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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 2.1888-1889

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Heft 12
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Sprechsaal
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Aus der Bücherei
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https://doi.org/10.11588/diglit.11724#0194

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wird in folgender weise begründet (S>. 8 9): „Line
der wichtigsten Bedingungen sür den Schriftsteller ist
weltkenntnis, er muß sein Vaterland, muß andere
Länder und Menschen gesehen haben, um eine gewisse
Reife und Abgeklärtheit zu erlangen. Dem Alaler
wirst der Staat Tausende für Reisen in den Schoß

— dem Schriststeller, der ihrer nicht minder benötigt,
wie jener, nicht einen Groschen — wo bleibt da die
Billigkeit?" — wollte sich ^err Alberti doch nur
danach erkundigen, was denn bei all den Reiseir der
Waler aus Staatskosten herauskommt. <Lr würde
dann zu der Linsicht kommen, daß auch hier das
Faustische: wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht
erjagen, gilt.

Die Äritik der Thätigkeit der Littenpolizei iin
Buch- und Runsthandel läust daraus hinaus lS. 9t),-
daß es „bei der Beurteilung der Anstößigkeit litera-
rischer Lchöpsungen nicht aus einzelne mehr oder
weniger rohe worte, wendungen, Lätze ankommt,
sondern aus den schlüpfrigen oder sittlichen Geist der-
selben." — Für wolkenkukuksheim ist das gut, aber
aus unserer Lrde würde man mit einer obrigkeit-
lichen j)rüfung aus den „Geist" hin hübsch weit
kommen!

Die Forderungen bezüglich der besseren Ausbildung
der Lehrer und der Lchüler in der Äenntnis der
deutschen tzäteratur snebenbei gesagt: man kann sich
wohl in einem Fach, aber nicht in einer Renntnis
ausbilden; die wird erworben), diese Forderungen be-
stehen u. A. auch darin, daß die Lchüler künstighin
nicht weniger Zeit der wluttersprache als dem La-
tsinischen widmen sollen. — wenn ihnen dabei nicht
die Lust an der Muttersprache vergeht, soll's mich
sreuen.

Doch nun genug und mehr als genug der An-
führungen. wenn dies die „wichtigsten j)unkte" der
Lchrift sein sollen, so mögen die Leser selbst ermessen,
welche Bewandnis es mit den übrigen „höchst wichtigen
vorschlägen von allgemeiner Bedeutung" hat.

Zn Bezug aus j)unkt t des Briefes des bjerrn
Alberti sei nur darauf hingewiesen, daß da wohl-
weislich vermieden wird, von einer Zustimmung des
Herrn von Goßler zu den die Literatnr betressenden
Dorschlägen des Verfassers zu reden, sondern daß nur
geäußert wird, derselbe habe Lserrn Alberti gegenüber
die Berechtigung „dieser Frage" (welcher Frage?

— in dem Dorhergehenden ist nur von der „Forderung"
der staatlichen Unterstützung der Literatur die Nede;
doch wollen wir annehmen, daß es sich um diese
Forderung handelt) durchaus anerkannt und erklärt,
sich mit ihrer Lösung zu beschästigen. Line Frage
kann aber sowohl mit ja, wie möglicherweise auch
mit nein beantwortet werden. Lin Zeugnis sür
^errn Alberti wird daher Niemand in solcher Äußer-
ung erblicken können. Andres wäre auch nicht wohl
zu erwarten gewesen. — Durch die Zustimmung
einzelner Lchriftsteller oder die Übereinstimmung mit

solchen wird aber weiterhin an dem j)arteicharakter
der vorschläge des kherru Alberti doch nichts geändert.

Zn Bezug aus j)unkt 2 des Briefes sehe ich mich
durch die Ausführungen des kjerrn verfassers nicht
veranlaßt, von meiner Behauptung, daß sein Stand-
punkt ein bereits etwas veralteter sei, zu lassen. Denn
wenn ich von der „Lrhaltung einer krästigen Runst
und eines gesunden Runstgesühls" als dem Ziel der
Ltaatsthätigkeit aus dem Gebiete der Nunst gesprochen
habe, so habe ich dabei nicht an das genießende
j)ublikum gedacht und noch viel weniger an die
„Nulturentwickelung der Gesamtheit der Nation" —
Rultur ist ein wort, dessen Gebrauch ich möglichst
vermeide, da mit demselben zu unserer Zeit sehr viel
Mißbrauch getrieben wird —; sondern ich habe aus-
drücklich von den Rünstlern gesprochen und im Gegen-
satz zu dem angeführten Ziel die Auffassung, daß der
Aünstler, abgesehen von solcher allgemeiner Förderung,
noch durch Ankäuse und Bestellungen des Ltaats
unterstüht werden solle — Förderung der Runst und
Unterstützung der Rünstler ist doch wohl zweierlei?
— als eine solche bezeichnet, die bereits etwas ver-
altet zu werden beginne. Herr Alberti aber redet
immerfort von Unterstützung der Runst d. h. eben der
Rünstler — ganz abgesehen von seinen nationalen
Nulturbestrebungen — ja will sogar diese Unterstützung
aus die ^iteraten ausgedehnt wissen. !Leben wir denn
in Rom oder Athen? Zst es nicht genug an all
dem Unheil, welches die staatlichen Unterstützungen
durch Großziehung unzureichender Talente auf dem
Gebiete der Uunst angerichtet haben?

Durch die Bemerkungen über seine Berechtigung,
sich selbst unter den Ulassikern der Zukunst zu zitiren,
bekrästigt Herr Alberti das von mir früher Gesagte.
Vermag er selbst das nicht einzusehen, so wird es den
Lesern um so klarer werden.

Daß jene Lchrist, welche so wichtige „kulturelle
Forderungen" erörtert, „schnell hingeworfen und noch
mit nasser Tinte in die Druckerei gewandert" ist, war
mir interessant zu lesen. Albertis grobe Lprachschnitzer
entschuldigt es leider schon deshalb nicht, weil die
meisten der von mir angesührten durch salsche ver-
bindung der Begrisfe auch von slüchtigem Denken
zeugen. Zudem: wie schon der üalbgebildete nicht
mir und mich verwechselt, auch wenn er schnell spricht,
so schreibt der Ganzgebildete ein richtiges Deutsch,
auch wenn er schnell schreibt.

wie ich im j)rivatleben heiße, ist sür das, was
ich sage, gleichgültig; für den „Runstwart" heiße ich
T- Mario wie nach dem Schriftstellerkalender z. B.
Lserr Littenfeld sür die Osfentlichkeit Lonrad Alberti
heißt, wenn auch aus einem andern Beweggrunde.
Der meine zur Führung eines Lchriftstellernamens im
vorliegenden Fall ist nämlich der, daß ich keineswegs
gesonnen bin, der bei den „Züngstdeutschen" üblichen
Art der j?olemik auch meine j)rivatperson auszusetzen.

T. Mario.

6XO

Nus der Kücberei.

Die Lieebtenstcinscbe AZtldergalerie zu Mien m
Blatt Photographien ^295, Blatt groß Format
je M. ;2, mittel Format, je M. 6) ist die neueste große Ber-
öffentlichung, welche der erste photograxhische verlag Luroxas,
Ad. Braun 6c Lo. in Dornach und paris, in Angriff genommen.

Die Auswahl der Merke hat Zakob von Falke besorgt. NZas
die Braunschen jdhotographien sür unsere Aunstwissenschast
sind, ist nachgerade auch dem Laien bekannt, wie sie sind,
nicht minder: jeder Gebildete weiß, an welche Anstalt er sich
zu wenden hat, um die zuverlässiger weise beste xhotograxhische


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