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so bedeutendes künstlerisches Könncn an eine Arbeit verwendet
I worden war, die sür das königliche Institut schwerlich als ein
Gewinn zu bezeichnen sein wird."
» Der Verwaltung der Berliuer Museen zollt Georg
bsirth in den Münchener „Neuesten Nachrichten" das wärinste
Lob: „was Berlin als Runstxflegestätte vor den meisten
Städten Luroxas auszeichnet, ist nicht sowohl seine Überlegen-
heit iin Besitz, als rnelmehr das srische Leben, das in der
verwaltung seiner Museen xulsirt. Ist schon Deutschland das
sührende Land auf dem Gebiete der Runstwissenschaft, so stellt
insbesondere Berlin den Mittel- und Brennxunkt ihrer
xraktischen Berwertung dar. Dieser Umstand, der wohl selbst
den Berlinern nicht allgemein bekannt ist, — dieser Umstand
erklärt nns mindestens ebenscwiel, wie die respektablen Ziffern
des xreußischen Runstbudgets. In der That hat der wissen-
schaftliche Liser in den Berliner Museen wunder gewirkt.
Die Gemäldegalerie, die Sammlnng antiker und christlicher
Skulxturen, das Kupserstich- und kiandzeichnungs-Aabinet, das
Runstgewerbemuseum nsw. sind lautsxrechende Zeugnisse jcnes
wissenschastlich-praktischen Geistes. Dic allgemein verbreitete
Norstellung, daß die Direktoren und Aonservatoren öffentlicher
Sammlungen nnr dazu da seien, um alte Schätze zu hüten, trifft
in Berlin nicht zu. Dort sind sie recht eigentlich Schatzgräber,
oder sagen wir gleich »Detektives«. von der Umsicht, mit der
diese Berliner kherren sür ihre Anstalten arbeiten, wissen die
Sammler und Lsändler aller Länder zu erzählen. Denn in
Berlin sührt man genau Buch über die in j)rivatbesitz besindlichen,
dereinst srei, verkäuflich oder — schenkbar werdenden wichtigen
Runstschätze, nian bereitet von langer lsand anscheinend un-
mögliche Trwerbungen vor, man prüst alle untcr den Uammcr
kommenden jdrivatsammlungcn, ob sich Geeignetes sür Berlin
darin finde, man hat an allen wichtigen jAätzen seine Freunde
und Agenten — der Telegraph spielt, der Detektive reist, der
Thaler rollt. Der Apxarat arbeitet vortrefflich und schließt
nahezu jeden Mitbewerb aus. Als das interessanteste oder
vielmehr überaschendste Lrgebnis dieser systematischen Berliner
pionierarbeit, die wir Münchener und sonstigen Runstmenschen
mit einem Gemisch von Neid und Frend verfolgen, ist mir
aber die gleichsam aus der Lrde gestampste Sammlung von
plastischen Bildwerken der italienischen Renaissanee erschienen."
Lsirth schließt an diese Bemerkung eine kleine Belehrung über
die Vnattrocentisten und insbesondere über ihre Bedeutung
siir die moderne Runst. Lr spricht von der Rrankheit der
„vergipsung" in Folge der kritiklosen Nachahmung antiker
Merke, die zum großen Teil noch dazu nicht einmal zu den
besten Skulxturen des Altertums gehörten — einer Rrankheit,
an der man lange gelitten habe. „bseute sreilich weiß Ieder,
der es wissen will: erstens, daß eine Runst, die etwas anderes
als die Natur an die Spitze ihrer vorbilder stellt, immer
und notgedrungen aus Abwege der Stümperei sühren muß;
zweitens, daß weder die bis vor Rurzem bekannt gewordenen
antiken Skulptnren, noch auch die in sdompeji usw. ausge-
sundenen Malereien uns einen rechten Begriff von der Be-
deutung der antiken Runst geben konntcn — weil die eigen-
händigen Meisterwerke der großen griechischen Rünstler sast
ausnahmslos (die der großen Maler ganz ausnahmelos) zu
Grunde gegangen sind und wir meistens nur Ropien und
Nachbildungen vor uns haben; — und drittens haben wir
einsehen gelernt, daß es überhaupt ein Unding ist, die Runst
einer durch zwei Zahrtausende und durch noch manch Anderes
von uns getrennten Rultnr in unser Iahrhundert zu ver-
pstanzen. Lin Apelles, ein prariteles (von dem erst kürzlich
die einzige, wirkliche Griginalarbeit aufgefunden worden)
— sie würden über unsere antikisirenden Rünste nur lächeln I
Aber während unsere jungen Maler mit Recht diese salsche
Richtung verdammen und jeden Tag, den sie mit der un-
seligen »Vergipsung« zubringen gemußt, beklagen, lenkt schon
seit geraumer Zeit die gelehrte Forschung aus eine Runstepoche
hin, die, von uns Lebenden kaum zehn Menschenalter entfernt,
nicht nur ein harmonisches Bild vielseitigster, höchster Runst-
entfaltung giebt, sondern uns auch in zahlreichen wohlerhal-
tenen ersten Meisterwerkcn zeigt, zu welcher Böhe künstlerische
Vollendung und Griginalität das unbeirrte Streben nach
Naturwahrheit zu sühren vermag. Ls ist die Zeit des italie-
nischen ;5. Iahrhunderts, das sogenannte Guattrocento, die
italienische Frührenaissance, welche um etwa so — 80 Iahre
srüher geblüht hat als die sogenannte deutsche. Auch die
Riinstler dieser Zeit haben von der Antike geschwärmt, aber
es ist ihnen nicht eingesallen, sie über die Natur zu stellen."
LprecksAal.
(Anter sacbltcber verantrvortung der Derren Linsender.'
Zn Sachen „w as i st ^ellmalerei ? "
I.
An den kjerrn bserausgeber des „Runstwarts", Dresden.
Sehr geehrter !herr!
Lrlauben Sie mir, daß ich meine Lrrviderung
aus Rirchbachs Aussatz „U)as ist üjellmalerei?" zurück-
ziehe, obgleich Sie aus deren bevorstehendes Lrscheinen
im „Verkehr" des letzten cheftes hingewiesen haben?
Linden sich doch in diesem Hefts die ausgezeichneten
Bemerkungen cLarl Beumanns über moderne Ntalerei,
die nun vieles von dem, was ich zu sagen hatte,
auf die beste Weise gesagt haben. Zur Beleuchtung
von Anderem, minder wichtigem, das ich berühren
wollte — z. B. des Unterschiedes von helldunkel
und halbdunkel, der Wjrkung des Rreidegrundes bei
Mlbildern usw. — bietet unzweiselhaft der „Runst-
wart" noch später passende Gelegenheit — vielleicht,
wenn sie es gestatten, auch zur Benutzung für mich
selber. Hochachtungsvoll ergeben
j?aul ^chumanu.
H.
Das hätte ich nicht gedacht, daß diese modernen
b^ellmaler solche Tugendbolde wären. Also sie haben
entdeckt, was ehrliche Malerei sei, nicht etwa blos,
was eine schöne! Und wie leicht war diese Lntdeckung
a^er freilich, alle großen Gntdeckungen werden,
wenn sie gelungen sind hinterher sür leicht gehalten.
Und diese ist wirklich hochverdienstlich: sie sügt für
die Lsellmaler zum äußern Lrfolge auch noch den
Uuhm, eine edle, gute That vollbracht zu haben. Die
Unehrlichkeit der bisherigen TNalerei steckte in der
„Lasur." chiuaus mit der, und wir sind ehrliche
Rünstler.
„Natürlich kommt man mit der schmucksüchtigen
Art die Farben zu behaudeln nicht weit," was kein
wunder ist, denn: Thrlich währt am längsten und
Lügen haben kurze Beine. Zch möchte nur wissen,
wie man diese zum großen Teile unehrlichen Alten
so lange hat als ehrliche Leute ansehen und ertragen
können. Nun, man kann nachsichtig mit ihnen sein,
2IS —
so bedeutendes künstlerisches Könncn an eine Arbeit verwendet
I worden war, die sür das königliche Institut schwerlich als ein
Gewinn zu bezeichnen sein wird."
» Der Verwaltung der Berliuer Museen zollt Georg
bsirth in den Münchener „Neuesten Nachrichten" das wärinste
Lob: „was Berlin als Runstxflegestätte vor den meisten
Städten Luroxas auszeichnet, ist nicht sowohl seine Überlegen-
heit iin Besitz, als rnelmehr das srische Leben, das in der
verwaltung seiner Museen xulsirt. Ist schon Deutschland das
sührende Land auf dem Gebiete der Runstwissenschaft, so stellt
insbesondere Berlin den Mittel- und Brennxunkt ihrer
xraktischen Berwertung dar. Dieser Umstand, der wohl selbst
den Berlinern nicht allgemein bekannt ist, — dieser Umstand
erklärt nns mindestens ebenscwiel, wie die respektablen Ziffern
des xreußischen Runstbudgets. In der That hat der wissen-
schaftliche Liser in den Berliner Museen wunder gewirkt.
Die Gemäldegalerie, die Sammlnng antiker und christlicher
Skulxturen, das Kupserstich- und kiandzeichnungs-Aabinet, das
Runstgewerbemuseum nsw. sind lautsxrechende Zeugnisse jcnes
wissenschastlich-praktischen Geistes. Dic allgemein verbreitete
Norstellung, daß die Direktoren und Aonservatoren öffentlicher
Sammlungen nnr dazu da seien, um alte Schätze zu hüten, trifft
in Berlin nicht zu. Dort sind sie recht eigentlich Schatzgräber,
oder sagen wir gleich »Detektives«. von der Umsicht, mit der
diese Berliner kherren sür ihre Anstalten arbeiten, wissen die
Sammler und Lsändler aller Länder zu erzählen. Denn in
Berlin sührt man genau Buch über die in j)rivatbesitz besindlichen,
dereinst srei, verkäuflich oder — schenkbar werdenden wichtigen
Runstschätze, nian bereitet von langer lsand anscheinend un-
mögliche Trwerbungen vor, man prüst alle untcr den Uammcr
kommenden jdrivatsammlungcn, ob sich Geeignetes sür Berlin
darin finde, man hat an allen wichtigen jAätzen seine Freunde
und Agenten — der Telegraph spielt, der Detektive reist, der
Thaler rollt. Der Apxarat arbeitet vortrefflich und schließt
nahezu jeden Mitbewerb aus. Als das interessanteste oder
vielmehr überaschendste Lrgebnis dieser systematischen Berliner
pionierarbeit, die wir Münchener und sonstigen Runstmenschen
mit einem Gemisch von Neid und Frend verfolgen, ist mir
aber die gleichsam aus der Lrde gestampste Sammlung von
plastischen Bildwerken der italienischen Renaissanee erschienen."
Lsirth schließt an diese Bemerkung eine kleine Belehrung über
die Vnattrocentisten und insbesondere über ihre Bedeutung
siir die moderne Runst. Lr spricht von der Rrankheit der
„vergipsung" in Folge der kritiklosen Nachahmung antiker
Merke, die zum großen Teil noch dazu nicht einmal zu den
besten Skulxturen des Altertums gehörten — einer Rrankheit,
an der man lange gelitten habe. „bseute sreilich weiß Ieder,
der es wissen will: erstens, daß eine Runst, die etwas anderes
als die Natur an die Spitze ihrer vorbilder stellt, immer
und notgedrungen aus Abwege der Stümperei sühren muß;
zweitens, daß weder die bis vor Rurzem bekannt gewordenen
antiken Skulptnren, noch auch die in sdompeji usw. ausge-
sundenen Malereien uns einen rechten Begriff von der Be-
deutung der antiken Runst geben konntcn — weil die eigen-
händigen Meisterwerke der großen griechischen Rünstler sast
ausnahmslos (die der großen Maler ganz ausnahmelos) zu
Grunde gegangen sind und wir meistens nur Ropien und
Nachbildungen vor uns haben; — und drittens haben wir
einsehen gelernt, daß es überhaupt ein Unding ist, die Runst
einer durch zwei Zahrtausende und durch noch manch Anderes
von uns getrennten Rultnr in unser Iahrhundert zu ver-
pstanzen. Lin Apelles, ein prariteles (von dem erst kürzlich
die einzige, wirkliche Griginalarbeit aufgefunden worden)
— sie würden über unsere antikisirenden Rünste nur lächeln I
Aber während unsere jungen Maler mit Recht diese salsche
Richtung verdammen und jeden Tag, den sie mit der un-
seligen »Vergipsung« zubringen gemußt, beklagen, lenkt schon
seit geraumer Zeit die gelehrte Forschung aus eine Runstepoche
hin, die, von uns Lebenden kaum zehn Menschenalter entfernt,
nicht nur ein harmonisches Bild vielseitigster, höchster Runst-
entfaltung giebt, sondern uns auch in zahlreichen wohlerhal-
tenen ersten Meisterwerkcn zeigt, zu welcher Böhe künstlerische
Vollendung und Griginalität das unbeirrte Streben nach
Naturwahrheit zu sühren vermag. Ls ist die Zeit des italie-
nischen ;5. Iahrhunderts, das sogenannte Guattrocento, die
italienische Frührenaissance, welche um etwa so — 80 Iahre
srüher geblüht hat als die sogenannte deutsche. Auch die
Riinstler dieser Zeit haben von der Antike geschwärmt, aber
es ist ihnen nicht eingesallen, sie über die Natur zu stellen."
LprecksAal.
(Anter sacbltcber verantrvortung der Derren Linsender.'
Zn Sachen „w as i st ^ellmalerei ? "
I.
An den kjerrn bserausgeber des „Runstwarts", Dresden.
Sehr geehrter !herr!
Lrlauben Sie mir, daß ich meine Lrrviderung
aus Rirchbachs Aussatz „U)as ist üjellmalerei?" zurück-
ziehe, obgleich Sie aus deren bevorstehendes Lrscheinen
im „Verkehr" des letzten cheftes hingewiesen haben?
Linden sich doch in diesem Hefts die ausgezeichneten
Bemerkungen cLarl Beumanns über moderne Ntalerei,
die nun vieles von dem, was ich zu sagen hatte,
auf die beste Weise gesagt haben. Zur Beleuchtung
von Anderem, minder wichtigem, das ich berühren
wollte — z. B. des Unterschiedes von helldunkel
und halbdunkel, der Wjrkung des Rreidegrundes bei
Mlbildern usw. — bietet unzweiselhaft der „Runst-
wart" noch später passende Gelegenheit — vielleicht,
wenn sie es gestatten, auch zur Benutzung für mich
selber. Hochachtungsvoll ergeben
j?aul ^chumanu.
H.
Das hätte ich nicht gedacht, daß diese modernen
b^ellmaler solche Tugendbolde wären. Also sie haben
entdeckt, was ehrliche Malerei sei, nicht etwa blos,
was eine schöne! Und wie leicht war diese Lntdeckung
a^er freilich, alle großen Gntdeckungen werden,
wenn sie gelungen sind hinterher sür leicht gehalten.
Und diese ist wirklich hochverdienstlich: sie sügt für
die Lsellmaler zum äußern Lrfolge auch noch den
Uuhm, eine edle, gute That vollbracht zu haben. Die
Unehrlichkeit der bisherigen TNalerei steckte in der
„Lasur." chiuaus mit der, und wir sind ehrliche
Rünstler.
„Natürlich kommt man mit der schmucksüchtigen
Art die Farben zu behaudeln nicht weit," was kein
wunder ist, denn: Thrlich währt am längsten und
Lügen haben kurze Beine. Zch möchte nur wissen,
wie man diese zum großen Teile unehrlichen Alten
so lange hat als ehrliche Leute ansehen und ertragen
können. Nun, man kann nachsichtig mit ihnen sein,
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