53 Personalien — Denkmäler
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Seit 1864 war er Ehrenmitglied der Dresdener Akademie
und Professor, auch lehrte er jahrelang an der Technischen
Hochschule. Als Künstler erfreute sich Öh me in früheren
Jahrzehnten hohen Ansehens, er war daher an allen den
großen dekorativen Aufgaben beteiligt, die der Dresdener
Künstlerschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
zufielen, so an der malerischen Ausschmückung der Hof-
°per und des Schauspielhauses in Dresden, sowie der
Albrechtsburg in Meißen. Für das Parlamentsgebäude in
Caracas in Südamerika malte er eines der 16 großen Ge-
mälde, mit denen es 1889 geschmückt ward: den Kongreß
zu Bolivar am 15. Februar 1819. Namentlich als Aquarellist
war er sehr geschickt. Mit Vorliebe malte er Landschaften
in Verbindung mit Bauwerken. Öhme stellte zum ersten
Male 1850 in der Dresdener Kunstausstellung aus, zum
letzten Male (eine Anzahl Aquarelle) im Jahre 1906. Die
Dresdener Galerie besitzt von ihm ein Ölgemälde, Stein-
bruch in der sächsischen Schweiz 1860, von seinem Vater
Ernst Ferdinand Öhme (1797—1855) einen Herbstabend
im großen Gehege bei Dresden 1830. ^?
Eduard Cichorius f. In Dresden ist am 16. Oktober
im Alter von 88 Jahren der Kunstsammler Eduard Cichorius
gestorben. Er stammte aus einer angesehenen Leipziger
Familie; sein verstorbener Bruder war einst Bürgermeister
in Leipzig. Er wohnte als reicher Privatmann schon seit
mehr als 30 Jahren in Dresden, wo er in einem Hotel
zwei Zimmer gemietet hatte, und lebte hier der Freude an
seinen Sammlungen. Seine Gemälde — besonders alte
Holländer — hat er schon bei Lebzeiten zum Teil wieder
veräußert, zum Teil an Museen geschenkt. Namentlich
verdankt ihm die Dresdener Galerie mehrere wertvolle Ge-
mälde von Ludwig Richter. In seiner reichen Sammlung
von Handzeichnungen sind besonders Schnorr von Carols-
feld, Peter Cornelius, Karl Peschel und wiederum Ludwig
Richter vertreten. Mit Richter war er eng befreundet, er
kaufte vieles von ihm schon zu einer Zeit, als der Dresdener
Meister noch keineswegs berühmt war und solche Käufe für
ihn eine große Wohltat bedeuteten. In der Dresdener
Ludwig Richter-Ausstellung, die der Galeriedirektor Karl
Wörmann vor wenigen Jahren innerhalb der sächsischen
Ausstellung veranstaltete, war Eduard Cichorius mit wert-
vollen Beiträgen vertreten. Ein kunstbegeisterter Mann von
vornehmer Gesinnung ist mit ihm dahingegangen. ^
PERSONALIEN
Wie das Leipziger Tageblatt meldet, hat Herr Geh.
Regierungsrat Prof. Dr. Max Lehrs, der Direktor des
Kupferstichkabinetts in Berlin, einen Ruf an das Kupfer-
stichkabinett in Dresden erhalten und angenommen. Herr
Professor Sponsel, der bisherige Direktor des Kupfer-
stichkabinetts, wird die Direktion des Grünen Gewölbes
übernehmen.
Der Wirkl. Geh. Oberbaurat Prof. Dr. Friedrich Adler
in Berlin feierte am 13. Oktober seinen achtzigsten Geburts-
tag. Adler ist auch geborener Berliner. Von den zahlreichen
hervorragenden Bauwerken, namentlich Kirchen, die seine
. tigkeit kennzeichnen, nennen wir nur die Erlöserkirche
•"Jerusalem und das Museum zu Olympia. Adler verfaßte:
Mittelalterliche Backsteinbauwerke des preußischen Staates,
Baugeschichtliche Forschungen in Deutschland, Weltstädte
in der Baukunst, Baugeschichte von Berlin, Die Stoa des
Attalos in Athen, Die Nordlandfahrt des Kaisers, Witten-
berg und Jerusalem, Die Erlöserkirche zu Jerusalem, Das
Mausoleum von Halikarnaß, Pharos von Alexandria und
andere mehr. Dresd, Allz.
Der langjährige Geschäftsführer der Kaiserlichen Er-
mitage Nikolai Schlodhauer ist krankheitshalber in den
Ruhestand getreten. An seine Stelle tritt sein bisheriger
Gehilfe Alexander Dworzicki, dessen Nachfolger im
Amte Georges v. Arronet wird. •chm-
DENKMÄLER
Für das Dresdener Schiller-Denkmal schreibt der
Denkmalsausschuß, der sich an Schillers hundertstem
Todestage gebildet hat, jetzt den Wettbewerb unter Dres-
dener Bildhauern aus. Besonders anerkennenswert ist, daß
die Gestaltung des Denkmals, ob ganze Figur, Brustbild,
Flachbild oder völlig freie Auffassung dem Ermessen des
Künstlers überlassen ist — nur ein Brunnen ist nicht er-
wünscht, wohl weil der zunächst in Aussicht genommene
Platz vor dem Kgl. Schauspielhause in Dresden-Neustadt
schon drei Brunnen aufzuweisen hat. Für die Herstellung
des Denkmals sind 50000 M. vorhanden, für Preise stehen
3500 M. zur Verfügung. Die Entwürfe (im Maßstab 1:8)
sind bis zum 2. März an die Kgl. Kunstgewerbeschule zu
Dresden einzusenden. Preisrichter sind von Künstlern die
Bildhauer Robert Diez, Hartmann-Maclean und Georg Wrba,
derMalerGotthardtKuehl und der Architekt Paul Wallot. ü
König-Georg-Denkmal zu Dresden. In dem Wett-
bewerb um die Ausführung des König-Georg-Denkmals zu
Dresden erhielt den ersten Preis der Entwurf des Bild-
hauers Georg Wrba — seit 1. April Professor an der Kunst-
akademie zu Dresden — und des Stadtbaurates Hans Erl-
wein. Zweite Preise erhielten Prof. Karl Seffner in Leipzig
und Bildhauer Walter Hauschild in Leipzig-Connewitz.
Zum Ankauf empfohlen wurden die Entwürfe von Prof. Max
Baumbach-Berlin und Prof. Ernst Hottenroth-Dresden.
Außerdem wurden die Entwürfe Feldmarschall, Dem König,
Schwarzgelb, Kriegsministerium, Sachsentreue, Providentiae
raeraor, Schlicht durch lobende Anerkennung ausgezeichnet.
Der Entwurf von Wrba und Erl wein überragt als monumentale
Leistung alle anderen bei weitem, er ist groß und denkmal-
mäßig empfunden, nicht als Statuette, die durch ihre Ver-
größerung jede große Wirkung verliert, wie dies leider bei
so vielen Denkmälern der letzten Jahrzehnte der Fall ist.
Einen prachtvollen Platz haben die beiden Künstler für ihr
Denkmal gewählt und zwar im festen Zusammenhange
mit der Neugestaltung des Theaterplatzes und des linken
Elbufers bei der Augustusbrücke, die bekanntlich bevorsteht.
Erlwein will vom Elbufer, dicht unterhalb der Augustus-
brücke, eine Freitreppe zum Theaterplatz einporführen;
vorn an der Rampe rechts erhebt sich ein gequaderter,
sonst fast ungegliederter abgestumpfter Kegel, und auf
diesem steht Wrbas prächtiges Reiterbild: das Roß macht-
voll, starr, in eherner Ruhe, der Reiter in idealer, an die
Antike anklingender Gewandung, barhaupt, Arme und
Beine bloß, die Füße in Sandalen. In sicherem Sitz, in
freier leichter Bewegung — mit der Linken die Zügel
haltend, die Rechte zurückgestreckt — bildet er einen
wundervollen Gegensatz zu dem Roß und dabei ergibt
sich eine einheitlich geschlossene Gruppe mit prächtiger
Silhouette, die sich sowohl von der Brücke wie vom Theater-
platz imposant ausnehmen muß. Wir sind nachgerade der
ebenso einförmigen wie unmonumentalen Reiterfiguren,
die nach Bildnistreue streben und so unmonumental wirken,
so überdrüssig, daß man wohl darauf rechnen darf, der
Entwurf von Wrba und Erlwein solle auch zur Ausführung
bestimmt werden, zumal da Erlwein zu gleicher Zeit in
einem Stadtmodell für den gesamten Theaterplatz nebst
Elbufer eine reife Lösung vorschlägt, welche die bestehenden
Mängel heben und den Platz wesentlich verbessern würde.
— Karl Seffners Entwurf zeichnet sich durch ungemein
schlagende Bildnistreue des Königs Georg in seiner charak-
teristischen Haltung 2U Pferd aus, verspricht aber keine
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Seit 1864 war er Ehrenmitglied der Dresdener Akademie
und Professor, auch lehrte er jahrelang an der Technischen
Hochschule. Als Künstler erfreute sich Öh me in früheren
Jahrzehnten hohen Ansehens, er war daher an allen den
großen dekorativen Aufgaben beteiligt, die der Dresdener
Künstlerschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
zufielen, so an der malerischen Ausschmückung der Hof-
°per und des Schauspielhauses in Dresden, sowie der
Albrechtsburg in Meißen. Für das Parlamentsgebäude in
Caracas in Südamerika malte er eines der 16 großen Ge-
mälde, mit denen es 1889 geschmückt ward: den Kongreß
zu Bolivar am 15. Februar 1819. Namentlich als Aquarellist
war er sehr geschickt. Mit Vorliebe malte er Landschaften
in Verbindung mit Bauwerken. Öhme stellte zum ersten
Male 1850 in der Dresdener Kunstausstellung aus, zum
letzten Male (eine Anzahl Aquarelle) im Jahre 1906. Die
Dresdener Galerie besitzt von ihm ein Ölgemälde, Stein-
bruch in der sächsischen Schweiz 1860, von seinem Vater
Ernst Ferdinand Öhme (1797—1855) einen Herbstabend
im großen Gehege bei Dresden 1830. ^?
Eduard Cichorius f. In Dresden ist am 16. Oktober
im Alter von 88 Jahren der Kunstsammler Eduard Cichorius
gestorben. Er stammte aus einer angesehenen Leipziger
Familie; sein verstorbener Bruder war einst Bürgermeister
in Leipzig. Er wohnte als reicher Privatmann schon seit
mehr als 30 Jahren in Dresden, wo er in einem Hotel
zwei Zimmer gemietet hatte, und lebte hier der Freude an
seinen Sammlungen. Seine Gemälde — besonders alte
Holländer — hat er schon bei Lebzeiten zum Teil wieder
veräußert, zum Teil an Museen geschenkt. Namentlich
verdankt ihm die Dresdener Galerie mehrere wertvolle Ge-
mälde von Ludwig Richter. In seiner reichen Sammlung
von Handzeichnungen sind besonders Schnorr von Carols-
feld, Peter Cornelius, Karl Peschel und wiederum Ludwig
Richter vertreten. Mit Richter war er eng befreundet, er
kaufte vieles von ihm schon zu einer Zeit, als der Dresdener
Meister noch keineswegs berühmt war und solche Käufe für
ihn eine große Wohltat bedeuteten. In der Dresdener
Ludwig Richter-Ausstellung, die der Galeriedirektor Karl
Wörmann vor wenigen Jahren innerhalb der sächsischen
Ausstellung veranstaltete, war Eduard Cichorius mit wert-
vollen Beiträgen vertreten. Ein kunstbegeisterter Mann von
vornehmer Gesinnung ist mit ihm dahingegangen. ^
PERSONALIEN
Wie das Leipziger Tageblatt meldet, hat Herr Geh.
Regierungsrat Prof. Dr. Max Lehrs, der Direktor des
Kupferstichkabinetts in Berlin, einen Ruf an das Kupfer-
stichkabinett in Dresden erhalten und angenommen. Herr
Professor Sponsel, der bisherige Direktor des Kupfer-
stichkabinetts, wird die Direktion des Grünen Gewölbes
übernehmen.
Der Wirkl. Geh. Oberbaurat Prof. Dr. Friedrich Adler
in Berlin feierte am 13. Oktober seinen achtzigsten Geburts-
tag. Adler ist auch geborener Berliner. Von den zahlreichen
hervorragenden Bauwerken, namentlich Kirchen, die seine
. tigkeit kennzeichnen, nennen wir nur die Erlöserkirche
•"Jerusalem und das Museum zu Olympia. Adler verfaßte:
Mittelalterliche Backsteinbauwerke des preußischen Staates,
Baugeschichtliche Forschungen in Deutschland, Weltstädte
in der Baukunst, Baugeschichte von Berlin, Die Stoa des
Attalos in Athen, Die Nordlandfahrt des Kaisers, Witten-
berg und Jerusalem, Die Erlöserkirche zu Jerusalem, Das
Mausoleum von Halikarnaß, Pharos von Alexandria und
andere mehr. Dresd, Allz.
Der langjährige Geschäftsführer der Kaiserlichen Er-
mitage Nikolai Schlodhauer ist krankheitshalber in den
Ruhestand getreten. An seine Stelle tritt sein bisheriger
Gehilfe Alexander Dworzicki, dessen Nachfolger im
Amte Georges v. Arronet wird. •chm-
DENKMÄLER
Für das Dresdener Schiller-Denkmal schreibt der
Denkmalsausschuß, der sich an Schillers hundertstem
Todestage gebildet hat, jetzt den Wettbewerb unter Dres-
dener Bildhauern aus. Besonders anerkennenswert ist, daß
die Gestaltung des Denkmals, ob ganze Figur, Brustbild,
Flachbild oder völlig freie Auffassung dem Ermessen des
Künstlers überlassen ist — nur ein Brunnen ist nicht er-
wünscht, wohl weil der zunächst in Aussicht genommene
Platz vor dem Kgl. Schauspielhause in Dresden-Neustadt
schon drei Brunnen aufzuweisen hat. Für die Herstellung
des Denkmals sind 50000 M. vorhanden, für Preise stehen
3500 M. zur Verfügung. Die Entwürfe (im Maßstab 1:8)
sind bis zum 2. März an die Kgl. Kunstgewerbeschule zu
Dresden einzusenden. Preisrichter sind von Künstlern die
Bildhauer Robert Diez, Hartmann-Maclean und Georg Wrba,
derMalerGotthardtKuehl und der Architekt Paul Wallot. ü
König-Georg-Denkmal zu Dresden. In dem Wett-
bewerb um die Ausführung des König-Georg-Denkmals zu
Dresden erhielt den ersten Preis der Entwurf des Bild-
hauers Georg Wrba — seit 1. April Professor an der Kunst-
akademie zu Dresden — und des Stadtbaurates Hans Erl-
wein. Zweite Preise erhielten Prof. Karl Seffner in Leipzig
und Bildhauer Walter Hauschild in Leipzig-Connewitz.
Zum Ankauf empfohlen wurden die Entwürfe von Prof. Max
Baumbach-Berlin und Prof. Ernst Hottenroth-Dresden.
Außerdem wurden die Entwürfe Feldmarschall, Dem König,
Schwarzgelb, Kriegsministerium, Sachsentreue, Providentiae
raeraor, Schlicht durch lobende Anerkennung ausgezeichnet.
Der Entwurf von Wrba und Erl wein überragt als monumentale
Leistung alle anderen bei weitem, er ist groß und denkmal-
mäßig empfunden, nicht als Statuette, die durch ihre Ver-
größerung jede große Wirkung verliert, wie dies leider bei
so vielen Denkmälern der letzten Jahrzehnte der Fall ist.
Einen prachtvollen Platz haben die beiden Künstler für ihr
Denkmal gewählt und zwar im festen Zusammenhange
mit der Neugestaltung des Theaterplatzes und des linken
Elbufers bei der Augustusbrücke, die bekanntlich bevorsteht.
Erlwein will vom Elbufer, dicht unterhalb der Augustus-
brücke, eine Freitreppe zum Theaterplatz einporführen;
vorn an der Rampe rechts erhebt sich ein gequaderter,
sonst fast ungegliederter abgestumpfter Kegel, und auf
diesem steht Wrbas prächtiges Reiterbild: das Roß macht-
voll, starr, in eherner Ruhe, der Reiter in idealer, an die
Antike anklingender Gewandung, barhaupt, Arme und
Beine bloß, die Füße in Sandalen. In sicherem Sitz, in
freier leichter Bewegung — mit der Linken die Zügel
haltend, die Rechte zurückgestreckt — bildet er einen
wundervollen Gegensatz zu dem Roß und dabei ergibt
sich eine einheitlich geschlossene Gruppe mit prächtiger
Silhouette, die sich sowohl von der Brücke wie vom Theater-
platz imposant ausnehmen muß. Wir sind nachgerade der
ebenso einförmigen wie unmonumentalen Reiterfiguren,
die nach Bildnistreue streben und so unmonumental wirken,
so überdrüssig, daß man wohl darauf rechnen darf, der
Entwurf von Wrba und Erlwein solle auch zur Ausführung
bestimmt werden, zumal da Erlwein zu gleicher Zeit in
einem Stadtmodell für den gesamten Theaterplatz nebst
Elbufer eine reife Lösung vorschlägt, welche die bestehenden
Mängel heben und den Platz wesentlich verbessern würde.
— Karl Seffners Entwurf zeichnet sich durch ungemein
schlagende Bildnistreue des Königs Georg in seiner charak-
teristischen Haltung 2U Pferd aus, verspricht aber keine