmalpflege — Denkmäler — Wettbewerbe — Ausstellungen

378

Allgemeine Deutsche Kunstgenossenschaft. Der

Hauptvorstand der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossen-
schaft wird die nächsten sechs Jahre seinen Sitz in München
haben. Der auf dem Dresdener Delegiertentag gewählte
Vorstand, für welchen noch weitere sieben Beisitzer zu
nennen sind, setzt sich wie folgt zusammen: 1. Vorsitzender:
Prof. Hans von Petersen, Maler; 2. stellvertretender Vor-
sitzender: Prof. W. Löwith, Maler; 1. Schriftführer: Walther
Thor, Maler; 2. Schriftführer: August Dieffenbacher, Maler;
Schatzmeister: Eugen Behles, Architekt.

DENKMALPFLEGE
Rom. Eine heftige Debatte beschäftigt alle Zeitungen
wegen des geplanten Baues eines Palastes für das inter-
nationale Ackerbauinstitut in der Villa Borghese. Als die
Regierung die Villa kaufte und sie der Stadt schenkte,
reservierte sie sich 50000 qm zu Bauzwecken. Man
nahm an, daß dieser reservierte Platz am äußersten Ende
der Villa hinter dem Museum sei, darum ist die Aufregung
allgemein, weil der neue Palast mitten im historischen
Teil der Villa, zwischen Pinienhain und Goethedenkmal,
errichtet werden soll. Luca Beltrami, der die Pläne zu
dem neuen Bau entworfen hat, verteidigt im Giornaie
d'Italia die Wahl des Platzes. Der neue Palast soll da
errichtet werden, wo jetzt die Milchwirtschaft steht und
zwar im Stil eines römischen Landhauses des 17. Jahr-
hunderts. Luca Beltrami meint, daß der Neubau mit
seiner geringen Höhe von 18 m, seiner Breite von 56 m
und seiner Tiefe von 27 m nicht im geringsten das jetzige
landschaftliche Bild stören würde, da die Milchwirtschaft
schon 50 m breit und 20 m tief ist. Nun läßt sich aber
dagegen einwenden, daß die einfache anspruchslose Mol-
kerei mit ihrem ländlichen Aussehen nicht störend wirkt und
in einem öffentlichen Garten sehr am Platze ist, was man von
einem Palazetto nicht sagen könnte. Der Stadtmagistrat
hat das Regierungsprojekt schon genehmigt und in nächster
Zeit muß der große Stadtrat darüber entscheiden. Prin-
zipiell ist jede, auch die kleinste Zerstörung von Baum-
pflanzungen bei dem Projekt ausgeschlossen und die
Regierung verpflichtet sich, nichts weiter in dem histo-
rischen Teil der Villa zu bauen. Die Arbeiten zur Ver-
einigung der Villa mit dem Pincio schreiten vor, so daß
die Verbindung im nächsten Jahre wohl fertig sein wird.

Fed. H.

In Leipzig hat sich nach dem Vorgange anderer
deutscher Städte eine Vereinigung für öffentliche Kunst-
pßege gebildet, die nach ihren Satzungen den Zweck hat,
»für künstlerischen Städtebau und Stadtverschönerung, so-
wie für Denkmalpflege und Denkmalschutz zu wirken«.
Unter »Denkmal« soll dabei — ganz im Sinne der staat-
lichen Fürsorge — alles, was auf dem Gebiete der bilden-
den Künste an Werken und Zeugen der Vergangenheit in
der Öffentlichkeit vorhanden ist, also namentlich alle
älteren Bauwerke der Stadt, verstanden werden. Aber
auch die sogenannte ältere Stadt als Ganzes (also der
innerhalb des Promenadenringes gelegene Häuserkomplex),
ja selbst der alte Stadtplan mit seinem Straßennetz soll
unter den für die Denkmalspflege in Frage kommenden
Gesichtspunkten betrachtet werden. Die Vereinigung will
aber auch darauf hinwirken, daß bei der Anlegung neuer
Stadtteile oder Straßen, bei der Errichtung von Neubauten
in neuen Stadtteilen, »namentlich wenn es sich um her-
vorragende und voraussichtlich tonangebende Gebäude
handelt«, ferner bei der Schaffung neuer Verkehrsanlagen,
sowie bei der von Park-, Garten- und Friedhofsanlagen,
bei der Aufstellung von Denkmälern und Brunnen nach
künstlerischen Gesichtspunkten und mit Rücksicht auf
ästhetische Forderungen verfahren werde. Hauptaufgabe

1 der Vereinigung ist vorläufig die Schaffung, Ergänzung
und Unterstützung einer städtischen Kunslkommission, die
nach dem Vorschlage der Vereinigung aus zwölf Mit-
gliedern zu bestehen haben würde. Hierzu haben die
städtischen Kollegien noch Stellung zu nehmen. /. v.

Brüssel. Die sehenswertesten Kunstwerke Belgiens
zu verzeichnen, bezweckt die Einrichtung von korrespon-
dierenden Komitees der Königlichen Denkmalskommission.
Dieselben haben von allen bedeutenden Kunstwerken ge-
naue Listen anzufertigen, um auf diese Weise eine
Kontrolle zwecks Erhaltung und Restaurierung der wert-
vollen Schätze zu ermöglichen. Das Komitee des Brüsseler
Bezirkes hat als erstes einen Band von 199 Seiten mit
Lichtdruckbildern fertiggestellt, der alle vor 1830 datieren-
den in öffentlichen Gebäuden enthaltenen Kunstschätze
verzeichnet. Wir finden dort an erster Stelle die berühmte
Kanzel von St. Gudule — das Chorgitter von St. Nikolaus —
die Tafel Ecce-Homo von Michel Coxie in der Finistere
Kirche — die Kapelle von Thum und Taxis — das Denk-
mal von Flaminio Garnier und den Heiligenschrein der
hl. Barbara in der Sablon Kirche — das Altarblatt des
Hauptaltars, die Taufbecken und das Portal in Holzschnitze-
rei der Haller Kirche — die Wandmalereien der Kirche von
Anderlecht — die Chorstühle von Vilvorde und so fort.

A. R.

In Hessen - Darmstadt ist man wacker beschäftigt,
die Denkmäler zu klassifizieren. Zu Mainz allein sind dem
Vernehmen nach über 350 Häuser in die amtlichen Listen
eingetragen und ihre Besitzer mit Diplomen beehrt worden.
Auch im Kanton Bern wird mit Tatkraft in gleicher Richtung
gearbeitet. Der Niederreißung des Torturmes zu Büren
stellte sich die bereits geschehene Eintragung in die Listen
abwehrend entgegen, und sie konnte gesetzlicher Weise
nicht geschehen. So hat die Denkmalliste ihren Triumph
gefeiert, indem die Regierung, um dem maßgebenden
Willen der Mauerbrecher zum Durchbruch zu verhelfen,
vor der Erteilung der Genehmigung den Turm formell
aus der Liste tilgte. Hpt.

f.- Mit der Restaurierung des Innern der Kathedrale
von Lugano, die etwa 120000 Frs. erfordern wird, wird
nun begonnen, nachdem die bezüglichen Pläne der Archi-
tekten Maraini und Guidini vom Gemeinderat Luganos
genehmigt worden sind.

DENKMÄLER

Im Stift St. Paul in Kärnten wurde am 29. April ein
Denkmal des Komponisten Hugo Wolf enthüllt, dessen
Porträtrelief der Wiener Bildhauer Seifert gefertigt hat.

In Frankfurt a. M. hat sich ein Komitee gebildet,
das die Errichtung eines Mozartdenkmals anstrebt.

WETTBEWERBE
Für ein Unabhängigkeitsdenkmal in Quayaquil

(Ecuador) ist unter den Künstlern Deutschlands, Frank-
reichs und Italiens ein Wettbewerb ausgeschrieben worden,
bei dem drei Preise von 5000, 3000 und 1500" Frcs. ver-
teilt werden sollen. Für die Gesamtbaukosten sind 350000
bis 400000 Frcs. bestimmt. Das Denkmal soll aus einer
25 m hohen Säule bestehen, deren Sockel aus buntem
Marmor mit vier Bronzestandbildern von Unabhängigkeits-
helden geschmückt sein wird.

AUSSTELLUNGEN
Kopenhagen. Am 30. März ist die Frühjahrsausstel-
lung der Kunstakademie (Charlottenburg) eröffnet worden.
Die kleine goldene Medaille wurde der Malerin Ingeborg
Andreasen für ihre »Gefallene Amazone« (ins Herz ge-
troffen sinkt ihr weißer Leib gegen eine grauschwarze
 
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