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Hechberger, Werner; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Adel im fränkisch-deutschen Mittelalter: zur Anatomie eines Forschungsproblems — Mittelalter-Forschungen, Band 17: Ostfildern, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.34731#0253

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5. König und Adel im Ostfrankenreich

5.1. König und Adel: Staatlichkeit und Legitimitätsprobleme
Unbestritten war schon immer die Auffassung, daß die politische Geschichte der
Nachkarolingerzeit ganz wesentlich vom Verhältnis zwischen König und Adel
geprägt wurde. Antworten auf die Frage nach der Grundidee dieses Verhältnisses
hängen nicht zuletzt davon ab, wie man sich den Prozeß der Auflösung des Karo-
lingerreichs vorstellt. Unterschiedliche Ansichten darüber führen zu sehr ver-
schiedenen Meinungen über die Legitimationsgrundlage adliger Herrschaften;
dies hat wiederum zur Folge, daß es voneinander abweichende Ansichten über die
zentralen Aufgaben des Königs gibt. In Verbindung damit stehen auch die norma-
tiven Wertungen. Prinzipiell lassen sich - stark schematisierend - zwei Varianten
unterscheiden.
Geht man mit der älteren Forschung von der Auflösung des Staates als einer
Institution aus, so sieht man die Geschichte des Ostfrankenreichs geprägt durch
den Kampf des Herrschers gegen einen auf lange Sicht zunehmend stärker wer-
denden Adel, der dem Königtum, nach einer vorübergehenden Phase von dessen
Konsolidierung, wesentliche Rechte abtrotzte. Vor dem Hintergrund dieser Ein-
schätzung gewann die Frage nach den Ursachen an Bedeutung; erklärbar wird
dadurch, warum die Auseinandersetzung um die Italienpolitik der deutschen
Könige eine derart umfassende Resonanz gewannt Politisch war in dieser Sicht
für den größten Teil der Forschung spätestens mit dem Tod Friedrichs II. die
Chance dahin, die Fürsten, die in erster Linie als partikulare Kräfte betrachtet
wurden, unter königlicher Kontrolle zu halten. Daß das Spätmittelalter in dieser
Perspektive ein wenig geschätzter Zeitraum war, liegt auf der Handk Spätere
Herrscher wurden weitgehend danach beurteilt, ob sie doch noch Möglichkeiten
gehabt hätten, die königliche Position zu behaupten. So wurde etwa die Beziehung
zwischen Wilhelm von Holland und den Städten als zukunftsweisende, wenn-
gleich letztlich vertane Chance zur Stärkung der königlichen Autorität bewertet
oder die Auseinandersetzungen Albrechts II. mit den Kurfürsten als eine letzte
Möglichkeit betrachtet, die partikularen Tendenzen im Reich einzudämmen. Der
strukturell bedingte Gegensatz zwischen König und Adel endete in dieser Sicht

1 Nicht zufällig hat Georg von Below als letzter noch einmal die Position Sybels in der Sybel-Ficker-
Kontroverse vertreten (vgl. BELOW, Kaiserpolitik; DERS., Staat, S. 356).
2 Vgl. dazu nur HEIMPEL, Spätmittelalter, S. 105. Zum Problem vgl. MORAW, Verfassung, S. 13; DERS.,
Ergebnisse, S. 48f.; DERS./PRESS, Probleme, S. 3f.
 
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