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Kunstwart und Kulturwart — 27,2.1914

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Heft 12 2. Märzheft 1914)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14288#0577

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fest erwiesen hat, erleichtert unsre künftige Arbeit. Freuen wir uns dessen
und schlagen wir friedlich in jede vordem feindliche Hand, wenn sie sich
nach den Münchner Aufklärungen uns entgegenstreckt. Vor allem aber
vergessen wir nicht den schuldigen Dank für jene Männer, die gegen das
Mißverstehen der eignen Berufsgenossen während des ganzen Streites auch
im Buchhändlerlager zu uns hielten. Ihre Treue hat die unsrige reichlich
verdient. A

Unsre Bilder und Noten

A

m Morgen" von Wilhelm Steinhausen. Wenn die schönsten
Frühlingsgedichte sogar im Winter gemacht werden, so werden
wir auch das Recht haben, uns im März auf den Mai vorzu-
freuen, da uns ein Künstler die kommende tzerrlichkeit im Zauberspiegel
der Seele vorauszeigt. Steinhausens Bild ist kein Wirklichkeitsbild, und
wenn's hundertmal von einem Wirklichkeitseindruck angeregt worden
ist, es ist ein Ahnen, ein Traum, ein Gesang. Rnd ein Meister-
Gesang! Mit welchem Mindesten an Form, mit welchem Wenigen an
Farben gestaltet sich, leuchtet und tönt hier die Welt, denn wo die Form
fehlt, da ist nicht die Ungewißheit, sondern der Duft, und wenn die
Farbe einfach ist, so ist sie durchsonnt von Lebensgold. Ist nicht hier
wieder einmal eine der Schöpfungen, die in dem Sinne poetisch sind, der
die Höchstleistungen aller Künstler bezeichnet? — Das sag ich offen, dessen
freu ich mich auch: wie unser Blatt mit seinem weichen Samt den höheren
Wert einer edleren Aechnik gegenüber den in doppeltem Sinne billigerr
Farbenautotypien erweist.

Cscile Leos Frühlingswald ist ein Vorfrühlingswald zu Zeiten
der Baumkätzchen und Anemonen. Wir haben über die Künstlerin erst
kürzlich gesprochen, als wir die Kunstwartmappe nach ihren entzückenden
Gaben anzeigten. Auch hier: welch eine Anmut der Gestalten ist das,
welche Kunst der Komposition und welche bisher überhaupt noch kaum
erreichte „Schattenrißmäßigkeit" der ornamentalen Stilisierung!

Seit der „Wiedergeburt des Schattenrisses" in der deutschen Gegen-
wart schweifen die Künstler aus, seine Grenzgebiete kennen zu lernen. Das
Nordlandsbild von Carlos Tips, das die Renntiere bei der Schnee-
schmelze zeigt, alles „Bild" rein schwarz als Schatten in dem so be-
zeichnenden roten Schimmer, ist ein Grenzerweiterungsversuch des Schatten-
rißbereichs. Im Gegensatz zu Cocile Leos Kunst versucht es Tips, trotzdem
er alles auf zwei Töne bringt, mit dem Illusionistischen. Aus
einiger Ferne angesehn, wird diese Landschaft ganz tief, weit, groß. Die
Illusion der Kälte kommt assoziativ auch dazu.

Die Illustrationsbeilage über Plastik im Freien gehört zu dem
Rundschauaufsatz.

Hcvrir sind in der Lage, den Lesern eine noch unveröffentlichte Kompo-
-^sition Friedrich Gernsheims schon heute zu unterbreiten.
Die Romanze gehört zu vier anderen neuen Klavierstücken, die nach
ihrer Vollendung zusammen unter einer Opuszahl erscheinen werden,
und der Komponist hat sie im Manuskript uns liebenswürdigst zur Verfügung
gestellt. Aber die Bedeutung Gernsheims etwas zu sagen, ist kaum mehr
nötig. Durch eine Reihe größerer Orchester-, Chor- und Kammerwerke

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