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Kunstwart und Kulturwart — 27,2.1914

DOI Heft:
Heft 10 (2. Februarheft 1914)
DOI Artikel:
Buschmann, Johannes: Frauenerwerbsarbeit und Fortbildungsschule
DOI Artikel:
Tönjes, Max A.: Vom amerikanischen Sportgeheimnis
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https://doi.org/10.11588/diglit.14288#0324

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Hier im Handelsgewerbe sind die Frauen also in ihrer weit über-
wiegenden Zahl nur bis etwa zum 30. Lebensjahre tätig. Dann scheiden
sie bis auf einen verhältnismäßig kleinen Rest aus und wir müssen an-
nehmen, daß sie in der Regel in die Ehe treten oder anderweitig haus»
wirtschaftliche Funktionen übernehmen.

Man wird also der Frau, solange die wirtschaftliche Notwendigkeit für
eine außerhäusliche Berufsarbeit vorliegt, nicht — wie gutmeinende, aber
einseitige Doktrinäre tun — in der Fortbildungsschule die Vervollkomm«
nung ihrer erwerbsberuflichen Kenntnisse weigern dürfen. Im Gegenteil,
auch die Volkswirtschaft hat ein Interesse daran, daß diese weiblichen
Arbeitskräfte innerhalb der ihnen gezogenen Grenzen in ihren Leistungen
qualitativ soviel wie möglich gesteigert werden. Aber daneben tritt immer
die Rücksicht auf den hauswirtschaftlichen Beruf, den Naturanlage und
Wirtschaftsorganismus der Frau zuweisen. Deshalb muß die Fort»
bildungsschule für Mädchen, die jetzt alle Gemüter be«
wegt und entzweit, beides bieten: Berufskunde und
Hauswirtschaftskunde. Sie kann nicht einfach der Fort-
bildungsschule für Knaben nachgebildet werden.

Iohannes Buschmann

' ' ' !

Vom amerikanischen Sportgeheimnis

^^eutschland hat die Aufgabe übernommen, im Iahre die Olympi«
Ischen Spiele abzuhalten, an denen alle Völker der Erde, soweit sie
Sport treiben, teilnehmen werden. Für einen würdigen Rahmen
dieser Veranstaltung ist bereits in dem Stadion innerhalb der Berliner
Grunewald-Rennbahn gesorgt.

Wir haben aber vorerst tatsächlich nicht viel mehr als den Rahmen.
Das haben die Olympischen Spiele in Stockholm nur zu deutlich be-
wiesen, denn hätten nicht die Schwimmer und die Ruderer einige Siege
für die deutschen Farben errungen, wir wären ganz leer ausgegangen.
Die deutschen Leichtathleten mußten sich trotz ihrer achtbaren Leistungen
glatt geschlagen bekennen, und die Fußballspieler drangen nicht einmal bis
in die Schlußrunde vor. Daß es im Fußball noch nicht besser geworden
ist, haben dann die LLnderspiele gegen Dänemark und Belgien bewiesen.

Die Leichtathletik mit ihren mannigfaltigen Äbungen macht aber den
größten Teil des olympischen Programms aus, darin gilt es also, ganz
besondere Vorbereitungen zu treffen, sollen nicht in unserer eignen Reichs-
hauptstadt die deutschen Athleten wieder so kläglich abschneiden wie in Stock-
holm. Da Amerika mit seinen Sportjüngern die Olympischen Spiele inLondon
V03 und in Stockholm in jeder Beziehung beherrschte, so lag es nahe,
drüben nach dem Geheimnis der Erfolge zu forschen. Der Deutsche Reichs-
ausschuß für Olympische Spiele hat daher einige ersahrene Herren nach
Amerika entsandt, um dort den Sportbetrieb zu studieren. Als erste
Hrkenntnis fanden sie, daß nicht allein Lust und Liebe zum Sport Lrsolge
bringen, sondern daß ein gewissenhastes Training der am besten veran-
lagten Leichtathleten unter der Aufsicht eines erfahrenen Lehrers oder
Trainers dazu gehört, um bei den Olympischen Spielen Sieger zu stellen.

Aus diesem Grunde beschloß auch der Reichsausschuß, einen tüchtigen
Trainer für Deutschland zu verpflichten, er wurde in der Person des
Deutschamerikaners vr. Kränzlein gewonnen. Seine Aufgabe ist es, zu-

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