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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 2.1888-1889

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Heft 22
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Aus der Bücherei
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Zeitungsschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11724#0355

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seitigkeit nicht srei und nöthigt den verfasser, die Lyrik und
das Lpos sast völlig zu übergehen. Alts Grundgedanke ist, daß
die Kunst eine Nachahmung der Natur sei; er teilt die Rünste
deingcmäß in nachahmende: Skulptur und Malerei (räum-
liche», Dichtkunst (zeitlich), Drama (zeitlich-räumlich); und nicht
nachahmende: Architektur und Runsthandwerk (räumliche),
Redekuuft (zeitlich). Die Musik wird als Nachahmung^innerer
natürlicher Zustände gewürdigt. Für den Baustil der Zukunst
kommt Alt zn dem Schlusse, daß ein neuer Stil im Sinne eincs
neuen Gestaltungsprineips bzw. einer neuen Aufsassungsweise
der Aräntektur nicht mehr ersunden werden kann; neu aber
können noch immer sein die individuellen Leistungen, sür welche
ein unbegrenzter Schatz von konkreten Ideen bereit liegt. Da-
bei handelt es sich darum, die historischen Baustile mit Meister-
schaft dem idealischen princixe der Baukunst unterzuordnen,
ganz wie die Griechen mit den vorgefundenen srüheren Bau-
stilen versuhren. So tritt an die Stelle des unsreien der
sreie Lklektizismus. Einen nationalen Stil zu ftnden ist mög-
lich, nicht durch bewußtes Suchen darnach, sondern indem unsere
transzendentale Ligentümlichkeit sich geltend machen wird, ohne
daß wir es selbst anstreben oder nur bemerken. In seinein
Schlußworte bekämxft Alt mit Lrsolg die versehlte Anschauung,
daß die Aunst nur sür den Rünstler bestehe und nur von
diesem richtig beurteilt werden könne. Mit Genugthuung be-
merken wir, daß er zuletzt Rumohrs Ansichten über diesen
alten Streitpunkt anführt. Denn so ost dieser Streit wieder
austaucht, wird man inne, daß keiner der Streitenden auch nur
entsernt die Sache so gründlich erörtert, wie dies längst schon
Rumohr gethan hat. — wir können nicht leugnen, daß wir
uns beim Lesen des Altschen Buches mehr und mehr sür es
erwärmt haben. Der Versasser hält sich von der unsruchtbaren
metaxhysischen Betrachtung srei und bringt so viele gesunde
Anschauungen, die wir unbedingt unterschreiben, daß uns die
punkte, wo wir anderer Ansicht sind, unwesentlich erscheinen.
U)ir dürsen daher Alts Buch allen denen, die sich über wich-
tige ^§ragen unseres modernen Runstlebens unterrichten wollen,
angelegentlich emxsehlen.

Gescbicbte dcr /ibüncbetter Auttst lm lg.Aabrbutt-
bcrt von ^ riedrich j) echt. Mit (0 Bilderbeilagen und zahlrei-
chen Abbiloungen im Texte. München, Berlagsanstalt sür Kunst
uud tvissenschaft. Die meisten Schristen und Aussätze jdechts
ersüllen uns mit zwiesxältigen Gesühlen; er bringt Gedanken
und Schilderungen, die uns aus voller Seele geschrieben sind,
er bringt an anderen Stellen Anschauungen, die unseren hef-
tigsten Widerspruch heraussordern. Die stark subjective Fär-
bung seiner Auslassungen verleiht diesen etwas ungemein
Anregendes. Gleichgiltig wird man kaum ein Buch jdechts
aus der lhand legen. So ist es auch mit seiner Geschichte der
Münchener Aunst. pecht hat Iahrzehnte lang teils als Aünstler,
teils als Kritiker mitten in der lNünchener Runst gelebt, hat
alle ihre verschiedenen phasen mit erlebt und mit Ausmerk-
samkeit verfolgt. Er erweist sich dciher als ein sicherer und
bewanderter Führer durch die Nunstepoche, die er mit Narl
Theodor ((777—(799) beginnt und bis in die allerjüngste
Zeit versolgt. Lin punkt in jdechts Darstellung, der stets
zum..lVidersxruch heraussordert, ist der Grundsatz, daß die
Runst unter allen Umständen bewußt national sein müsse.

Ts ist wenig sachlich, alles von diesem Gesichtspunkte aus zu
betrachten, unsere größten Geister, Schiller, Goethe und Lessing
in den Staub zu treten, Richard wagner aus Rosten lNozarts
und Beethovens in den lsimmel zu heben und sich zu aller-
hand gewagten Behauxtungeu zu versteigen, bloß um nach-
zuweisendaß alle großen Rünstler auch national geschaffen
hätten. Dudeß mit derartigen Schwächen söhnt die sreudige
und verständnißvolle würdigung aus, die Pecht unseren besten
Künstlern doch zumeist angedeihen läßt, die Schärse, mit welcher
pecht die charakteristischen Strömungen der Münchener Runst
in unserem Zahrhundert kennzeichnet. Die zahlreichen Ab-
bildungen des gut ausgestatteten Buches erhöhenseinen wert.

Scemantts Ikuttstbattdbücber. i. lsandbuch der Orna-
mentik von Franz Sales lNeyer (9 M.). II. Lsandbuch
der Schmiedekunst von demselben (3,20 lN.). III. Gold und
Silber von Ferd. Lut hm er (3,60 lN.). IV. Die Tracht der Kul-
turvölker Luroxas vom Zeitalter lhomers bis zum Beginue
des t8. Iahrh. von A. v. Lseyden (3,20 lN.). — wir können
die Senmannschen Kunsthandbücher als wertvolle, gemeinver-
ständlich nnd knapp gehaltene Lehrbücher xraktischer Aesthetik
bezeichnen; ganz besonders gilt dies von den beiden ersten
Büchern, deren Anschauungen sich ganz mit den im Kunstwart
vertretenen decken. Das lsandbuch der Grnamentik ist eine
lsandausgabe von des versaffers berühmter ornamentaler
^ormenlehre. Lntstehung und Sinn der Mrnamente werden
in klarer und faßlicher weise erörtert; eine unerschöpsliche
Fülle lehrreicher Abbildungen unterstützen den Text und über-
mitteln dem Leser die Kenntniß zahlreicher mustergiltiger
Grnamente sowie ausgesühr'er Kunstgegenstände. — Das
lsandbuch der Schmiedekunst behandelt in vier Ab-
schnitten das Themisch-Technologische der Eisenarten, die werk-
zeuge und Arten der Bearbeitung, die geschichtliche Lntwicke-
lung der Schmiedekunst von dem ältesten -x300 Iahre alten
werkzeug aus der Lheopsxyramide bis aus die neuesten künst-
lerischen jdrodukte des deutschen Schmiedehandwerks, endlich
die einzelnen Gegenstände der Schmiedearbeit (Gitter, Gelän-
der, Thore und Thüren, Beschläge, Schlöffer, Schlüssel usw.).
Die Klarheit und Anschaulichkeit der Darstellung besriedigen
nicht minder, als die vielseitigkeit und vortrefflichkeit der ge-
gebenen j)roben. Den Schluß des Buches bilden Tabellen
über Maß, Gewicht und Berechnungen des Lisens. — Ähnliche
vorzüge weist Luthmers lsandbuch Gold und Silber aus.
Ls besxricht zuerst die Technik (Gewinnung und Verarbeitung,
Schmuckmittel), dann die werke der Goldschmiedekunst (t- Ge-
schmeide, 2. Gesäße, Geräthe und Bildnerarbeiten) in den ver-
schiedenen Stilexochen. Die Gegenwart wird nur kurz berührt.
— A. von lseydens werk über die Tracht der Kulturvölker
hat das Verdienst, den weitschichtigen Stoff, der durch die großen
werke von weiß, v. Falke, Köhler u. a. zusammengebracht
ist, aus verhältnißmäßig knappem Raume klar darzu-
stellen. lheydens Auslassungen erwecken umsomehr vertrauen,
als er vielsach aus praktischen Ersahrungen sußt, die bei
Kostümfesten u. ä. veranstaltungen gewonnen sind. Für die
Anordnung und Tragbarkeit der antiken Gewänder werden
mannigsache beisallswürdige neue Anschauungen beigebracht.
Die Anordnnng des Buches ist rein historisch; in einem Au-
I hange wird der geistliche und der weltliche Grnat behandelt

Leituiigsscbau.

bedeutet: Kesprecbung ven Linzelwerben, f: bildlicbe Lrlüuterung der Ltutsätzc oder Keigabe von Ktldnissen.

Nllgemcincres. (Leser und Aritiker) Kuhmerker, Dichterh. 23.

— (Die Verbindlichkeit der Lehre vom Runftschönen) Münz,
Bl. s. l. U. 50.

Dicbtung. (Keller) Brahm, Dtsch. Rschau 20; Necker,
Grenzb. 29; lseyse, Allg. Z., B. t98; Stern ebda. —
(vischer) w. Lang, Dtsch. Rschau 20 f. — (lsamerlings
„Stationen") * Koch, D. Litbl. 20. — (Das Urbild der Orsina
in Lessings „Lmilia Galotti" und der Lydie in Goethes
„Lehrjahren") Zenker, Allg. Z., B. (99. — (lsölderlini
I. G. Fischer, D. Rev., Iuli. — (Iordans „Ldda")
* Schiffner, D. Volksbl. 20H. — (jdirkheimer) Grenzb. 29.

— (Raabe) ls. lsart, T. R. (86. — (Roeber) ff lserzog,

Dtsch. Dicht. 9. (L. psau als Lyriker) Schäser, Lit.

Merk. 32. — (Lhateaubriand als j)ublizist) I. S., Allg.
Z., B. (96. — (Korolenko) Golant, Nat. Z. c(52 s. —
(Die Dichterkrönnng Zorillas) Fastenrath, Gesellsch. 8. —
(Das romanische Ludwigslied) Mors, Nat.H<(. — (Ämerikanische
Literatur in Deutschland) Schönbach, Ällg. Z., B. (90. —

Tbeater. (Zwei stehende Figuren der heutigen Literatur,
Lieutenant und Backfisch) Freudenberg, Bl. s. l. U. 27. —

(Tassos dramatische Arbeiten) Fleischer, Dtsch. B.-Gen. 32.

— (wildenbruch) Brausewetter, Dtsche. Bl. 7. — (Aller
Fastnachtsspiele Krone) Schönbach, M. N. N. 358. —
(Raroline Iagemann) Katt, Dtsch. B.-Gen. 3(. — (Zur
Interxretation des Moliöreschen Tartuffe) Schwalb, Nat. H5.

— (Berliner Theaterleben) lsarden, Gegenw. 29 s.
/Ildusik. (Bayreuth) Göllerich. D. volksbl. 2((; Leßmann,

Allg. M.-Z. 3(. — (Silcher) ff widmann, Gartenl. 29. —
(Friedrich der Große als Musiker) Grenzb. 30. — (Iohn
Field) Band, N. M. Z. (5.

Wildcttbc Ikünstc. (Das Malcrische in der modernen
Äunst) Mielke, Gegenw. 29. — (Die Aunst anf der welt-
ausstellung) F. vogt, Frs. Z. 2((ff. — (Die sranzösische
Kunst aus der j)ariser Weltausstellung) M. N. N. 36-( s.

— (Die erste Iahresansstellung in München) vincenti,
Allg. Z., B. (86. — (Das St. Georgenkloster in Stein am
Rhein) vetter, Frs. Z. 225. — (Reynolds) B., Allg. Z..
B. (88 f. — (Amerling) Lemmermeyer, Nat. Z. -(3-(. —

Ikuttstbandvverk uud vermiscbtes. (Kunfthandwerk
und lsausindustrie in Süddeutschland) LZuarck, Frs. Z. 2(2.


— 34S —

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