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Hechberger, Werner; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Adel im fränkisch-deutschen Mittelalter: zur Anatomie eines Forschungsproblems — Mittelalter-Forschungen, Band 17: Ostfildern, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.34731#0534

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530

Kapitel 11

betrachten soll, wird für das Mittelalter allerdings zumeist bezweifelt. Baumgärt-
ner verwies auf Traktate des 14. und 15. Jahrhunderts, die Privilegierungen insbe-
sondere der docforgs forderten und begründeten^, hange sprach für diese Versu-
che von einer Nobilitierung der Gelehrten, die im 14. Jahrhundert begann. In man-
chen Bereichen erlangten sie eine Gleichstellung mit dem AdePA
Generell wirft aber auch die Untersuchung der mittelalterlichen Universität die
Frage auf, ob man die zentralen Aspekte erfaßt, wenn man diese als Spiegelbild
einer von Herrschaft geprägten Gesellschaft betrachtet. Wie im Falle der mittelal-
terlichen Stadt ist dieses Problem der Perspektive in jüngerer Zeit von Otto Ger-
hard Oexle angesprochen worden. Im Ansatz von Oexle, der die genossenschaftli-
chen Formen des menschlichen Zusammenlebens im Mittelalter ins Zentrum
rückt, wird klar, daß natürlich auch die Universität eine „geschworene Einung"
waHA Diese Sichtweise ist eher mit der Konzeption von Arno Seifert zu vereinba-
ren als mit der Vorstellung, die Universität sei ein Spiegelbild der Gesellschaft
gewesen. Auch Hilde de Ridder-Symoens meint, die Universität müsse eher als
eine Gemeinschaft verstanden werden, die - als Folge der sozialen Polarisierung
der Umwelt - erst seit dem Ende des 15. Jahrhunderts stärker von Aristokratisie-
rungstendenzen betroffen waHA

11.4.9. Renaissance und Humanismus
Renaissance und Humanismus erschienen einer älteren, ideengeschichtlich orien-
tierten Sicht im sozialgeschichtlichen Kontext als eine dezidiert bürgerliche Bewe-
gung, die mit der Propagierung neuer Werte einherging^. Die geradezu klassi-
sche Vorstellung Jacob Burckhardts vom „Erwachen der Persönlichkeit" ist nicht
zuletzt mit dieser Einschätzung verbunden. Helmuth Rössler sprach demzufolge
von einem radikalen Wandel und einem „Kulturzusammenbruch" um 1430. Die
Adelskultur habe nicht mehr „getragen"; der Adel habe sich in defensiver Absicht
zusammengeschlossen, in Teilen aber auch den neuen Idealen angepaßt. Die Bil-
dungsunwilligkeit Adliger ist schon von Zeitgenossen beklagt worden^. Dies gilt
nicht nur für die Humanisten selbst - häufig verweist die Forschung auf diesbe-
zügliche Äußerungen Ulrich von Huttens oder Jacob Wimpfelings^ sondern

463 Vgl. BAUMGÄRTNER, Gelehrtenstand.
464 Vgl. LANGE, Adel; zum Ergebnis vgl. auch PRESS, Führungsgruppen, S. 527; OEXLE, Aspekte, S. 55.
465 Vgl. OEXLE, Voraussetzungen, S. 32-36, 41-50; DERS., Soziale Gruppen 26f., 35.
466 Vgl. RiDDER-SYMOENS, Rieh Men, Poor Men.
467 Vgl. als Überlick BUCK, Humanismus.
468 Vgl. RÖSSLER, Adelsethik, bes. S. 237.
469 Vgl. KRÜGER, Rittertum, S. 303 (mit weiteren Beispielen); SCHREINER, Laienbildung, S. 275f.
 
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