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Kunstwart und Kulturwart — 27,2.1914

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Heft 8 (2. Januarheft 1914)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14288#0192

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begründet. Er soll innerhalb der
deutschen Turnerschaft die Stamm-
tischideale, die hie und da das Iahn-
sche Ideal verdunkeln wollen, ver-
drängen helfen. Ist ein erfreulicheres
Zeichen der Gesundheit unsrer Tur-
nerschaft denkbar? Aber statt sich
dessen zu freuen, hat der Vorsitzende
der Deutschen Turnerschaft, Ferdi-
nand Goetz, geharnischten Einspruch
gegen die neue Bewegung für alte
Ziele erhoben. Erstaunlich ist an die-
sem Einspruch die Unwissenheit, von
der er zeugt, und die Herabsetzung
Andersdenkender.

Goetz spricht von dem „unerreich-
baren, geradezu törichten Ziel, was
sich der neue Bund im Bund stecken
will". Er versichert wiederholt, daß
die Enthaltsamkeit „unerreichbar" sei
und „nicht zu Erfolgen kommt". Er
weiß also nicht, daß jenes „törichte"
Ziel das vieler der angesehensten Ge-
lehrten, Künstler und Beamten ist,
daß auch der deutsche Kaiser mit
Respekt zu sagen immerhin zu den
„Törichten" gehört, die dem Zie!
freundlich gegenüberstehn. Und er
weiß nichts von den tatsächlichen Er-
folgen, auch gesetzgeberischen Erfol-
gen der Enthaltsamkeitsbewegung in
der Welt. Ferner wiederholt Goetz
den alten Trost, daß „ein mäßiger
Genuß von geistigen Getränken, der
nicht zur täglichen Gewohnheit wird,
unschädlich ist und bleibt«. Als ob
es sich in der Enthaltsamkeitsbewe-
gung darum handle, daß diesem oder
jenem der Alkohol „schadet". Mag
sich der Einzelne schaden, wenn's ihm
paßt, was uns bewegt ist der Scha-
den unsres Volkes, dessen mit-

verantwortliche Glieder wir sind.
Weil Alkohol unsre Irrenhäuser, Ge-
fängnisse und Zuchthäuser füllen
hilft, weil er die Entwicklung unsrer
Volkswirtschaft und unsrer Volksbil-
dung behindert, deswegen glauben
wir zeigen zu können: es geht, auch
beim Turnen, ohne ihn, und sogar
besser. Wo man anders denkt, zwin-
gen wir, die enthaltsamen Turner, ja
niemand. Wenn endlich Goetz den
„Herrgott" anführt, der „Wein und
Malz und tzopfen wachsen läßt und
dem Menschen Durst gegeben hat«,
so ist ja dieses Beweisstück vor eini-
ger Zeit auch von einer hohen deut-
schen Kirchenmännerversammlung
geltend gemacht worden. Nach der
Antwort, daß der tzerrgott auch die
Cholerabazillen wachsen läßt, sank es
aber zu den Argumenten der Schil-
daer Stammtische hinab.

Goetz ist ein sehr alter tzerr, er
stammt aus einer Zeit, die von der
Wichtigkeit der Alkoholfrage noch
wenig wußte. Es kommt nicht leicht
an, gegen ihn aufzutreten, wir wollen
auch seinen Ton nicht kritisieren, so
kräftig er Kritik herausfordert. Die
Alkoholabstinenz wird sich nun ge-
gen ihn unter den Turnern aus-
breiten. Ausbreiten aber wird sie
sich dort so gewiß, wie sie sich unter
den Sportleuten aller Richtungen
ausgebreitet hat und weiterausbrei-
tet. Wir sind ja gegen den Alkohol,
Gott sei Dank, auf der ganzen Linie
im Vormarsch.

Anzeigen als Anzeichen 24

eut einmal Schönes zur Haar-
kultur:

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