W. Stück.
Lrscbeint
im ersten und dritten viertel
Derausgebcr:
zferdinand Twennrius.
Kesrellprets:
vierteljährlich 2chz Mark.
Arsucben dcs VübnenniedergAngs.*
allgemeine wirtschaftliche Niedergang der
ist eine bekannte
^^MMund jetzt auch amtlich bestätigte Thatsache.
verflossenen S-pätherbst bildete sich eiu
„Verband" der Direktoren kleiner uud mittelgroßer
s)rovinz-Theater, um ihm eutgegen zu streben. Die
Statistik des Bühnenpersouals weist ein sich in jedem
Iahr um beiläufig dreihundert Röpfe vergrößerudes
Schauspieler - f)roletariat uach. Der Zentralausschuß
der „Genossenschaft deutscher Bühueuaugehöriger"
läßt soeben statistisches Biaterial über deu gegeu-
wärtigen Notstaud uud Vorschläge vou gesetzlicheu j
Bütteln zu seiuer Behebuug sammeln. Selbst die bsos- I
theater seuszeu uuter dem Auwachsen der ersorder-
lichen Zuschüsse.
Diese Finanzkrisis kaun nur von Deujeuigeu sür
ein unerwartet eingetretenes Treiguis gehalten werdeu,
welche iu der vom Theater eiugeschlageueu Nichtuug
bisher die zeitgemäßeste j)flege der dramatischen Nuust
zu erkeuuen wähnten. Daß auch eine „materielle
Ratastrophe" den artistischen verwirruugen nachhiukeu
müsse wie dem Rörper der Lchatten, wurde vou
* U)ir würden den Gegenstand, den schon B. bvesten-
bergers Aufsatz (II, 7) berübrte, trotz seiner außerordentlichen
wichtigkeit vielleicht nicht so bald zur eingehenderen Lrörterung
gebracht haben, schien' es uns nicht gut, ihn in der Beleuch-
tung eines alten Theaterpraktikers zu zeigen. Generaldirektor
Köberle, der aus lange Iahrzehnte eigener Theaterleitung
zurückblicken kann, bezeugt durch seine 2lusführungen, daß
man gegenüber dein immer lauter werdenden Mißvergnügen
an unseren Bühnenverhältnissen nicht wohl von „bloßen Re-
zensenten-Nörgeleien" reden dürste. 2ln verschiedenen Stellen,
zuerst in seiner pseudonym erschienenen Denkschrist „Über die
moderne Bühne und die Mittel zu ihrer Reform" <1867),
dann noch aussührlicher in seinem Buche „Der Bersall der
deutschen Schaubühne und die Bewältigung der Theater-Aala-
mität" ((880) hat übrigens auch Röberle schon srüher den
wirtschastlichen Niedergang der Bühnen als eine Folge ihres
künstlerischen Niedergangs hingestellt.
mehreren Seiten anss Bestimmteste vorausgesagt.
Dars man nnn den jetzt ansgebrochenen Notstand
willkommen heißen oder soll man ihn im Hinblick
aus den zur Zeit schwer leidenden Teil des Bühnen-
personals beklagen? Zedensalls weckt er nur eine
von bitterm Nntleid getrübte Lsosfnung.
Daß der Theaterbetrieb nicht lange mehr so, wie
bisher, fortgehen könne, darüber sind die ^timmen
einig oder wenigstens leicht zu einigen. Aber auch
über die Frage, w o die Lsauptanlässe des Unheils
wurzeln, besteht wohl jetzt keine unausgleichbare
N'leinuugsverschiedenheit mehr, so spöttisch anch vor
nicht langer Zeit von einem Teile der Tagcspresse
noch jede Lassandrastimme abgesertigt wurde, welche
den Thespiskarren vor der verhängnisvollen Fahrt
in die Sackgasse zu warnen gewagt hatte.
Alan kann dem herabstimmenden Linflusse der
materiellen Zeitströmung aus die Leistungen im welt-
bedentenden Bretterreiche viel aufbürden, ohne damit
die Behauptung widerlegt zu haben, daß für die
Bühne eine durchgreifende Nesorm unerläßlich ge-
worden ist. Zust der Geist der Zeit, - - wenn man
den tieseren Gehalt der Trrungenschaften des Zahr-
hnnderts nicht mit den nebenbei austauchenden Schaum-
blasen einer hohlen Ntode verwechselt, — just der
Geist der Zeit stellte der dramatischen Nunst neue
und hohe Ausgaben, zu deren Lösung sich das Theater
bisher unsähig zeigte. Zch will heute nicht davon
reden. Zch will für dieses Nlal nur Liniges aus-
sprechen, das vielleicht zur Aushellung des wahren
Grundes der Thatsache beiträgt, daß unseren Theatern
die volle Lrfüllung ihres Berufes undurchführbar
werden mußte.
Gbwohl wir gegenwärtig unter den Bühnenan-
gehörigen und in der literarischen U)elt einen ansehn-
lichen Rreis von Nlännern besitzen, welche den einzig
üöer alle NeöieteOöeKMcöönen.
— 24l —
Lrscbeint
im ersten und dritten viertel
Derausgebcr:
zferdinand Twennrius.
Kesrellprets:
vierteljährlich 2chz Mark.
Arsucben dcs VübnenniedergAngs.*
allgemeine wirtschaftliche Niedergang der
ist eine bekannte
^^MMund jetzt auch amtlich bestätigte Thatsache.
verflossenen S-pätherbst bildete sich eiu
„Verband" der Direktoren kleiner uud mittelgroßer
s)rovinz-Theater, um ihm eutgegen zu streben. Die
Statistik des Bühnenpersouals weist ein sich in jedem
Iahr um beiläufig dreihundert Röpfe vergrößerudes
Schauspieler - f)roletariat uach. Der Zentralausschuß
der „Genossenschaft deutscher Bühueuaugehöriger"
läßt soeben statistisches Biaterial über deu gegeu-
wärtigen Notstaud uud Vorschläge vou gesetzlicheu j
Bütteln zu seiuer Behebuug sammeln. Selbst die bsos- I
theater seuszeu uuter dem Auwachsen der ersorder-
lichen Zuschüsse.
Diese Finanzkrisis kaun nur von Deujeuigeu sür
ein unerwartet eingetretenes Treiguis gehalten werdeu,
welche iu der vom Theater eiugeschlageueu Nichtuug
bisher die zeitgemäßeste j)flege der dramatischen Nuust
zu erkeuuen wähnten. Daß auch eine „materielle
Ratastrophe" den artistischen verwirruugen nachhiukeu
müsse wie dem Rörper der Lchatten, wurde vou
* U)ir würden den Gegenstand, den schon B. bvesten-
bergers Aufsatz (II, 7) berübrte, trotz seiner außerordentlichen
wichtigkeit vielleicht nicht so bald zur eingehenderen Lrörterung
gebracht haben, schien' es uns nicht gut, ihn in der Beleuch-
tung eines alten Theaterpraktikers zu zeigen. Generaldirektor
Köberle, der aus lange Iahrzehnte eigener Theaterleitung
zurückblicken kann, bezeugt durch seine 2lusführungen, daß
man gegenüber dein immer lauter werdenden Mißvergnügen
an unseren Bühnenverhältnissen nicht wohl von „bloßen Re-
zensenten-Nörgeleien" reden dürste. 2ln verschiedenen Stellen,
zuerst in seiner pseudonym erschienenen Denkschrist „Über die
moderne Bühne und die Mittel zu ihrer Reform" <1867),
dann noch aussührlicher in seinem Buche „Der Bersall der
deutschen Schaubühne und die Bewältigung der Theater-Aala-
mität" ((880) hat übrigens auch Röberle schon srüher den
wirtschastlichen Niedergang der Bühnen als eine Folge ihres
künstlerischen Niedergangs hingestellt.
mehreren Seiten anss Bestimmteste vorausgesagt.
Dars man nnn den jetzt ansgebrochenen Notstand
willkommen heißen oder soll man ihn im Hinblick
aus den zur Zeit schwer leidenden Teil des Bühnen-
personals beklagen? Zedensalls weckt er nur eine
von bitterm Nntleid getrübte Lsosfnung.
Daß der Theaterbetrieb nicht lange mehr so, wie
bisher, fortgehen könne, darüber sind die ^timmen
einig oder wenigstens leicht zu einigen. Aber auch
über die Frage, w o die Lsauptanlässe des Unheils
wurzeln, besteht wohl jetzt keine unausgleichbare
N'leinuugsverschiedenheit mehr, so spöttisch anch vor
nicht langer Zeit von einem Teile der Tagcspresse
noch jede Lassandrastimme abgesertigt wurde, welche
den Thespiskarren vor der verhängnisvollen Fahrt
in die Sackgasse zu warnen gewagt hatte.
Alan kann dem herabstimmenden Linflusse der
materiellen Zeitströmung aus die Leistungen im welt-
bedentenden Bretterreiche viel aufbürden, ohne damit
die Behauptung widerlegt zu haben, daß für die
Bühne eine durchgreifende Nesorm unerläßlich ge-
worden ist. Zust der Geist der Zeit, - - wenn man
den tieseren Gehalt der Trrungenschaften des Zahr-
hnnderts nicht mit den nebenbei austauchenden Schaum-
blasen einer hohlen Ntode verwechselt, — just der
Geist der Zeit stellte der dramatischen Nunst neue
und hohe Ausgaben, zu deren Lösung sich das Theater
bisher unsähig zeigte. Zch will heute nicht davon
reden. Zch will für dieses Nlal nur Liniges aus-
sprechen, das vielleicht zur Aushellung des wahren
Grundes der Thatsache beiträgt, daß unseren Theatern
die volle Lrfüllung ihres Berufes undurchführbar
werden mußte.
Gbwohl wir gegenwärtig unter den Bühnenan-
gehörigen und in der literarischen U)elt einen ansehn-
lichen Rreis von Nlännern besitzen, welche den einzig
üöer alle NeöieteOöeKMcöönen.
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