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Hechberger, Werner; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Adel im fränkisch-deutschen Mittelalter: zur Anatomie eines Forschungsproblems — Mittelalter-Forschungen, Band 17: Ostfildern, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.34731#0226

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222

Kapitel 4

waren, sei jetzt wohi allgemein anerkannt^. Der dux-Titel sei zunächst entweder
rein technisch für militärische Führer verwendet worden oder aber als eine unsta-
bile Bezeichnung, die besonders wichtigen Leuten beigelegt werden konnte, wel-
che dem König besonders nahestanden.
Abgeschlossen ist die Kontroverse allerdings noch nichtA Sogar Eduard Hla-
witschka hielt den Begriff eines jüngeren oder wiederentstehenden Stammesher-
zogtum durchaus für angebracht. Obwohl er selbst an die Auffassung anknüpfte,
daß die Herzoge aus der Eigenmacht und Eigeninitiative des Adels außerhalb der
Amterordnung erwachsen seien und die königliche Anerkennung erlangen woll-
ten, meinte er, daß sie dank der weitgehenden Deckungsgleichheit ihrer Herr-
schaftskomplexe mit den Stammessiedlungs- und Stammesrechtsgebieten als Re-
präsentanten der Stämme betrachtet worden seienA
Odilo Engels hat noch einmal die ethnischen Grundlagen der Herzogswürde
hervorgehoben und für die Bayern auf Berichte über Herzogswahlen hingewie-
sen-L Im Hinblick auf die sächsischen Verhältnisse betonte Engels die Stammes-
bindung des Herzogs und verneinte den Amtscharakter. Dies traf allerdings auf
den Widerspruch von Hans-Werner Goetz. Quellen, in denen von einer Wahl des
Herzogs berichtet werde, gebe es nur für Bayern; ihre Bedeutung dürfe nicht über-
schätzt werden^. Für Sachsen hat inzwischen Matthias Becher die These formu-
liert, daß die Herzoge weit eher als Teil des fränkischen Reichsadels aufzufassen
seien. Becher entwarf ein Bild, in dem politische Faktoren auch für die sächsische
Ethnogenese eine zentrale Rolle spielten. Dabei sei insbesondere die Tatsache von
Bedeutung gewesen, daß die Liudolfinger die Königsherrschaft erlangten. Erst in
dieser Zeit seien die Wurzeln des sächsischen Herzogtums zu suchenA

4.3. Die regna-Theorie: Parallelitäten und Zerlegung der Staatsgewalt
Karl Ferdinand Werner nahm gerade auch bei diesem Forschungsproblem die
Perspektive des prnzccps ein. Seine Theorie beruht zum einen auf der Annahme,
daß ethnische Einheiten so gut wie gar keine Rolle gespielt haben, und zum ande-
ren auf der Ansicht, daß man keineswegs von prinzipiellen Unterschieden zwi-

22 Vgl. TELLENBACH, Grundlagen, S. 599.
23 Zum heutigen Stand vgl. GOETZ, Die „deutschen Stämme".
24 Vgl. HLAWITSCHKA, Frankenreich, S. 39, 204.
25 Vgl. ENGELS, Reich, S. 480ff.
26 Vgl. GOETZ, Herzogtum der Billunger, S. 186.
27 Vgl. BECHER, Rex.
 
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