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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 17.1906

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Bredius, Abraham: Eine Festgabe: Rembrandt und seine Zeitgenossen von Wilhelm Bode. E. A. Seemann, Leipzig. Preis elegant kartoniert M. 6. - ; in Halbfranz M. 9. -
DOI Artikel:
Hermanin, Federico: Römischer Brief, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5902#0244

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471 Römischer Brief 472

sitzt, die riesige Reiterschlacht daselbst eins seiner
langweiligsten Werke.

Sehr anziehend ist das Wort über das hollän-
dische Stilleben, wo Bode ausführt, wie jede größere
Stadt, der Haag, Leiden, Haarlem, Utrecht, Amster-
dam, ihre eigenartigen Stillebenmaler zählte. Näher
geht er nur ein auf die größten: de Heem, van Bcyeren,
Willem Katff- Das schönste Stilleben Kalffs ist bei
Jonkheer Ch. van de Poll in Haarlem (nicht Haag).
Fast das gleiche Bild besitzt der Sammler Coats in
Glasgow, der auch den berühmten Delfter Vermeer
hat: Christus mit Maria und Martha. (Ein Druck-
fehler nennt ihn bei Bode Coets.) Ein Hauptbild
(wohl sein größtes dazu) von Kfltff besitzt das Museum
zu Le Matts. Es ist ca. zwei Meter hoch ; auf einem
mit rotem Plüsch bekleideten Stuhl mit silberner
Frange liegen eine silberne Trompete und ein ver-
goldeter Helm. Auf dem Vordergrunde links ein
reicher ornamentierter Schild und ein orientalischer
Säbel. Dahinter ein Tisch mit goldenen Zieraten,
ein Nautilusbecher und eine weiße, breitgemalte
seidene Schärpe. Rechts, an der Wand, eine herr-
liche, kostbar repoussierte goldene Schüssel. Ein
Wunder von Farbe und Malerei. Der goldene Degen
auf dem Tisch und der Schild auf dem Boden liegen
auf einem blauseidenen Tuch mit goldener Frange.
In derselben Galerie befindet sich noch ein W. Katff
1643 bezeichnetes Stilleben, das merkwürdig an Roe-
straten erinnert: mit bräunlich gemaltem Silberzeug,
Natilusmuschel, Gläsern usw. Und ein sehr feines
drittes Werk: ein Interieur mit einer alten Frau, die
den Kopf auf einem Arm stützt. Rechts Stilleben von
kupfernem und tönernem Küchengerät. Auf einem
Tisch lehnt eine zinnerne Schüssel, worin sich ein
blutiges Fleischstück spiegelt, das auf einem weißen
Tuch liegt. Ein Meisterwerk ersten Ranges, so schön
wie jenes andere in Schwerin, das Bode erwähnt.

Adriaen Brouwer wird aufs neue gründlich vor-
genommen — der Aufsatz zählt vierzig Seiten! Schade,
daß Bode den Harlemer Brouwer noch nicht aner-
kennen will. Das Bild ist doch wohl von ihm und
nicht von Craesbeeck, der trotz seines schönen Louvre-
bildes es nie zu solcher Breite und Genialität ge-
bracht hat.

Zu »van Dyck als Mitarbeiter von Rubens« führt
Bode noch einmal aus, wie viele früher dem Rubens
zugeschriebene Bilder von dem jugendlichen van Dyck
sind. Ein neuer Beweis dafür ist auch jenes große
Bild, das ich seinerzeit in Polen entdeckte und auf
die Antwerpener Ausstellung von dem Besitzer Fürst
Sanguszkow eingeschickt wurde. Man weigerte es
erst aufzuhängen, bis man in einem dort ausgestellten
Skizzenbuch van Dycks die Zeichnung für das Bild
fand: es ist der barmherzige Samariter, ganz in Rubens-
scher Art gemalt.

Eigentlich sind diese Frühbilder van Dycks für
mich die reizvollsten. Er hat dort zwar noch viel
Rubenssches behalten, zeigt sich noch abhängig von
seinem Lehrer, aber es liegt eine Begeisterung, ein
wunderbarer pathetischer Zug in diesen großen Kom-
positionen, die er später nicht wieder erreichen sollte.

Ich denke hier besonders an seine »Gefangennahme
Christi« und die »Dornenkrönung« aus Rubens'Nach-
laß in Madrid. Auch sind die herrlichen Porträts
aus den Jahren 1618—1619 in zahlreichen Samm-
lungen, besonders bei Fürst Liechtenstein in Wien und
in der Dresdener Galerie, durch größere Energie und
Lebendigkeit vielen der berühmten späteren englischen
van Dycks überlegen. Es ist wahr, daß manche
dieser frühen Porträts (Bode erwähnt deren eine be-
trächtliche Anzahl) den Werken Rubens' sehr nahe
stehen und fast zum Verwechseln ähnlich sind, aber
das größere Impasto in den Fleischpartien, die graue
Untermalung, während diese bei Rubens immer trans-
parent braun ist, lassen sie doch erkennen. Michel
in seinem Rubenswerke beansprucht die Mehrzahl der
jetzt mit Recht durch Bode van Dyck gegebenen
Porträts noch für Rubens; auch Rooses hält einen Teil
derselben noch immer für dessen Arbeiten, aber ich
glaube mit Unrecht. Ich habe wiederholt diese Bilder
nachgeprüft und stimme Bode in seinen Attributionen
vollständig bei. Dieser Artikel ist sehr bemerkenswert
und mit großer Deutlichkeit wird der Unterschied
zwischen den Arbeiten von Lehrer und Schüler aus-
einandergesetzt.

Noch einige Seiten über Rubens' letzte Schaffens-
periode beschließen dieses ausgezeichnete Buch.

Ein wirkliches »Handbuch«, das nirgends fehlen
darf, wo man etwas von der Liebe empfindet für die
herrliche holländische Schule des 17. Jahrhunderts,
dem Bode sein Leben widmete und der wir seine
reichsten Arbeiten verdanken. A. BREDIUS.

RÖMISCHER BRIEF

In der letzten Zeit ist verschiedenes Interessante in
Rom auf archäologischem Gebiete geleistet worden. Vor
allem die Ausgrabungen und Restaurierungsarbeiten an
der Trajanssäule, welche Giacomo Boni, aller gegen sein
Werk gerichteten Kritik ungeachtet, weitergeführt hat und
die von glänzendem Erfolg gekrönt worden sind. Der
unermüdliche Forscher hat nicht, wie man in allerhöchst
archäologischen Kreisen lachend behauptete, die goldene
Aschenurne Kaiser Trajans gefunden, denn für die haben
sich wohl schon vor etlichen Jahrhunderten wenn auch
weniger archäologische Liebhaber interessiert, aber es ist
ihm gelungen, die kleine Orabkammer wieder zu entdecken,
denn als solche ist der Raum wohl zu deuten, welcher links
von der Treppe im Sockel der Säule gefunden worden ist.
Drei Türen führen zu dem kleinen Raum, wo man deut-
lich noch die Stelle der mensa junebris erkennen kann.
Noch interessanter ist aber die Entdeckung, die Boni auf
der Nordseite der Säule gemacht hat. Nachdem er eine
in die Fundamente gegrabene mittelalterliche Orabkammer
mit elf Skeletten freigelegt hatte, spürte er noch
weiter und da kamen die Pflastersteine einer unter der
Trajanssäule liegenden alten Straße zum Vorschein. Die
wenigen Spatenstiche haben nach Bonis Meinung die alte
Annahme umgeworfen, daß die Höhe der Trajanssäule die
Höhe der von Trajan zur Erbauung seines Forums abge-
tragenen Erde bezeichnet, denn die alte Straße liegt nicht
nur unter der Trajanssäule, sondern auch anderthalb Meter
unter dem Pflaster des Hofes der trajanischen Bilbliotheken,
die Appollodor errichtete. Wie dann die Worte der Dedi-
kationsinschrift der Säule zu deuten sind, bleibt wohl
dahingestellt. Die zweite Entdeckung ist bei Casale
 
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