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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 19.1908

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Buchwald, Conrad: Tagungen
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Seidlitz, W. von: Thieme und Beckers Künstlerlexikon
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https://doi.org/10.11588/diglit.5784#0057

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Thieme und Beckers Künstlerlexikon

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Daß der neue Ausschuß aber außer der günstigen
Regelung des Verhältnisses des Kongresses zu der
Gesellschaft noch einen ganzen Pack anderer Auf-
gaben aufgebürdet erhielt: Kommission für Jahres-
berichte, Kommission für Normalfarbentafeln, Kom-
mission für photographische Veröffentlichungen,
Kommission für die internationale ikonographische
Gesellschaft usw. mag nebenbei erwähnt werden.
Wichtig aber war noch die Mitteilung, daß sich in
den Kongreßtagen einige Fachgenossen zusammen-
gefunden hatten, die die Gründung eines Verbandes
deutscher beamteter Kunstgelehrter zur Wahrung von
Berufsinteressen ins Auge faßten, über die Professor
Dr. Sponsel-Dresden nähere Auskunft erteilt.

CONRAD BUCHWALD.

THIEME UND BECKERS KÜNSTLERLEXIKON
Das allgemeine Lexikon der bildenden Künstler
von der Antike bis zur Gegenwart, von Dr. Ulrich
Thieme und Dr. Felix Becker, dessen erster Band, bis
Antonio de Miraguel reichend, soeben (Oktober 1907)
bei Wilhelm Engelmann in Leipzig erschienen ist,
bildet ein Weltereignis auf dem Gebiete der Kunst-
literatur, dem wir vor allem eine glückliche Weiter-
führung nach dem Plane, daß es in etwa halbjährlich
— allenfalls auch jährlich — erscheinenden Bänden,
namentlich aber unter Einhaltung der in Aussicht ge-
nommenen nicht mehr als zwanzig Bände zu Ende
geführt werde, wünschen müssen. In dieser Hinsicht
wirkt die Versicherung der Herausgeber durchaus be-
ruhigend, daß sie nach dem umfangreichen Zettel-
material, welches sie bereits seit zehn Jahren ange-
sammelt haben, den Rohbau des ganzen Werkes so weit
übersehen, um für die Durchführung dieses Programms
einstehen zu können. Denn Grundbedingung für das
Gelingen und den Erfolg eines solchen lexikalischen
Unternehmens ist es, daß dessen Beendigung innerhalb
einer vernünftig bemessenen Zeitspanne auch wirklich
erwartet werden kann, während man sich mit der Art
der Durchführung im einzelnen schon eher abzufinden
vermöchte, wenn nur die erforderliche Sachkenntnis
und Gewissenhaftigkeit obwalten.

Dieses neue Lexikon bietet nach der Seite des
Inhaltes und der Anordnung alles, was von einem
solchen Unternehmen erhofft werden kann. Etwa
150000 Künstler bis in die Gegenwart hinein und
ohne Ausschluß irgendwelcher Länder sollen darin
behandelt werden; gegen 300 Spezialforscher aller
Nationen, von denen .ein großer Teil bereits an diesem
Bande mitgearbeitet hat, wollen dafür sorgen, daß
überall nach Möglichkeit die neuesten Ergebnisse be-
rücksichtigt werden. Infolgedessen läßt sich behaupten,
daß tatsächlich nur der allerkleinste Teil der hier behan-
delten Namen jedem einzelnen Kunsthistoriker bekannt
sein wird, während andererseits die Gewähr geboten
ist, daß man kaum vergeblich nach einem noch so
verborgenen Künstler suchen wird. In dieser Art
Vollständigkeit liegt aber ein großer Teil des Wertes.

Trotzdem der Plan des Ganzen gegenüber dem
letzten großen Kümtlerlexikon, dem von Julius Meyer,
das nur bis zu seinem dritten Bande gediehen und

dabei nicht weiter als bis zu dem Namen Bezzuoli
gelangt war, zum Nutzen der Durchführbarkeit und
nicht minder der Handlichkeit wesentlich einge-
schränkt worden ist, konnten daneben doch manche
sehr erwünschte Erweiterungen des Inhalts eingeführt
werden. Abgesehen von den vielen in den da-
zwischenliegenden dreißig Jahren neu hinzugekom-
menen Künstlernamen ist hier auch noch die Kunst
Ostasiens mit aufgenommen worden; manche Künstler,
die bisher noch keine eingehendere Bearbeitung ge-
funden hatten, konnten ausführlicher berücksichtigt
werden; reiches neues Material floß aus verschiedenen
großen Notizensammlungen zu, die für das Unter-
nehmen zum erstenmal nutzbar gemacht werden
konnten; bei einigen Künstlerfamilien, wie z. B. bei
Alberti, Abt und anderen, sind als eine Neuerung
Stammbäume hinzugekommen.

Dafür ist aber auch als Höchstmaß, selbst für die
bedeutendsten Künstler, der Raum von 15 Seiten ein-
geführt worden; auf eine vollständige Aufzählung der
Werke ist verzichtet worden; wo Verzeichnisse solcher
vorlagen oder Abhandlungen über einzelne Punkte
aus dem Leben der Künstler bereits bestanden, ist
unter kurzer Hervorhebung der Hauptergebnisse dar-
auf verwiesen worden. Durch solche Einschränkungen
ist erreicht worden, daß trotz aller Erweiterungen der
Inhalt des ersten Bandes von Meyer, der bis ein-
schließlich Andreani ging und 727 Seiten umfaßte
(freilich auch die ausführliche AIlegri-Biographie ent-
hielt), hier auf 470 Seiten gebracht werden konnte.

Zwei Schwierigkeiten, die sich der zweckmäßigen
Anordnung eines jeden Lexikons entgegenstellen und
von deren Überwindung das Gelingen eines solchen
Werkes wesentlich abhängt, sind hier in durchaus
glücklicher Weise gelöst worden, wenn man dabei
in Betracht zieht, daß einige Unebenheiten, die anfangs
nicht ganz zu vermeiden sind, sich leicht im weiteren
Verlauf werden beseitigen lassen, sobald die Redaktion
ihre Erfahrungen gesammelt haben wird und die Mit-
arbeiter den Nutzen einer möglichst einheitlichen Be-
handlung erkannt haben werden. Dies betrifft einer-
seits die alphabetische Anordnung der Namen, die
freilich ganz Sache der Redaktion ist; dann aber das
Einhalten des richtigen Maßes bei der Abfassung der
einzelnen Artikel, wobei die Mithilfe der Verfasser sehr
wesentlich ins Gewicht fällt.

Da beide Punkte eine gewisse Teilnahme auch
bei der Allgemeinheit beanspruchen dürfen, wird es
sich verlohnen, auf sie etwas ausführlicher einzugehen.

Bei der alphabetischen Anordnung sind die In-
struktionen für die preußischen Bibliotheken im wesent-
lichen zur Richtschnur genommen worden; nur bei
den alteingebürgerten populären Künstlernamen sind
diese statt des wirklichen Familiennamens verwendet
worden. Man hat also nach Correggio, Giorgione,
Michelangelo, Raffael, Tizian zu suchen; nicht nach
Allegri, Barbarelli, Buonarroti, Santi, Vecellio. Das
bezieht sich, wenn nur die allgemein bekannten und
nicht diejenigen Künstler so behandelt werden, deren
eigentlicher Name uns jetzt ebenso unbekannt geworden
ist wie ihr Spitzname (was bei vielen italienischen Kunst-
 
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