Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Nolte, Cordula; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Familie, Hof und Herrschaft: das verwandtschaftliche Beziehungs- und Kommunikationsnetz der Reichsfürsten am Beispiel der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (1440 - 1530) — Mittelalter-Forschungen, Band 11: Ostfildern, 2005

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34725#0170

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
166

Kapitel C

vertreib bei aller Leidenschaft auch deshalb ausgiebig nach, weil ihm nichts
anderes übrigblieb. Er bedachte sehr wohl, »das wir hir Innen in landen sein,
nichtz sehen vnd lernen, dann allein ye zu Zeiten vmb lusts vnd verfliessung
der zeit willen pflegen nach rehen vnd andern wilde zu Jagen«, und befürch-
tete, »ein nyderlendischer landsfurst vnd Jeger« zu bleiben, »der sein tag
nichtz gesehen noch gehört vnd Im selbst seinen landen und leuten wenig ge-
nutzen mocht«. Seine Bitte, der Vater möge ihn auf den Reichstag mitnehmen
und in die fürstliche Gesellschaft einführen, blieb jedoch unerfüllt."' Dauer-
haft auf die provinzielle Mark verwiesen, mußte er sich überdies noch Vor-
würfe wegen des pflichtvergessenen, verschwenderischen und lustbetonten
Lebensstils gefallen lassen, den er angeblich dort pflegte.
Nachdem Markgraf Johann 1486 die Nachfolge des Vaters als Kurfürst an-
getreten hatte und die Mark sich unter ihm und Kurfürst Joachim I. von
Franken löste, kehrten sich die Verhältnisse allmählich um - Berlin überrun-
dete Ansbach. Ansbach verlor seine vormalige Bedeutung als überregionaler
politisch-gesellschaftlicher Mittelpunkt. Die Landstände in Franken kritisier-
ten angesichts wachsender Schulden den Aufwand für die Hofhaltung immer
schärfer. Nach dem Kosteneindämmungsversuch von 1509 legten sie 1512
Markgraf Friedrich dringend nahe, den Hof auf drei Jahre aufzulösen, die
Herrschaft Regenten zu übergeben und sich, sein Personal und seine Familie
von zugeteilten Deputaten zu unterhalten.Tatsächlich wurde 1515 mit
Friedrichs Absetzung der Hof für drei Jahre abgestellt (vgl. oben S. 87). Noch
Markgraf Georg und seine Räte rangen unablässig darum, die Hofausgaben
in Grenzen zu halten. Unter anderem sollte jegliche Bautätigkeit eingestellt
werden, unfertige Bauten waren nur durch provisorische Überdachung gegen
die Witterung zu schützen."' Dieses Detail veranschaulicht die Veränderun-
gen gegenüber Kurfürst Albrechts Zeiten, in denen sich, bei aller Sparsamkeit,
die Prosperität seiner Haushaltung unter anderem in intensiven Ausbauarbei-
ten geäußert hatte.
Dagegen hatte Berlin jetzt wieder wie unter Friedrich II. den Rang einer
kurfürstlichen Residenz und begann von der sich positiv entwickelnden Wirt-
schaftslage der Mark zu profitieren. Wie der Aufstieg der Hofhaltung bis zum
frühen 16. Jahrhundert verlief, läßt sich aufgrund der Lückenhaftigkeit der
Quellen nicht im einzelnen nachvollziehen. Man hat sich diesen Prozeß lang-
sam vorzustellen. So gibt es recht spärliche Anhaltspunkte über Aufwand
und Verlauf der 1502 gefeierten Doppelhochzeit mit dem dänischen Königs-
haus, die wegen der in Berlin grassierenden Pest nach Stendal verlegt wurde
- ein Schweigen, das wohl zu Recht als beredt gedeutet wurde." Die Hoch-

113 2. Oktober 1473. CDB C 2, Nr. 109, S. 143f.
114 Vgl. etwa Albrechts Schreiben vom 30. Januar 1482. PC 3, Nr. 834, S. 142. Siehe S. 343ff.
115 StAN, Fm. AN, Landtagsakten Nr. 2, Bl. 119-124. Ebd., Bl. 129-141, das Konzept einer ent-
sprechenden Erklärung Friedrichs. Tatsächlich wies er das Ansinnen jedoch vehement zu-
rück. Ebd., Bl. 265f. Vgl. SEYBOTH, Markgraftümer, S. 416ff.
116 Verordnungen Georgs vor Antritt einer Reise nach Schlesien, 22. Dez. 1528. StAN,
Rep. 103a I, AGA Nr. 11, Bl. 37-45.
117 SCHUSTER/WAGNER, Jugend, S. 316-322. FOUQUET, Fräulein, S. 25-27.
 
Annotationen