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Kunstwart und Kulturwart — 27,2.1914

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Heft 10 (2. Februarheft 1914)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14288#0386

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Pflichten und zeigte sich seiner Auf-
gabe nicht nur ästhetisch, sondern
auch ethisch gewachsen." Zr.

Sich gehn Laffen

us Schritt und Tritt sich aufzu--
passen,

Was soll es frommen?

Wer nicht wagen darf, sich gehn
zu lassen,

Wird nicht weit kommen.

Paul Heyse

Unsre Bilder und Noten

^^^n den Vierlanden bei Hamburg, wo hinter dem großen Deich die alten
^(Dörser liegen mit den saubern Häusern, die Gärtchen mit saubern
^FZäunen und festen Dornhecken umfrieden. Ietzt ist Winter mit
rauchnebliger Luft, da das fein angetane Paar seinen Sonntagsbesuch
macht. Karnevalstimmung? Das täuscht eigentlich, im Gegenteil: hier
ist alles echt, wenn schon, was die Trachten anbelangt, das Außerliche
vergangen ist. Mit dem höchst erfreulichen Farbendruckschnitt von Hans
Förster vor unserm Heft geben wir wieder ein Beispiel der neu er--
wachten deutschen Schnittdruckkunst. Ein neuer Mann, der ganz nieder-
deutsch aussieht, obgleich auch er von Iapan gelernt hat. Wir dürfen von
ihm was hoffen. Einer mit eigenen, frischen, gesunden und zugleich seinen
Augen, der Behagen im Herzen hat.

Wir haben schon im Fastnachtshefte von OO? (Kw. XX, 9) eine kleine
Anthologie von Bildern nach Gulbransson, dem damals „Neuen",
gebracht, es ist uns eine große Freude, heut, dank dem Entgegenkommen
seiner Verleger, eine noch weit stattlichere vorlegen zu können. Benutzt
worden sind dabei die folgenden Veröffentlichungen. Aus dem Langenschen
Verlag: das Karikaturen-Album „Berühmte Zeitgenossen", das Gulbransson-
Album „Aus meiner Schublade", der „Simplicissimus" und eine Anzahl
von „Simplicissimus-Kalendern"'. Aus dem Verlage von Georg Müller
die eben erschienene Sammlung „Olaf Gulbransson, fünfzig unveröffentlichte
Zeichnungen, herausgegeben von Alfred Mayer". Wer sich mit Gulbransson
näher vertraut machen will, braucht alle diese Sachen, er darf auch
am „Simplicissimus" nicht vorbeigehn, ob er sonst zu seinen Freunden
gehören mag oder nicht.

Das älteste, was wir von Gulbransson wiedergeben, ein Blatt noch
aus Norwegen, ist „Der Redakteur". Die Nebensachen, die Kleider-
stoffe usw. sind hier noch etwas umständlich geschildert, die edle Rechte
ist noch modelliert usw., aber die großartig einfache Erfassung dieses
Lumpen als Einzelwesen wie als Typ deutet schon unverkennbar auf
den Gulbransson, der da kommen sollte. Es ist schon ein Weg vom
„Redakteur" zu dem Maßkrug-Bajuwaren. Rnd doch könnte auch den
vielleicht ein anderer gezeichnet haben, wenn nicht in seinem linken Auge
unverkennbar der Olaf spukte, der anderswo hinaus will.

„Landrat W." ist kaum mehr Karikatur, als manche Lenbachische Bilder,
die nicht als solche genommen sein wollen: es übertreibt nicht in komischem
Sinn, nur durch Heraushebung des seelisch Bezeichnenden. Dann folgen
eigentliche Karikaturen. Ibsen, wo im Gegensatz zu dem nichts weniger
als „korrekten" Mähnenhaupt die Korrektheit der Kleidung bei Schirm

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