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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 2.1888-1889

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Heft 3
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Vom Tage
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Sprechsaal
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https://doi.org/10.11588/diglit.11724#0049

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vermögen prodirkte dieser letzten Art, ans Wjätkaschen Bauer-
händen hervorgegangen, kaum mehr als ein mitleidiges
Lächeln zu entlocken: der erste Blick lehrt, daß der Darsteller
nicht die geringste Ahnung hatte, was er schaffen sollte. —
Die Figuren haben verschiedene Lsöhe, bis zu einem Neter;
durch geschmolzenes Stearin wird dem Gips Glanz verliehen.
Der jdreis schwankt zwischen einer halben uud zehn lNark.
Aarawajew setzt jährlich ab sür etwa 2500 Mark.

» Über das Linrahmen von j) ho t og r ap h ien finden
wir in der „Schles. Z." gelegentlich einer Bilderbesprechung
ein paar Bemerkungen jdaul Schumanns, die wir um
so lieber hier wiedergeben, als das kherkommen hier der
künstlerischen Wirkung ganz allgemein entgegenarbeitet. 5chu-
mann empfiehlt, beim Linrahmen von jdhotographien in den
meisten Fällen den weißen Rand einfach wegzuschneiden.
,,Man kommt dadurch der Bildwirkung unendlich viel
näher, als wenn man zwischen Rahmen und Darstellnng eine
störende weiße Fläche stehen läßt. Lctztere verhindert nämlich,
daß ein dargestellter Innenraum, eine Landschast, wirklich ticf
erscheinen. Alan kann sich ja auch bei einem Glbilde leicht
überzeugen, welch wichtige Rolle der Rahmen spielt. Die

Darstellung ohne Rahmen ist unvollkommen, ihr sehlt der ruhe-
schaffende Abschluß. Der Rahmen erst giebt Abschluß und
Besriedigung und gewiffermaßen die künstlerische Berechtigung,
ein beliebiges Stück aus der Natur herauszuschneiden und
malerisch darzuftellen. Bei einem Glbilde denkt niemand
daran, zwischen Rahmen und Malerei ein gleichgültiges Stück
Leinwand oder kjolz stehen zu lassen. Bei dcr jdhotographie
ist es genau so störend nnd überflüssig. Allerdings ist ein
Übelstand bei der Sache. Ist nämlich die Tapete des Zimmers
dunkel, der Rahmen dunkel und die jdhotographie auch, so
hebt sich das Ganze schlecht von der wand ab. Indeß eine
geeignete !Vahl der Farbe des Rahmens hilst diesem Übelstande
leicht ab. Bei Darstellungen, welche keine Tiese haben, wie
bei Bildnissen aus idealem bsintergrunde, kann man einen
schmalen Papierrand ohne Schaden stehen lassen, wenn man
von der Gewohnheit nicht lassen mag. Geschmackvoller ist es
in jedem Falle, ihn wegzulassen."

7

» Geslorben. j)ros. Salomon Vögelin (verdienter
Runst- und Rulturhistoriker und geistvoller akademischer Lehrer
an der Züricher Universität) ff 5l Iahre alt zu Zürich.

Lpreebsnal.

CAnter sacblicber Verantwortung der Derren Ltnsendcr.)

In Sachen „Runstgenuß und vergnügen"
sind uns aus Künstlerkreiseu zwei Beiträge für deu
„Sprechsaal" zugegaugeu, dereu Bersasser uugeuauut
zu bleiben wüuschen.

Der erste derselbeu stellt sich Steiuhausens Aus-
sühruugen ablehueud gegeuüber. „Zuuächst", so be-
ginut der Versasser, „siud die Ausstelluugen oon heute
doch keine sertig ins Leben getreteuen Lrscheinuugeu,
denen man ohne TBeiteres ihre Daseiusberechtigung
abstreiten kann, sonderu langsam aus dem Bedürfnis

— zu zeigen aus der eineu, zu schauen aus der audern
Seite — herausgewachsen uud ausgebaut. Damit
wäre sedoch uicht ausgeschlossen, daß ihnen wirklich
mancherlei Lehler auhafteten, die zu bekämpfen ver-
dienstlich und notwendig wäre", aber Steinhaufens
Ausführungen erwieseu solche nicht, denn wären seine
Liuwendungen selbst haltbare (was der Linsender
nicht zugiebt), so ließe sich jeder derselben ohne große
Mühe ein Vorzug weit überwiegeuder Art entgegeu-
halten. Am Lnde sei doch auch die Ausstelluug nicht der
Lndzweck der Arbeit. „Steinhausen verlegt viel zu
viel von der wirkuug uach außerhalb. IVas ein
Aunstwerk au sich ist, das sehe ich am besten da, wo
ihm die Umgebung uicht zu Lsilfe kommt! ^at es
auch hier die Arast, mich in seine Sphäre zu ziehen,
so ist es echt. Die andere Uüeinung gelangt in ihreu
Aonsequenzen notwendigerweise zu sogenanuten de-
korativen Ausstellungen, und endlich zur Lsarmonium-
begleitung, als zu plumpen Aütteln, einer armseligen
jDhantasie unter die Arme zu greifen. Davon uehme
tch z. B. auch die erhöhte IVirkung eines Aircheu-
bildes an Grt uud Ltelle keiueswegs aus. Nicht
dieses wirkt hier auf den gläubigeu Lhristen, souderu
die Idee, welche er mit der Umgebung verbindet."
„ Mer wirklich echtes Kuustverständnis mitbringt,
dem wird auch die größte Ausstelluug durchaus nicht
eine solche Überfülle guter Leistuugeu bieten, daß er
davou erdrückt oder zur Llüchtigkeit veraulaßt würde.
<Lr läßt ruhig liuks liegen, was ihm unwert erscheint.

— Der richtige Aunstiguoraut auf der andern Seite

kann hier kaum in Betracht kommen. <Lr reagirt
aus garnichts erustlich; so ist ihm nicht zu helfen
uoch zu schadeu. Zwischen beiden giebt es aber eine
dritte Art des Aunstpublikums, uud diese scheiut Stein-
hausen besonders im Auge zu haben. Äe besitzt
natürliches Verständnis uud das aufrichtige Bedürs-
nis, es auszubilden. Sind es also diese, die Schaden
uehmen könuten? — Ich glaube kaum, - - glaube
vielmehr bestimmt, daß man ihnen mit den Aus-
stellungen geradezu die Alöglichkeit küustlerischer <Lr-
ziehuug weguehmeu würde, deun durch was wird
dieselbe sicherer vermittelt, als durch das Vergleicheu
der verschiedeuartigsten Leistungen? — Der IVert
eines Runstwerks besteht doch uicht an sich, sonderu
wird bemessen uach dem, was in seiner Art erreich-
bar ist oder war. IVie soll Zemand ihu also er-

kenueu uud schätzen, wenn er nicht viel — viel

gesehen hat, und zugleich iu Staud gesetzt wird, durch
Nebeneiuauderhalten hier den Alangel, dort den Über-
schuß wahrzuuehmen? — Das wären die Grüude,
die man im Interesse des j?ublikums für die Aus-
stellungen geltend machen könnte. Zn demjenigen
der Aüustler uud der Nunst selbst sind es so viele,

daß ich nur eiuige davou ausführen will; vou der

unbedingteu Notwendigkeit eines Alarktes ganz zu
schweigen. Nur der Aünstler weiß, was er durch
Sehen leruen kauu. Dem geben die Ausstellungen
den weitesteu Spielraum, deun hier sieht er die <Lr-
zeugnisse aller Geschmacksrichtungen aller Nationeu
beieinander, und kann sich von ihneu aneignen, was
ihm schätzbar dünkt. Vor Allem geben sie ihm aber
auch besser als alles Andere Gelegenheit, sich über
sich selbst und die Abäugel seiner eigeneu IVerke klar
zu werden. IVie mancher, dem seine Arbeiten im
Atelier miudestens als achtbare Leistungen erschienen,
hätte nicht schon viel darum gegebeu, sie wieder da-
heim zu haben, als er sie in der Ausstellung sah!
Das liegt uicht etwa in den ungünstigen Ausstellungs-
bedingungeu, soudern iu der vergleichung mit andern:
dem besten Rorreotiv aller künstlerischen Ausschreitungen

ls

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