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Hechberger, Werner; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Adel im fränkisch-deutschen Mittelalter: zur Anatomie eines Forschungsproblems — Mittelalter-Forschungen, Band 17: Ostfildern, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.34731#0445

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Rittertum

441

nommen und damit auch für den hohen Adel interessant geworden. Die Schwert-
leite habe sich damit zum Symbol für den Eintritt in die adlige Welt entwickelt.

10.3.5. Turniere
Die Anfänge des Turniers scheinen auf den ersten Blick keinerlei Probleme aufzu-
werfen, zumal mit dem angovinischen Ritter Gottfried von Preuilly, der 1066 getö-
tet wurde, sogar der angebliche „Erfinder" bekannt ist. Zwar schenkt die Mehrheit
der modernen Forschung dem Chronisten aus der Abtei Sankt Martin in Tours,
der dieses berichtet, keinen Glauben mehW°, doch gilt die Nachricht immerhin bis
heute als Beleg dafür, daß es sich beim Turnier um ein historisches Phänomen
handelt, dessen Anfänge in Frankreich zu suchen sind^F Mit der These der
„Westwanderung" des Rittertums war diese Einschätzung natürlich bestens zu
verbinden. Der Bericht Ottos von Freising, daß die beiden Staufer Friedrich und
Konrad 1127 vor Würzburg ein fymcz'zzz'zzzzz, uzzlyo zzzzzzc tzznzoz'mczzfzzzzz dzcztzzf,
abgehalten haben, scheint dies zu bestätigen. Der weitaus größte Teil der For-
schung wertet dies als ersten Beleg für ein Turnier in Deutschland^. Früher be-
zeugte Kampfspiele, die etwa Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche veranstal-
tet haben sollen^! waren in dieser Perspektive nur Reiterspiele oder Übungen, die
„nichts mit den typischen Kampfformen eines Turniers" zu tun gehabt hätten"^.
Die Geschichte der Entwicklung des Turniers wird gemeinhin als Teil der Ge-
schichte des Rittertums verstanden, wobei die soziale Funktion im Vordergrund
steht. Im Rahmen der schon ein recht ehrwürdiges Alter aufweisenden These von
der „Humanisierung" oder „Zivilisierung" der mittelalterlichen Krieger durch die
ritterlichen Ideale, die schon Sidney Painter vertrat^, mußte auch die Entwicklung
des Turniers als ein Prozeß erscheinen, in dem die zunehmende Einführung von
Regeln einen domestizierenden Einfluß auf das Verhalten hatte. Die Vorstellung,
die alten Massenturniere hätten sich zu einem hoch stilisierten gesellschaftlichen

110 Vgl. etwa MÖLK, Aspekte, S. 173; BARBER/BARKER, Geschichte, S. 24; dort auch zu einer früheren
Nachricht S. 22. Vgl. anders aber PARISSE, Toumoi, S. 180ff.; NICKEL, Tournament, S. 214.
111 Vgl. zum Problem allgemein DUBY, Sonntag; PARISSE, Toumoi, S. 173; für Deutschland NlEDNER,
Turnier, S. 9f.; FLECKENSTEIN, Nachwort (1985), S. 626; PARAVICINI, Kultur, S. 12.
112 Ottonis episcopi Frisingensis et Rahewini Gesta Friderici seu rectius Cronica, hrsg. v. F.-J. SCHMALE,
2. Aufl. Darmstadt 1974, lib. 1, c. 18, S. 158. Zur Interpretation als erstes Turnier vgl. nur BAR-
BER/BARKER, Geschichte, S. 25. Alleinstehend blieb die Auffassung von H.-D. LEHMANN, Beginn, der
aus spätmittelalteralterlichen Turnierchroniken schloß, 1043 habe das erste Turnier am deutschen
Königshof stattgefunden.
113 LMdos eham Zioc onüne saepe caMsa Nithardi Historiarum Libri 1111, hrsg. v. E.
MÜLLER, MGH SS rer. Germ. 44, 3. Aufl. Hannover 1907 (ND 1965), lib. 3, c. 6, S. 38.
114 BARBER/BARKER, Geschichte, S. 21.
115 Vgl. PAINTER, Ideen, S. 32.
 
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