heißt es noch täglich, stündlich auf
dem Posten sein, um das Wertvollste
zu retten und durch Hiebe und
Stiche das Ungeheuer der Zeit in
seinem Laufe zu lenken, damit es
nicht Unersetzliches zerstampfe.
Wir wissen ja alle von den
Nöten der Gegenwart. Wir wissen,
daß es sich dabei um Erhaltung der
deutschen Heimat und Volksgesund-
heit, um die Echtheit unsrer Kultur
handelt; es gibt wahrlich genug,
was eine Schande sür unsre Zeit ist.
Nochmals: Nationale Arbeit ist
deshalb nicht Reden und nicht
Schreien, sondern Ankämpfen gegen
die offene Tyrannei oder heimliche
Schleicherei des Geldes und der
„Interessen" sonstwelcher niedriger
Art. Wenn sie sich mit dem Mantel
des Patriotismus zu decken wagen,
dann nicht weniger, sondern dann
erst recht. Wenn der Gedanke der
nationalen Arbeit tiefer erfaßt
sein wird, als jetzt, dann werden wir
einer inneren Einigung Deutsch-
lands näher sein. Und damit das
Unsrige auch zur Vollendung dessen
getan haben, was vor hundert Iah-
ren begonnen ward. B. O. W.
Ein Gesamtbild der Kultur-
enLwicklung?
„Das Jahr 1913"
in neues von D. Sarason heraus-
gegebenes Werk des Teubnerschen
Verlags, das solche Titel trägt, ein
Band von 550 Seiten in Leinen
gebunden für 15 M. — wer wird ein
solches Buch nicht mit Vergnügen in
die Hand nehmen? Etwas dieser
Art wünscht sich ja jeder. Die erste
Freude, den Wunsch erfüllt zu sehn,
hat offenbar auf die Kritik ziemlich
allgemein gewirkt, denn sonst würde
man mehr von den grundsätzli-
chen Schwierigkeiten des Unterneh-
mens lesen und anderseits von den
Mängeln seines ersten Iahrgangs,
die nicht bloß notwendige Abel des
Anfangs sind. Wenn wir auf diese
Dinge eingehn, so wollen wir damit
das Werk nicht etwa „ablehnen". Es
ist zum wenigsten interessant,
es ist als Versuch auch ganz sicher
wertvoll. Wir sprechen eben deshalb
von den Mängeln, weil wir meinen,
hier sind gute Ansätze für die Zu-
kunft, die durch ernsthafte Beschäfti-
gung damit gepflegt werden
sollten.
Zunächst heben wir den Wider-
streit sachlicher und buchhändleri«
scher Notwendigkeiten hervor. Eine
Charakteristik des Iahres W3 könnte
frühestens am 1. Ianuar be-
gonnen werden. Aber der Haupt-
büchermarkt liegt vor Weihnachten.
Und wirklich zeigten sich mehr als 60
Mitarbeiter bereit, schon im Herbst
1913 (einer schon Ende Iuni) „d as
Iahr 1913« darzustellen — eine im-
merhin erstaunliche und für unsre
Zeit bezeichnende Tatsache. „So un-
gefähr stimmt's doch!« Wenn nun
aber nach 50 Iahren jemand nach-
schauen will, wie sich die deutsche
innere Politik 1913 in den „führen-
den Köpfen" gespiegelt habe, so fin-
det er über eine so wesentliche öffent-
liche Erscheinung wie den Rummel
von Zabern und über die tiefen Ge-
gensätze, die er aufdeckte und die ge-
rade doch zumVerständnisdes
Zeitabschnitts 1913 wichtig sind,
natürlich nichts. Noch schlimmer steht
es um die an sich schon unzuläng-
liche Darstellung der österreichischen
Politik, was hat da gerade das letzte
Vierteljahr an neuen Lreignissen
und Gesichtspunkten der Beurteilung
gebracht! Man wird das vielleicht
im nächsten Iahrgang nachholen,
man wird dort vielleicht sogar den
Mut haben, früher Gesagtes. als
objektiv falsch zu bezeichnen — gut,
wo aber hat man dann eine Dar-
stellung „des Iahres 1913«? Ent-
weder drücke man im Titel oder
wenigstens im Vorwort aus, daß der
behandelte Zeitabschnitt von Herbst
dem Posten sein, um das Wertvollste
zu retten und durch Hiebe und
Stiche das Ungeheuer der Zeit in
seinem Laufe zu lenken, damit es
nicht Unersetzliches zerstampfe.
Wir wissen ja alle von den
Nöten der Gegenwart. Wir wissen,
daß es sich dabei um Erhaltung der
deutschen Heimat und Volksgesund-
heit, um die Echtheit unsrer Kultur
handelt; es gibt wahrlich genug,
was eine Schande sür unsre Zeit ist.
Nochmals: Nationale Arbeit ist
deshalb nicht Reden und nicht
Schreien, sondern Ankämpfen gegen
die offene Tyrannei oder heimliche
Schleicherei des Geldes und der
„Interessen" sonstwelcher niedriger
Art. Wenn sie sich mit dem Mantel
des Patriotismus zu decken wagen,
dann nicht weniger, sondern dann
erst recht. Wenn der Gedanke der
nationalen Arbeit tiefer erfaßt
sein wird, als jetzt, dann werden wir
einer inneren Einigung Deutsch-
lands näher sein. Und damit das
Unsrige auch zur Vollendung dessen
getan haben, was vor hundert Iah-
ren begonnen ward. B. O. W.
Ein Gesamtbild der Kultur-
enLwicklung?
„Das Jahr 1913"
in neues von D. Sarason heraus-
gegebenes Werk des Teubnerschen
Verlags, das solche Titel trägt, ein
Band von 550 Seiten in Leinen
gebunden für 15 M. — wer wird ein
solches Buch nicht mit Vergnügen in
die Hand nehmen? Etwas dieser
Art wünscht sich ja jeder. Die erste
Freude, den Wunsch erfüllt zu sehn,
hat offenbar auf die Kritik ziemlich
allgemein gewirkt, denn sonst würde
man mehr von den grundsätzli-
chen Schwierigkeiten des Unterneh-
mens lesen und anderseits von den
Mängeln seines ersten Iahrgangs,
die nicht bloß notwendige Abel des
Anfangs sind. Wenn wir auf diese
Dinge eingehn, so wollen wir damit
das Werk nicht etwa „ablehnen". Es
ist zum wenigsten interessant,
es ist als Versuch auch ganz sicher
wertvoll. Wir sprechen eben deshalb
von den Mängeln, weil wir meinen,
hier sind gute Ansätze für die Zu-
kunft, die durch ernsthafte Beschäfti-
gung damit gepflegt werden
sollten.
Zunächst heben wir den Wider-
streit sachlicher und buchhändleri«
scher Notwendigkeiten hervor. Eine
Charakteristik des Iahres W3 könnte
frühestens am 1. Ianuar be-
gonnen werden. Aber der Haupt-
büchermarkt liegt vor Weihnachten.
Und wirklich zeigten sich mehr als 60
Mitarbeiter bereit, schon im Herbst
1913 (einer schon Ende Iuni) „d as
Iahr 1913« darzustellen — eine im-
merhin erstaunliche und für unsre
Zeit bezeichnende Tatsache. „So un-
gefähr stimmt's doch!« Wenn nun
aber nach 50 Iahren jemand nach-
schauen will, wie sich die deutsche
innere Politik 1913 in den „führen-
den Köpfen" gespiegelt habe, so fin-
det er über eine so wesentliche öffent-
liche Erscheinung wie den Rummel
von Zabern und über die tiefen Ge-
gensätze, die er aufdeckte und die ge-
rade doch zumVerständnisdes
Zeitabschnitts 1913 wichtig sind,
natürlich nichts. Noch schlimmer steht
es um die an sich schon unzuläng-
liche Darstellung der österreichischen
Politik, was hat da gerade das letzte
Vierteljahr an neuen Lreignissen
und Gesichtspunkten der Beurteilung
gebracht! Man wird das vielleicht
im nächsten Iahrgang nachholen,
man wird dort vielleicht sogar den
Mut haben, früher Gesagtes. als
objektiv falsch zu bezeichnen — gut,
wo aber hat man dann eine Dar-
stellung „des Iahres 1913«? Ent-
weder drücke man im Titel oder
wenigstens im Vorwort aus, daß der
behandelte Zeitabschnitt von Herbst