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Kunstwart und Kulturwart — 27,2.1914

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Heft 12 2. Märzheft 1914)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14288#0576

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seit des Buchhandels durch ihn gehn. Das ist die Anfgabe: diese Ver-
hältnisse und diese Kräfte mit Rücksicht auf alle Teile zu organisieren
und auch dem Handel zu nützen, soweit er, wie der tüchtige Buch-
handel, Kulturarbeit leistet. Wir brauchen Verbündung der schaffenden,
handelnden und organisatorischen Kräfte. Diesem Gedanken, welchen die gro-
ßen kunstgewerblichen Händlerverbände für ebenso große ideelle und weit
größere Geldwerte als bei den Volksschriften sofort anerkannten, stand der
Börsenvereins-Vorstand ohne jedes Verständnis gegenüber. Er ahnte in all
den neuen Forderungen nichts vom Anbrechen einer bessern, auch für
die Buchhändler besseren Zeit, die unter der Rückständigkeit des Börsen-
vereins-Geistes bei aller Tüchtigkeit der einzelnen schon seit Iahrzehnten
leiden. So versuchte man's gegen uns mit donnernden Bekanntmachungen
und „vertraulichen" Rundschreiben, und als uns weder der Wunsch des
Börsenvereins-Vorstandes Befehl noch ein Boykott ein Schrecknis war,
mit dem Entwerten auf jede Art. Es ist keiner unsrer Anhänger, es ist
unfer Gegner Falkenberg, der die Behandlung unsrer Unternehmungen
in der Buchhändlerpresse „geradezu eine Kulturschande" genannt hat, und
es beleuchtet nur das Unlautere der ganzen Mache, wenn die „Allge-
meine Buchhändlerzeitung" dazwischen erklärte: selbstverständlich unter-
lassen wir auch alle Vorwürfe gegen Avenarius persönlich sofort, wenn
er die Mittelstelle aufgibt. Das amtliche Börsenblatt aber hat mit keinem
Worte auch nur den gröbsten Verdächtigungen gegen mich widersprochen,
es hat nicht einmal ihre Kollegen zur Vorsicht vor dem Strafrichter ge-
mahnt, es hat die, deren „Organ" es sein sollte, in einer unfaßlich
parteiischen Weise informiert. So „sührte" man. Rnd während man
die Mittelstelle im Bunde mit uns ganz nach den Wünschen der Buch-
händler einrichten konnte, tat man alles, um das herbeizuführen, was man
selbst als hochbedrohliche Gefahr hingestellt hatte: Konkurrenz außerhalb
des Buchhandels.

^as ganze Kulturbild, das sich im Kampf um Kunstwart und Dürerbund
^während des letzten Iahres entwickelt hat, ist einer zusammenfassen-
den, ruhigen, dokumentarischen Darstellung wert. Wir werden sie nach
einiger Zeit unterbreiten. Die Mittelstelle als solche ist, wie wir schon
bekannt gaben, gesichert, und sie wird ihre Auswahl in einer Weise regeln,
daß auch nicht der entfernteste Gedanke an irgendwie Anzulässiges oder
gar an Freiheit Beschränkendes mehr bleiben kann. Wir würden es
aber für einen schweren Fehler halten, mit ihrer öffentlichen Arbeit vor
einer Beruhigung der Geister zu beginnen. Alle Kurzsichtigkeit des Börsen-
vereins-Vorstandes und derer, die ihn vielleicht noch immer für weitsichtig
halten, entbindet uns nicht von der Pflicht, den Kulturarbeitern im deut-
schen Buchhandel nach unsern Kräften zu helfen und nicht zu schaden.
Wir müssen die Mittelstelle so einrichten, daß sich auch der einzelne Buch«
händler an ihr als willkommener und geachteter Genosse beteiligen kann.
Das wird ihm nach einiger Zeit leichter werden, als jetzt, und so
wird die „Mittelstelle" nach einiger Zeit besser werden, als wenn wir
sie jetzt sofort eröffneten.

Ansre Freunde aber bitten wir mit vollem Ernst, auch ihrerseits für
das Tun und Lassen des Börsenvereins-Vorstandes nicht etwa den deutschen
Gesamt-Buchhandel verantwortlich zu halten. Daß sich beim Angriff all
dieser Gegner unser eigener, des Dürerbundes Stand als unverrückbar
 
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