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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 2.1888-1889

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Heft 16
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Vom Tage
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Sprechsaal
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Aus der Bücherei
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https://doi.org/10.11588/diglit.11724#0258

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mele anderc. Freilich, so leicht, wie der jdrofessor mcint, der
5onne, Nond und Sterne lachcn zn machen sich verpflichtet,
(salsch verstanden! Lr will sie uns erheitcrn lassen, d. h. selbst sie
in koinischer Bcleuchtnng zeigen) ist die Lache nun auch nicht,
und wir würden ihm sebr dankbar sein, wcnn er uns in dieser
Bcziehung gelegentlich einige Fingerzeige geben würde. klkit
der Kritik allein ist es nicht gethan; wenn inan dem Artisten
künstlerische jdroduktivität abspricht, müßten dic gelehrtcn lherren
Ästhetikcr uns mit Borschlägen unter die Arme greisen,
die wir, wenn sie xraktisch durchzusühren, gewiß dankbar
akzeptiren würden. (Das ist gut: die „Ästhetiker" sollen der
,,Aunst" ihre j)roduktivität, d. h. ihre Schaffenskrast geben.
Und die oben vom „Artisten" anerkannte „Menge wichtiger
Lingerzeige Spittclers, daß wir nicht umhin können, die Ab-
handlung in ihrem vollen Umsange abzudrucken?") Am meisten

ärgert sich der Kritiker über die Marmorgruppen. Lr hat so
ganz Unrecht nicht, wcnn er dieselben aus dem Zirkus wünscht,
— sie gehörten auch absolut nicht in die Arena, wenn dieselben
nicht mit parterre-g^mnastischen produktionen verbunden wären,
die der ganzen Nummer erst ihren vollen IVert geben, denn
auf bloße Ularmorgruppen hin wird Niemand engagirt." —
Man sieht, was das ,,Zentral-Grgan zur Vermittlung des
Verkehrs zwischen Direktoren und Aünstlern der Iirkus,
Variötö-Bühnen, reisenden Theater und Schaustellungen" gegen
Lpitteler einznwendcn hat, drückt nicht gerade nieder durch
das Gewicht der Gründe. Doch kann es uns nur ersrcuen,
wenn die Anregungen, die der ,,Aunstwart" bringt, wie sie
in den Rreisen der „ernster zu uehmenden Künste" erfreuliche
Beachtung ffnden, so auch aus diesem Gebiete lebhast besprochen
werden. Lin wenig zur Besserung hilft's eben doch.



Lprec

(lAntcr sacblicber vcrantwor

Zur Berichtigung inSachen: „was ist Lsellmalerei?"

Nluß der Drucker- oder Setzerteufel, oder wie er
soust mit seiuem ehrlicheu Nameu heißt, uachdem doch
der ^erausgeber, der Norrektor uud alle guteu Geister
mit dem Satz meiuer Zuschrist sonst so säuberlich um-
gegaugeu siud, mir uoch zuin Schluß ius letzte wort
sahreu! Nicht bloß, daß er mit der leichteu Äuderuug vou
zwei Buchstabeu meiueu Nameu eutstellte uud mich
beschiuitzte, ueiu, er wollte zugleich tüekischer weise
Lserru wolfgaug Rirchbach, was ihm uatürlich uicht
geluugeu ist, vou der Sache ab- uud aufs Lis sühren.
Lreilich, deu Scheiu „tiessinuiger Zrouie" ließ er mir,
aber er hat mir damit übel geholseu, wie meiu Geguer
beweist.

Doch ich heiße sa (uud ich bitte die Nuustwart-
Leituug driugeud mir dies ösfeutlich zu bestätigeu swas
hiermit iu geziemeuder Leierlichkeit geschieht, R.-Lch
nicht Malevolus, souderu Malerulus, vollstäudiger

bsaal.

tung dcr Dcrren Linsendcr.)

j?ancratius wialerulus Urbauus. Allerdiugs sühre ich
auch uoch audere Namen. So soll ich im Adreß-
buch vou Zipsliugeu uuter dem Nameu jOomps, weuu
er uicht iu j?umps verdruckt ist, zu finden seiu. Za,
ich uuterzeichuete mich uuter wichtigen Akteustücken,
ohue bis jetzt deshalb gerichtlich oder kritisch belaugt
worden zu seiu, mit deu Abkürzuugen meiuer Namen

- a - b - - z. ^ogar die Zeicheu . uud , und
o genügten vielen.

chiermit hätte ich uun wohl die verdächtige „Lasur"
meiues Nameus bis auf einige nicht mehr fortzu-
briugeude ^tellen weggewischt. Lreilich stehe ich uun
um so deutlicher als der „schauderhaft Blamirte" im
reinsten plein-uir da. Oder sollte ich gar uuterkreidet
iu die Linsternis der „Trockenmalerei" geraten seiu,

— uud zwar von Nechtswegen? Deun wie soll man

uugestrast iu Sacheu der Walerei Nameu wie Bellini
und Tizian neuuen dürseu! Nlalerulus.

Nus der Wücberei

Milbelm Aordan. von Aarl Schissner. (Mit
brei Bilbnissen, Lrankfnrt a. M., Gsterrieth). — !Var das
Buch auch zunächst die That dcr ksuldigung eines begeisterten
Verehrers zu Iordans siebzigstem Geburtstage, so hebt es
sich doch durch seinen wert unbedingt über den Tbarakter
jener Gelegenheitsschristen hinans, dcren Bedeutung mit
der betreffenden Gelegenheit selber vergeht. Die Schrift des
Gerinanisten Schiffner entrollt oor uns ein so bis in einzelnc
Züge klargezcichnetes Bild des Dichters, wie keine andere.
!Ver die Tharakteristik Iordans, die jüngst der „Annstwart"
gab, als richtig ancrkennt, wird sich sreilich init Schiffners
Änsichten da und dort iin Widerspruch befinden. Das ist
weder ein Tadel, noch ein Lob; ein Lob aber schließt die
Anerkennung des Lleißes, der Liebe und der Sachlichkeit ein,
die Schiffner seincin Gegenstande widmet.

Doraz uud seluc zfreuude. vonLricdrichIacob.

2. Auflage. Lserausgegehen von Martin bsertz. (Berlin,
W. ksertz). — Mit diesein Buche untcrnahm der als tüchtiger
Aenner des Altertuins geschätzte jdhilologe Iacob dcn wohl-
gelungenen versuch, in Gestalt eincr anziehenden Trzählung
ein Lebensbild des ksoraz und seiner Lreunde und dainit ein
Rulturbild des Angusteischen Zeitalters zn geben. Tr schilderte
anschaulich, mit großer Lachkenntnis und init voller Be-
hcrrschung der Guellen. Bleiben inanche vorgänge, auf die
Boraz in seinen Gedichten anspielt, darin unerörtert, so ist
das von Martin ksertz sehr sorgsain bearbeitete Buch doch
dcshalb kauin minder warm zu einpfehlen. O

lVrteke vou Mlaguer au Mbllg. Fiseber uud j
Delne. (Lvipzig, Breitkops 6: ksärtel). — Nicht nur sür
den warinen Lreund und verehrer kvagners, sondcrn auch

sür den kühlen nach Zuslußqnellen sür sein lVissen
suchenden Musikhistoriker bedeutet das vorliegende Buch eine
höchst schätzenswerte Bereicherung. Die Briefe sind bekannt-
lich an Männer gerichtet, init denen kVagner während seiner
Dresdner Aapellineisterschaft ((8^2—^9) persönlich verkehrt
hatte und mit denen er später von Iürich aus in schristlichem
Verkehre gut kaineradschaftlich weiter in Beziehung blieb.

Ilnter den ((7 Briesen sind die an Uhlig, der IVagner
gegenüber (8-P7 aus dem Saulus ein j)aulus geworden war,
die zahlreichsten und interessantesten. N)ir erfahren aus ihnen
zunächst von dem Liser, mit welchem sich wagner auf die
Schriftstellerci wars, um seine den Zeitgenossen noch so dunklen
Iiele heller zu beleuchten. „Ich muß mir selbst, und diejenigen,
die sich sür mein künstlerisches kVesen interessiren, müssen mit
mir sich einmal zu einer präzisen verständigung herbeilassen,
sonst tappen wir alle zusammen ewig in einem widerlichen
lhalbdunkel herum, das schlimmer ist als die absolute bornirte
Nacht, in der man gar nichts sieht und nur an der altge-
wohnten Geländerhandhabe sich frommgläubig weiterkramst."
Aber cs heißt in Anschluß an diese Stelle: „Geht es inir
nach kherzenswunsch, so mache ich nach Beendigung dieser
2lrbeiten die Mustk von meinem Siegsried; danach sehne ich
mich mit tiefster kserzensaufrichtigkcit." Nie war in kvagner
der Rünstler neben dem Ästhetiker eingeschlasen. Lr arbeitete
vielmehr gerade dem letzteren vor: lVagners Theorien waren
nicht abstrakt und allein crsonnen, sie waren nur die
verstand esgemäß bei klarstem Bewußtsein gesaßten Lrgebnisse
intuitiver künstlerischer Anschauungen. „Noch jetzt eben
mußte ich ersahren, daß ich die wichtigsten Momente sür die
Gestaltung des Dramas der Zukunft nicht gefunden hätte,

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