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Nolte, Cordula; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Familie, Hof und Herrschaft: das verwandtschaftliche Beziehungs- und Kommunikationsnetz der Reichsfürsten am Beispiel der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (1440 - 1530) — Mittelalter-Forschungen, Band 11: Ostfildern, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.34725#0169

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Höfe und Haushalte

165

zung konnte nach Auffassung des Bischofs von Lebus die Hochzeit in dem
Stil organisiert werden, der einem kurfürstlichen Sohn entsprach.
Das Fest verlief dann schließlich anscheinend durchaus unspektakulär,
ohne besonderen Glanz, aber auch ohne Blamage."'* Allerdings waren außer
der Markgrafenfamilie kaum fürstliche Gäste anwesend, und es gab keine Ge-
legenheit zum Rennen und Stechen (»kurze halben der zydt, auch regens hal-
bin«), so daß sich Kurfürst Albrechts Ankündigung bewahrheitete, »es würdt
kein mercklich hochzeit noch stechen hinnen«."'" Bei Hochzeiten in der Mark,
so Albrecht kritisch, komme man sonntags an, steche montags, renne diens-
tags und reise mittwochs ab. »das ist die weiß hynnen und zu zehen hochzei-
ten sticht man kaum einsten und wem wir nicht, so wurd ganz kein stechen
. . 107
mt.«
Albrechts Bemerkung ist symptomatisch für seine Auffassung vom frän-
kisch-märkischen Kulturgefälle. Ansbach gerierte sich, wie erwähnt, unter
seiner Leitung als Artushof und verkörperte seinen Schilderungen zufolge
perfekt das höfische Ideal der geselligen Freude."'" Am Berliner Hof drohten
hingegen Kurzweil und ritterliche Kampfspiele in Albrechts Augen vernach-
lässigt zu werden, so daß er Markgraf Johann ermahnte zu feiern, »damit man
den adel vnd den Houe in wesen behalt in der vbung, die Im zugehort.«'"' Der
märkische Adel zeichnete sich aus fränkischer Sicht nicht eben durch ritter-
lich-höfische Tugenden aus. Soweit er überhaupt turnierfähig war, erwies er
sich angeblich beim Stechen als »ein hederisch volck, das auf irm mißt nie-
mands nachgibt«.
Immerhin gibt es Hinweise, daß man sich auch am Berliner Hof auf stan-
desgemäß-repräsentative Weise zu unterhalten wußte. Markgraf Johann be-
schäftigte mehrere Trompeter und Pfeifer, die offenbar einige Kunstfertigkeit
besaßen. Sein Vater jedenfalls lieh sich von ihm Trompeter für seine Reise zur
Landshuter Hochzeit aus, obwohl er für Johanns musikalische Neigung kein
Verständnis hatte und sein »kostenlichkeit vnd vnnutzen ausgeben« für Mu-
siker mißbilligte."
Die Hauptattraktion des Berliner Hofs waren die vorzüglichen Jagdmög-
lichkeiten in der nächsten Umgebung.''' Markgraf Johann ging diesem Zeit-

los An den Brautvater adressierte Festschilderung seiner Gesandten PC 2, Nr. 238, S. 253ff.
106 Schreiben an seinen Schwiegersohn Eberhard den Jüngeren von Württemberg, 26. Juli 1476.
PC 2, bei Nr. 225, S. 238.
107 Wie die vorige Anm. Auch außerhalb der Mark erstreckten sich Hochzeiten häufig über vier
Tage und verliefen nach dem beschriebenen Muster. Vgl. SPIESS, Feste, S. 347f.
108 An Johann schrieb Albrecht aus Schwabach am 2. Aug. 1480: »Wir haben vil hirsz hie aus-
sen, Jagen, Schiessen vnd sind frölich. Das Jung gesind rennt, sticht vnd tantzt vnd sein sel-
ten on geszt«. CDB C 2, Nr. 204, S. 256. Vgl. das Schreiben an Johann vom 13. Oktober 1476,
CDB C 2, Nr. 156, S. 188.
109 Beilage zum Schreiben vom 7. April 1477. CDB C 2, Nr. 162, S. 199.
110 Wie die vorige Anm. Vgl. SCHUBERT, Albrecht Achilles, S. 167, ferner Albrechts Schreiben an
Johann vom 29. Januar 1485, PC 3, Nr. 1041, Anm. 1, S. 344.
111 Schreiben Johanns an Albrecht vom 14. Sept. 1475. PC 2, Nr. 153, S. 180. Albrecht an Johann,
7. April 1477. CDB C 2, Nr. 162, S. 198. Vgl. PC 2, S. 277, Anm. 2. AHRENS, Residenz, S. 199f.
112 Vgl. zum Ruhm der dortigen Hundezucht in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
AHRENS, Residenz, S. 201.
 
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