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Wettbewerbe — Denkmäler — Ausgrabungen und Funde — Ausstellungen
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WETTBEWERBE
Der Kurort Karlsbad hat für Architekten deutscher
Nationalität einen Wettbewerb ausgeschrieben zur Er-
langung von Entwürfen zu einer Kolonnadenverbindung
zwischen dem Mühlbrunnen, Marktbrunnen und Schloß-
brunnen. Die Baukosten sind auf 800000 Kr. veranschlagt.
Ausgesetzt sind ein erster Preis von 8ooo, ein zweiter von
5000 und zwei dritte Preise von je 3000 Kronen. Ein-
sendungstermin 1. September.
Aus dem Wettbewerb um den Bau des Friedens-
palastes im Haag, den Carnegie errichten läßt, ist der
französische Baumeister M. Cordonnier in Lille als Sieger
hervorgegangen mit dem ersten Preis von 12000 Gulden.
Den zweiten Preis (9000 Gulden) erhielt der Pariser
Architekt F. A. Marcel, den dritten Preis (7000 Gulden)
ein junger Charlottenburger Architekt Franz Wendt, während
der vierte Preis dem Wiener Baumeister Otto Wagner zu-
erkannt worden ist. Der mit dem ersten Preis gekrönte
Entwurf des französischen Architekten lehnt sich im Stile
an die nordfranzösische Schloßarchitektur an. Zwei hohe
Türme flankieren den Bau.
DENKMÄLER
Petersburg. Mit Spannung wartet die Petersbürger
Kunstwelt auf Nachrichten über Fortschritte des Reiter-
denkmals Kaiser Alexanders III., das Fürst Paul Trubezkoi
auf dem Snamenski-Platze, gegenüber dem (Moskauer)
Nikolai-Bahnhof errichten soll. Die Spannung ist doch
wohl berechtigt angesichts der Frage, wie sich dieser
spezifische Impressionist mit einer Monumentalaufgabe ab-
finden wird. Hätte Fürst Trubezkoi nur mit dem Denkmal
Nikolaus' 1. von Baron Clott von Jürgensburg zu kon-
kurrieren, so wäre die Erwartung nicht so hoch, allein,
wo es heißt, ein Publikum befriedigen, das durch
Falconnets grandiosen Peter den Großen sich Begriffe
von Reiterdenkmälern gemacht hat, gehört das Ansehen
des Fürsten dazu, damit man nicht von vornherein seinem
Unternehmen mit Gleichgültigkeit entgegentrete. Leider
liegen gar keine authentischen Nachrichten über den Fort-
gang der Arbeit vor. Dazwischen taucht in der Tages-
presse eine unveibürgte Nachricht auf, Fürst Trubezkoi
hätte wieder einmal ein Hilfsmodell zerschlagen, um ein
neues, ihn selbst mehr befriedigendes zu machen, ja es
verlautete sogar, der Fürst wäre definitiv von der Arbeit
zurückgetreten. Muß man sich so dem vielerwarteten
Denkmal gegenüber in Geduld fassen, so erfuhr man
durch ein anderes Denkmal eine angenehme Überraschung:
das des Komponisten Michael Glinka, dessen Enthüllung
Ihnen seinerzeit gemeldet wurde.
Der Bildhauer Bach, Professor an der Kaiserlichen
Akademie der Künste, hat, trotz aller Schwierigkeiten, die
sich aus der Aufgabe selbst ergaben, eine ganz vorzüg-
liche Arbeit geleistet. Die Hauptschwierigkeit lag in dem
außerordentlich unrepräsentabeln Äußeren Glinkas, und
Bach hat es dennoch verstanden, in die kurzbeinige, dick-
leibige Figur eine Geschlossenheit der Silhouette zu bringen,
die man häufig vergebens bei ähnlichen Arbeiten von
realistischer Auffassung arg vermissen muß. Die Figur
steht auf einem sehr einfachen Sockel aus rotem finnischen
Granit, von dessen Rückseite nach rechts und links
Podeste gehen, die das Monument genügend auf dem
großen Platze zwischen Marientheater (Opernhaus) und
Konservatorium isolieren. Weder hat man in Petersburg
bisher eine Denkmalsepidemie erlebt, noch ist man durch
die vorhandenen Denkmäler verschiedener Berühmtheiten
allzu sehr verwöhnt, man freut sich daher desto mehr
über eine so gediegene Leistung wie Bachs Glinka.
-chm
Für das Londoner Shakespeare-Denkmal, das ein
architektonisches Monument werden soll, wird eine inter-
nationale Konkurrenz ausgeschrieben werden. Das Denkmal
soll im Jahre 1916, dem 300. Todesjahre des Dichters, vol-
lendet sein.
In Berlin ist ein Aufruf erlassen worden zur Errichtung
eines Denkmals für Eugen Richter.
Für das Heine-Denkmal in Deutschland sind be-
reits 30000 M. gesammelt worden, so daß seine Er-
richtung als gesichert angesehen werden darf.
Zu dem Wettbewerb um ein Monument für den
dänischen Politiker Viggo L. Hörup (f 1902) waren von
achtzehn Künstlern Entwürfe in Gips oder Ton eingesandt
und kürzlich im Kopenhagener Kunstindustriemuseuni
ausgestellt. Angenommen wurde der von Ferd. Willumsen,
der den großen Redner und Führer det Linken darstellt
auf einem die Füße verdeckenden dreieckigen Unterbau;
vorn eine breitkräftige Eiche in Bronze, an den Seiten ein
Fries, der die Freimachung des Bauernstandes nach Lösung
der Leibeigenschaft schildert. Das Denkmal, zu dem
10000 Kr. bewilligt sind, soll in der öffentlichen Park-
anlage »Kongens Have« stehen, die noch heute zu
politischen Volksfesten benutzt wird. Preise von je
500 Kr. ei hielten der Entwurf Siegfried Wagners (archi-
tektonisch aufgebauter, sehr dekorativer Gedenkstein, ohne
Büste oder Relief) und Harald Slott-Möllers (Hörup auf
einer girlandenbikiänzten Rednerbühne stehend). hg.
AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Praeneste. In Rom hat sich ein besonderes Komitee
gebildet, um große systematische Ausgrabungen in Pale-
strina, dem alten Praeneste, zu unternehmen. Man hat be-
sonders vor, die Reste des berühmten Fortunatempels von
den späteren Bauten zu befreien. f. h.
Rom. Die Direktion der Ausgrabungen des Forum
Romanum hat angefanger, einige der alten Häuser der Via
Salara Vecchia bei S. Lorenzo in Miranda abzureißen. Man
hofft dabei auf architektonische Überreste der Basiiica Ful-
via Emilia zu stoßen. f. h.
Rom. Bei den Ausgrabungen, die Giacomo Boni an
der Basis der Trajanssäule begonnen hatte, hat es sich
erwiesen, daß es nötig war, die Fundamente, welche im
Mittelalter durch Wegnahme einiger Travertinblöcke ge-
schwächt worden waren, zu restaurieren. Diese Arbeit
ist schon in Angriff genommen worden und dabei werden
auch die großen Fragmente des Sockels, die aufgefunden
worden sind, an ihrem alten Platz befestigt werden.
F. h.
Der Leipziger Restaurator Kühn, dem verschiedene
mittelalterliche Gemälde aus der Zwickauer Ratsbibliothek
zur Restaurierung übergeben waren, will in einem Porträt
des Kurfürsten Moritz von Sachsen einen echten Lucas
Cranach entdeckt haben.
AUSSTELLUNGEN
In Weimar ist am 1. Juni die dritte Ausstellung
des deutschen Künstlerbundes mit einer Ansprache des
Grafen Keßler eröffnet worden. Die Beteiligung der deut-
schen Künstler ist hinter den Vorjahren nicht zurückge-
blieben. Eine eingehende Würdigung wird an dieser Stelle
erfolgen.
Am 24. Mai ist in London die in der Prince's Gallery
veranstaltete deutsche Kunstausstellung durch die
Prinzessin Christian von Schleswig-Holstein eröffnet
worden. Wenn man nach den Urteilen der ersten
englischen Tageszeitungen gehen darf, so ist der Eindruck
dieser Veranstaltung auf die Londoner Kunstfreunde ziemlich
geteilt. Einerseits wird die Eigenart der deutschen Künstler
Wettbewerbe — Denkmäler — Ausgrabungen und Funde — Ausstellungen
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WETTBEWERBE
Der Kurort Karlsbad hat für Architekten deutscher
Nationalität einen Wettbewerb ausgeschrieben zur Er-
langung von Entwürfen zu einer Kolonnadenverbindung
zwischen dem Mühlbrunnen, Marktbrunnen und Schloß-
brunnen. Die Baukosten sind auf 800000 Kr. veranschlagt.
Ausgesetzt sind ein erster Preis von 8ooo, ein zweiter von
5000 und zwei dritte Preise von je 3000 Kronen. Ein-
sendungstermin 1. September.
Aus dem Wettbewerb um den Bau des Friedens-
palastes im Haag, den Carnegie errichten läßt, ist der
französische Baumeister M. Cordonnier in Lille als Sieger
hervorgegangen mit dem ersten Preis von 12000 Gulden.
Den zweiten Preis (9000 Gulden) erhielt der Pariser
Architekt F. A. Marcel, den dritten Preis (7000 Gulden)
ein junger Charlottenburger Architekt Franz Wendt, während
der vierte Preis dem Wiener Baumeister Otto Wagner zu-
erkannt worden ist. Der mit dem ersten Preis gekrönte
Entwurf des französischen Architekten lehnt sich im Stile
an die nordfranzösische Schloßarchitektur an. Zwei hohe
Türme flankieren den Bau.
DENKMÄLER
Petersburg. Mit Spannung wartet die Petersbürger
Kunstwelt auf Nachrichten über Fortschritte des Reiter-
denkmals Kaiser Alexanders III., das Fürst Paul Trubezkoi
auf dem Snamenski-Platze, gegenüber dem (Moskauer)
Nikolai-Bahnhof errichten soll. Die Spannung ist doch
wohl berechtigt angesichts der Frage, wie sich dieser
spezifische Impressionist mit einer Monumentalaufgabe ab-
finden wird. Hätte Fürst Trubezkoi nur mit dem Denkmal
Nikolaus' 1. von Baron Clott von Jürgensburg zu kon-
kurrieren, so wäre die Erwartung nicht so hoch, allein,
wo es heißt, ein Publikum befriedigen, das durch
Falconnets grandiosen Peter den Großen sich Begriffe
von Reiterdenkmälern gemacht hat, gehört das Ansehen
des Fürsten dazu, damit man nicht von vornherein seinem
Unternehmen mit Gleichgültigkeit entgegentrete. Leider
liegen gar keine authentischen Nachrichten über den Fort-
gang der Arbeit vor. Dazwischen taucht in der Tages-
presse eine unveibürgte Nachricht auf, Fürst Trubezkoi
hätte wieder einmal ein Hilfsmodell zerschlagen, um ein
neues, ihn selbst mehr befriedigendes zu machen, ja es
verlautete sogar, der Fürst wäre definitiv von der Arbeit
zurückgetreten. Muß man sich so dem vielerwarteten
Denkmal gegenüber in Geduld fassen, so erfuhr man
durch ein anderes Denkmal eine angenehme Überraschung:
das des Komponisten Michael Glinka, dessen Enthüllung
Ihnen seinerzeit gemeldet wurde.
Der Bildhauer Bach, Professor an der Kaiserlichen
Akademie der Künste, hat, trotz aller Schwierigkeiten, die
sich aus der Aufgabe selbst ergaben, eine ganz vorzüg-
liche Arbeit geleistet. Die Hauptschwierigkeit lag in dem
außerordentlich unrepräsentabeln Äußeren Glinkas, und
Bach hat es dennoch verstanden, in die kurzbeinige, dick-
leibige Figur eine Geschlossenheit der Silhouette zu bringen,
die man häufig vergebens bei ähnlichen Arbeiten von
realistischer Auffassung arg vermissen muß. Die Figur
steht auf einem sehr einfachen Sockel aus rotem finnischen
Granit, von dessen Rückseite nach rechts und links
Podeste gehen, die das Monument genügend auf dem
großen Platze zwischen Marientheater (Opernhaus) und
Konservatorium isolieren. Weder hat man in Petersburg
bisher eine Denkmalsepidemie erlebt, noch ist man durch
die vorhandenen Denkmäler verschiedener Berühmtheiten
allzu sehr verwöhnt, man freut sich daher desto mehr
über eine so gediegene Leistung wie Bachs Glinka.
-chm
Für das Londoner Shakespeare-Denkmal, das ein
architektonisches Monument werden soll, wird eine inter-
nationale Konkurrenz ausgeschrieben werden. Das Denkmal
soll im Jahre 1916, dem 300. Todesjahre des Dichters, vol-
lendet sein.
In Berlin ist ein Aufruf erlassen worden zur Errichtung
eines Denkmals für Eugen Richter.
Für das Heine-Denkmal in Deutschland sind be-
reits 30000 M. gesammelt worden, so daß seine Er-
richtung als gesichert angesehen werden darf.
Zu dem Wettbewerb um ein Monument für den
dänischen Politiker Viggo L. Hörup (f 1902) waren von
achtzehn Künstlern Entwürfe in Gips oder Ton eingesandt
und kürzlich im Kopenhagener Kunstindustriemuseuni
ausgestellt. Angenommen wurde der von Ferd. Willumsen,
der den großen Redner und Führer det Linken darstellt
auf einem die Füße verdeckenden dreieckigen Unterbau;
vorn eine breitkräftige Eiche in Bronze, an den Seiten ein
Fries, der die Freimachung des Bauernstandes nach Lösung
der Leibeigenschaft schildert. Das Denkmal, zu dem
10000 Kr. bewilligt sind, soll in der öffentlichen Park-
anlage »Kongens Have« stehen, die noch heute zu
politischen Volksfesten benutzt wird. Preise von je
500 Kr. ei hielten der Entwurf Siegfried Wagners (archi-
tektonisch aufgebauter, sehr dekorativer Gedenkstein, ohne
Büste oder Relief) und Harald Slott-Möllers (Hörup auf
einer girlandenbikiänzten Rednerbühne stehend). hg.
AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Praeneste. In Rom hat sich ein besonderes Komitee
gebildet, um große systematische Ausgrabungen in Pale-
strina, dem alten Praeneste, zu unternehmen. Man hat be-
sonders vor, die Reste des berühmten Fortunatempels von
den späteren Bauten zu befreien. f. h.
Rom. Die Direktion der Ausgrabungen des Forum
Romanum hat angefanger, einige der alten Häuser der Via
Salara Vecchia bei S. Lorenzo in Miranda abzureißen. Man
hofft dabei auf architektonische Überreste der Basiiica Ful-
via Emilia zu stoßen. f. h.
Rom. Bei den Ausgrabungen, die Giacomo Boni an
der Basis der Trajanssäule begonnen hatte, hat es sich
erwiesen, daß es nötig war, die Fundamente, welche im
Mittelalter durch Wegnahme einiger Travertinblöcke ge-
schwächt worden waren, zu restaurieren. Diese Arbeit
ist schon in Angriff genommen worden und dabei werden
auch die großen Fragmente des Sockels, die aufgefunden
worden sind, an ihrem alten Platz befestigt werden.
F. h.
Der Leipziger Restaurator Kühn, dem verschiedene
mittelalterliche Gemälde aus der Zwickauer Ratsbibliothek
zur Restaurierung übergeben waren, will in einem Porträt
des Kurfürsten Moritz von Sachsen einen echten Lucas
Cranach entdeckt haben.
AUSSTELLUNGEN
In Weimar ist am 1. Juni die dritte Ausstellung
des deutschen Künstlerbundes mit einer Ansprache des
Grafen Keßler eröffnet worden. Die Beteiligung der deut-
schen Künstler ist hinter den Vorjahren nicht zurückge-
blieben. Eine eingehende Würdigung wird an dieser Stelle
erfolgen.
Am 24. Mai ist in London die in der Prince's Gallery
veranstaltete deutsche Kunstausstellung durch die
Prinzessin Christian von Schleswig-Holstein eröffnet
worden. Wenn man nach den Urteilen der ersten
englischen Tageszeitungen gehen darf, so ist der Eindruck
dieser Veranstaltung auf die Londoner Kunstfreunde ziemlich
geteilt. Einerseits wird die Eigenart der deutschen Künstler