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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Editor]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 8.1863

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Nr. 4 (April 1863)
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Schöpf, Bertrand: Über die Wandmalereien im Kreuzgange zu Schwaz und über die Urheber derselben
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https://doi.org/10.11588/diglit.25927#0120

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„Betphaga" etc. Besonders Beb erscheint Christus, in
halber Figur, die Apostei segnend, ruhig und priesterHch
berahsehend, schön wie von Hemmling. Das Bild wäre sehr
der Restauration werth. Es trägt die Jahrzahl 1521.
24. Das Weitgericht. Mafia und Johannes Baptista
neben Christ us knieend. DasBiid ist gar stark übermalt und
vielfach die ganze Composition verändert. Die aiten Con-
touren könnten jedoch noch erhalten werden.
Hiermit sind wir wieder beim Anfang des Kreuzgan-
ges angelangt; die weiteren bis zur Klosterpforte an diesen
Flügel sich anschliessenden drei Gemälde rühren aus dem
NAH. Jahrhunderte her, und kommen hier nicht in Betracht.
Sie stellen die Gehurt, die Anbetung der heiligen drei Kö-
nige und die Taufe im Jordan dar; nur ein Gemälde in
dieser Abtheilung, das nun aber zur Hälfte übertüncht ist,
trägt den mittelalterlichen Charakter, und scheint den Ab-
schied Christi von seiner göttlichen Mutter darzustellen.

In den folgenden Zeilen will ich das zusammenstellen,
was bei der Dürftigkeit der Quellen über die Künstler, die
im Kreuzgange malten, bisher gefunden werden konnte. Da
es einiges Neue enthält, dürfte es jedenfalls von Inter-
esse sein.
Was bisher über die Urheber dieser Malereien be-
kannt gemacht wurde, aber manche Unrichtigkeit enthält,
findet man in Nagler's Künstlerlexikon unter dem Artikel
„Rosenthaler" und in Otte's Handbuch der kirchlichen
Kunstarchäologie, Seite 2?4. Die Summe dieser Nachrich-
ten ist: ein Drittheil der Bilder des Kreuzganges rührt
von den drei Brüdern Kaspar, Johann und Jakob Rosen-
thaler her, welche als Mönche in Schwaz gelebt hätten.
Kaspar Rosenthaler soll 1514 gestorben sein. Die Fort-
setzer der Malereien im Kreuzgange seien nicht alle
bekannt, unter diesen sei aber zunächst ein Monogrammist
P. W.S. zu nennen. Später seien die schon wenigerkunst-
reichen Maler, die Hettinger von Schwaz als Fortsetzer
gefolgt. So die bisherigen Nachrichten.
Rosenthaler wird nun gewöhnlich als Maler eines
Theiles des Kreuzganges angenommen. Diese Ansicht
stützt sich auf eine Inschrift im Kreuzgange unter dem Ge-
mälde, welches die Verurtheilung Christi darstellt, und auf
dem auch das Wappen der Rosenthaler angebracht ist. Da
ist nämlich zu lesen : Casparus Rosenthaler Norm (bur-
gensis) (mon)ast(erii) IOMS Pictor. Hier sind die Rosen-
thaler jedenfalls als Maler bezeichnet, und es liegt nahe,
sie auch für die Maler des Kreuzganges zu halten, obwohl
man sonst nirgends schriftlich aufgezeichnet findet, dass
sie Maler, oder Maler des Kreuzganges gewesen seien. Die
Wahrscheinlichkeit der Annahme, dass Rosenthaler da ge-
malt habe, gewinnt noch durch den Umstand, dass die Ge-
mälde sehr an Dürer erinnern, was leicht zu erklären ist.

wenn sie DüreUs Zeitgenosse und Landsmann Rosenthaler
gemalt hat. Einigen Grund kann obige Ansicht für die Re-
senthaler auch aus folgendem Umstande hernehmen. Im süd-
westlichen Winkel des Kreuzganges sieht man auf dem Bilde,
welches die Geisselung darstellt, abseits, unbetheiligt am
Vorgänge drei Männer angebracht, von denen der mittlere
reichern Schmuck und eine Papierrolle in der Hand trägt.
Von diesen drei Figuren sagt die handschriftliche Chronik
des Klosters zum Jahre 1514, dass sie die Porträte der
drei Maler des Kretizganges vorstellen. Diese Chronik
rührt zwar nicht vom Jahre 1514 her, sondern vom Jahre
1626, wurde aber von dem sehr fleissigen und angesehe-
nen P. Bernardin Lackner, der zugleich ein sehr geschick-
ter Architekt war, zusammengestellt aus den Berichten
omnium memorabilium rerum, quae sciri, aut et actis cer-
tisque relationihus haberi et coliigi potuerunt. Obwohl nun
P. Bernardin Lackner nicht hinzusetzt, dass diese Figuren
die Porträte der Rosenthaler seien, so hält dies doch die
Sage fest.
Von Kaspar Rosenthaler ist übrigens noch Folgendes
bekannt: Er kommt als Verleger der „Legend des heyligen
vatters Francisci" vor, welche Legende mit vielen schönen
Holzschnitten, von denen der erste und letzte die Jahr-
zahl 1511 tragen, geziert ist. Am Ende dieses Quartbandes
ist beigefügt: „Gedruckt und vollend! In der Kaiserlichen
Stat Nuremberg durch Hieronymus Hölze!, In Verlegung
des Erbern Caspar Rosentaler, jetzund wohnhaft zu Schwatz.
Am Sybenden tag des Monats Aprilis. Nach Christi unsers
herren gepurt Tausent fünfhundert und Im zwelfften Jare."
Auch das Todesjahr und die Ruhestätte des Kaspar
Rosenthaler können mit Bestimmtheit angegeben werden.
Vor dem Altäre des heiligen Franciscus in der Kloster-
kirche zu Schwaz ist nämlich ein Grabstein eingelassen
mit der Inschrift: „Anno 1542 starb der fiernem Herr
Hans Kaspar Rosenthaler von Niemberg, des Klosters Bau-
meister." Dm* gegenwärtige Grabstein rührt zwar nicht
aus der Zeit des Ablebens Rosentbalers her, sondern wurde
im Jahre 1661 gesetzt; er kam jedoch nur an die Stelle
des früheren, den man anderweitig verwendete, und erhielt
auch die Inschrift des früheren. So wird ausdrücklich in
der handschriftlichen und hier gleichzeitigen Chronik ge-
meldet.
In dieser Chronik wird Kaspar Rosenthaler auch hujus
monasterii Aedilis ac pritnus Pater spiritualis (Syndicus)
genannt. Aus diesen Thatsachen erhellet, dass Kaspar
Rosenthaler nicht im Jahre 1514 gestorben, und dass er
auch nicht als Mönch, sondern als ein „flernemer" Herr
zu Schwaz gelebt habe. In welchem Sinne das Wort Bau-
meister hier zu nehmen, ob es den Architekten oder den
Bauherrn und seinen Untergestellten bedeute, bleibt unge-
wiss. P. Ladurner theilte mir aus einer Urkunde von 1515
eine Notiz mit, in welcher auch ein anderer Baumeister
der Franciscaner-Kirche genannt wird. Es heisst dort:
 
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