Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 2.1888-1889

DOI Heft:
Heft 9
DOI Artikel:
Vom Tage
DOI Artikel:
Sprechsaal
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.11724#0144

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Malerei, dafür in 2lnsxruch nehmen. Die Bewerbung soll
nur durch 5kizzen ersolgen, welche in Zeichnungen oder in
Modellcn oder in bciden zugleich bcftehen können. . . Die
Linlieserung der Entwürse inuß bis zuin Septcniber d. I.
ersolgt scin. . . Das jdreisgericht besteht aus (q- Mitgliedern,
und zwar sollen 7 dein Bundesrat oder Reichstag angehörcn,
die 7 anderen künstlerische Sachrcrständige sein. Die Der-
öffentlichung der Nainen dcr Mitglieder bleibt vorbehalten. . .
Für die beiden besten Lösungen werden zwei j?reise von je
t0,000 Mark, sür die vier nachstehcnden Lösungen vier jdrcise
von je 3000 Mark ausgesetzt. Gegen Aahlung der jdreise
erwirbt die Reichsverwaltung das Recht, über die Entwürse
und deren Inhalt zu versügen. Sämtlichc Entwürse sollen
öffentlich ausgestellt werden." Lin genauer Abdruck dcs voll-
ständigen jdreisausschreibens usw. kanu ans schristlichen Antrag
voin Bureau des Rcichsamtes dcs Innern bezogen werden.

Sp

Zu Sacheu: ra si r uugsb ez ei ch u uu g.

Das Zdealbild, welches cherr Nichard Radeu vou
der Zuterpretatiouskuuft eutwirst, steht leider mit der
uüchterueu wirklichkeit iu grellem widerspruch. Ge-
wiß giebt es gottbeguadete Rüustler, welche mit
kougeuialem Derstäuduis sich iu die uur audeuteude
Niederschrist der Touwerke unserer Rteister verseukeu,
uud vom heiligeu Leuer der Begeisteruug ergrisseu
dieselbeu ueu schasseu, uicht uur selbst iutuitiv ihreu
Aufbau im Großeu wie im Rleiueu begreiseud, souderu
auch dem thörer ihre Geheimuisse erschließeud; gewiß
giebt es auch Lehrer, deueu zwar die techuische vir-
tuosität sehlt, schwierigere Merke deu 5chülern durch
siuulich lebeudige Vorführuug zu erläuteru, die aber
deuuoch durch eiuzelue bhiuweise aus die thematische
Tutwickeluug, durch Neguliruug der Tempouahme
uud Dyuamik, durch Auseueru uud bsemmeu uud durch
vorspieleu eiuzeluer Stelleu uugesähr dasselbe zu er-
reicheu vermögeu. Aber diese 2luserwählteu siud
düuu gesäet. bheute musizireu allzuviele, au dereu
Miege die Atuseu uicht gestaudeu habeu, uud zwar
uicht uur als bescheideue Dilettauteu, souderu als
geschätzte Lehrer uud geseierte Dirtuosen; wer das
leuguet, inacht absichtlich die Ohreu zu. Das Über-
wucheru des virtuoseutums aus der eiueu Seite uud
das immer mehr zuuehmeude Trgreiseu des musikalischeu
Lehrberufs ohue iuuere Nötiguug, ja ohue jede Be-
rechtiguug, als bequeineu (?) Broterwerbs mit er-
träumtem Aüustleruimbus siud Arebsschädeu, au deueu
die Atusikübuug uuserer Zeit schwer kraukt. Zst es
verwuuderlich, daß diese jDseudoküustler geuug damit
zu thuu habeu, wiederzugebeu, was iu Noteu da-
steht? Zch habe berühmte Dirtuoseu gehört, die uur
Noteu, sehr viele Noteu iu sehr kurzer Zeit spielteu,
aber keiue Toudichtuugeu; ich habe Lehrer genug
keuueu gelerut, deueu sür lebeudigeu 2lusdruek alles
Berstäuduis fehlte. Ts wäre vergebeue Liebesmühe,
diese Uuberusueu zu bekämpseu, zu versucheu, sie seru-
zuhalteu; alles, was man mit ehrlichem guteu Milleu
zum Dseile der Auust versucheu kauu, ist, uach blrästeu
zu helsen, daß die Lehre vor eiuer ähulicheu Der-
stachuug und Deräußerlichuug bewahrt bleibe oder
vielmehr, daß dem leider uicht wegzuleugueudeu Liu-

In Roin ist durch einen Zufall entdeckt worden, daß
Rafaels lVohnhaus, das inan längst der Exitzhacke geoxfert
glaubte, noch besteht und zwar an der j)iazza Scossacavalli,
welche den alten und neuen Borgo in ihrem inittleren Teile
verbindet. Doch wird das Gebäude wohl kauin zu retten sein:
dein röinischen Munizipiuin steht es bei der Regulirung des
Borgoviertels iin lDcge, durch die ein schönerer Zugang zu
5t. jdeter geschaffen werden soll.

In jdaris wird ein galloroinanisches Museuin
eröffnet werden, das zahlreiche Eärge, Mosaikcn, Bildsäulcn,
Säulen und Friese enthalten und die reichste derartige Sainin-
lung in Frankreich unischließen soll.

In Ro in wird vom 2H. März bis zuin z. Iuni d. I.
eine Ausstellung von Merken der Reramik stattfinden.

Gestorbon. Alexander Labanel, der bekannte
Maler, gest. 66 Iahr alt ain 23. Ian. zu jdaris.

recbsnnl.

Cllliitcr sacblicber Vcrantwcrtimg dcr Dcrren Linscndcr.)

reißen dieser Derderbnis Linhalt gethan werde. Das
ist der Zweck der j?hrasirungsbewegung.

Allerdiugs ist uicht uur das Lindringen der Un-
begabten und Begeisterungslosen, der banausischen
Rrastmenschen und der spekulatioen Faiseurs in den
Aünstlerberus an der Derstachung unserer Aütsikbildung
schuld; vielmehr muß zugestanden werden, daß die
Theoretiker der letzten hundert Zahre — darunter
Aiänner, deren künstlerische Oualitäten auzuzweifeln
Blasphemie wäre — angezogen durch die wunderbar
herrliche Tutwickelung der bMmionie, welche neue
ungeahute wirkungen ohne Zahl hervorbrachte
und das Ausdrucksvermögen der Aiusik in emiueuter
Meise bereicherte, sich eiuseitig um die Lrgründung
der Gesetze des Akkordwesens bemüht uud darüber
den zweiten bsauptfaktor der Riusik — eben die Aietrik
und Nhythmik — ganz aus dem Auge verloren haben.
Aian werse nur einen Blick aus die theoretische
Litteratur der Aiusik seit Beginn des Zahr-

hunderts; sieht man von den letzten Lustren ab,
so kommt nicht auf t0, ja uicht aus hundert
^Merke über bsarmonik eins über Nhythmik: ich wage
die Behauptung, es kommt nicht eins auf soo!
Mas für Augen machte die musikalische Melt, als ihr
t880 Nudols Mestphal ins Gesicht sagte, sie verstehe
von Nhythmus gar nichts mehr und taste sich jämmer-
lich von Taktstrich zu Taktstrich! Lnssy und Mestphal
haben uus erst wieder mit Fingeru daraus hinge-
wiesen, daß die bsarmouie uicht allein das Alpha und
Omega der Nbusik ist. 5-teckte ich doch selbst ganz
und gar im Studium der bsarmonik, als uns die Mahn-
ruse dieser beiden Mlänner trafen. Näit 5chrecken er-
kannte ich, wie sehr sie recht hatten, und ging nun
ehrlich daran, aus den Denkmälern unserer musika-
lischen Litteratur die uns abhanden gekommene Lehre
zu rekonstruiren. Die Beobachtung, daß ich auf Schritt
und Tritt mich selbst von salschen vorstellungen, von
Zrrtümern und Geschmacklosigkeiten srei machen mußte,
die Trkenntnis, daß es nicht mir allein so ging, son-
dern daß eine arge Verkümmerung des rhythmischen
Gemeinverständnisses, ein vollständiges Derschwimmen
und Zerfließen der rhythmischen Grundbegrisfe That-
sache war, brachte mich aus den Gedanken einer Zer-
gliederung allgemein gespielter klassischer Nlavierwerke,

-
 
Annotationen