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Kunstwart und Kulturwart — 27,2.1914

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Heft 7 (1. Januarheft 1917)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14288#0093

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Unsre Bilder und Noten

uch unsre Beilagen sind diesmal dem „Druckschnitt" und dem
„Schnittdruck" gewidmet, welche zusammenfassende Bezeichnungen
^M^wir für Holz- und Linoleumschnitte und die Drucke davon so lange
brauchen möchten, bis uns bessere bekannt werden — und zugleich suchen
auch sie wieder für ihr bescheiden Teil der leider in jedem Sinn billigen
Autotypie--„Farbenpracht« entgegenzuwirken. Wer die Farbenfeinheit in
einem Blatt wie Karl Thiemanns Schnitt nur eimnal recht gesehen
hat, dem, meinen wir, ist an den bunten mechanischen Verkleinerungen nach
großen Olbildern die Freude verderbt und ist damit sein Auge gerettet. Die
seidigen Hellen und samtenen Tiefen und die Töne dazwischen — wie
wohlabgewogen steht da alles in richtigem Verhältnis am rechten Platz!
Ein starkgesehenes Winterbild holzschnittmäßig auf das Wesentlichste ver-
einfacht, ruhig und dauernd. Das Motiv ist aus dem Palais Kinsky in
Prag geholt.

Ganz anders zeigt sich auch im Farbenholzschnitt Walter Klemm.
Derselbe Klemm, von dem die Faustbilder sind, aber hier noch der jüngere,
der noch nicht ganz wieder daheim ist von der Reise nach Iapan, als
welche heut für den Geist manchem Künstler so selbstverständlich ist, wie
seinem Großvater die Reise nach Italien war. Ein echter Holzschnitt,
in den Wolken des Himmels redet sogar die Holzmaserung mit. Stoff:
Regenschauer, aber nur kurzer. Das Bild braucht einigen Abstand vom
Auge, dann zeigt's recht, wie es in Farbe und Licht gemeint ist. Der Fluß
leuchtet dann, der Himmel schimmert, und satt liegt die nasse Erde da.

A. Königs „Brücke" könnte zur Not auch mit Deckweiß auf schwarzes
Papier getuscht sein? Der Gedanke kommt, aber bei näherem Zusehn scheint
es doch, er täuscht. Der Schnitt ist von ganz anderer Art, als bei den
auch nur schwarzen im Text, und deutet wieder auf eine andre Gruppe von
Reizen. Ein bis zum Flimmern intimes Bei- und Durcheinander der
Kontraste von rabenschwarz und weiß. Wie kräftig wirkt auch hier
die Technik! Und wie empfinden wir durch die unbewußte Abertragung
des technischen Wesens auf das Dargestellte nun auch diese Landschaft
als kräftig!

Aber Klemms „Faustbilder" und Langs Illustrationen wird in
dem Rundschauaufsatz „Moderne Druckschnitte" gesprochen.

Wenn Menschen, die einem bekannt sind, sich nur durch den Vornamen
unterscheiden, dann kugeln sich einem diese Vornamen im Gedächtnis wie
spielende Hunde durcheinander, und man weiß im Augenblick manchmal
nicht, wer zu wem gehört. Im zweiten Novemberheft ist in dem Beitrag
„Zur Bildniskunst" von Kurt Kluge die Rede. Auf den Bilderbeilagen
und in dem Begleittext zu den Bildern aber von Walter Kluge. Ausein-
ander: zu diesem Namen Kluge gehört das Kurt. Von Kurt Kluges
feiner Kunst sprachen wir schon früher und hoffen das noch weiter zu tun.

Mit zwei Worten sei an dieser Stelle noch unsers neuen Wand-
kalenders gedacht, denn wir können ihn dies Iahr wirklich einmal dem
richtigen Hefte beilegen. Er ist, wie der Kalender mit der Gartentür vor
zwei Iahren, der so besondere Freude fand, von Rudolf Sieck. Nicht
wahr, das ist seine, stille und reife Kunst? Möge die Vorfrühlings-

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