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Hechberger, Werner; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Adel im fränkisch-deutschen Mittelalter: zur Anatomie eines Forschungsproblems — Mittelalter-Forschungen, Band 17: Ostfildern, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.34731#0533

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Das Spätmittelalter - Die Ausprägung sozialer und politischer Stände

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Ingolstadt, das als eine ausgesprochene „Adelsuniversität" betrachtet wird. Rainer
A. Müller stellte fest, daß der Adel seine standesspezifische Prävalenz für höhere
Ämter in Staat und Kirche erst seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert durch ein
Studium absicherte, wobei die Rechtswissenschaft bevorzugt wurdet Schwinges
bemerkte für Köln, daß die Adelsimmatrikulationen nach der Mitte des 15. Jahr-
hunderts zwar anstiegen, allerdings weit geringer als die Zahl der Immatrikulati-
onen insgesamt^. Für Greifswald sprach Achim Link davon, daß die Zahl der
Adligen unter den Studenten dem Anteil des Adels an der Gesamtbevölkerung
entsprach^.
Christoph Fuchs ging in seiner Untersuchung Heidelbergs allerdings davon
aus, daß sich die adligen Standesvorrechte erst allmählich auswirkten. Bei der
Gründung der Universität sei die Begünstigung des Adels noch ausgeblendet
worden; zunächst habe man rein akademische Regeln als maßgebend betrachtet.
Adlige Vorrechte hätten sich erst im Laufe der Zeit geltend gemacht. Auch Fuchs
meinte, daß die Aufstiegsmöglichkeiten nichtadliger Studenten keineswegs so
groß gewesen seien, wie Grundmann noch angenommen hatte, sondern insgesamt
als eher niedrig veranschlagt werden müßten^. Christian Wieland untersuchte
das Studium des Breisgauischen Adels. Von einer Sonderbehandlung könne man
durchaus sprechen, doch habe die Universität nicht den Anspruch aufgegeben,
„aufgrund ihrer spezifischen Art und Weise Rang zuzumessen"^. Das Studium
habe sich für Adlige also als ein zweischneidiges Schwert erweisen können, da sie
auch nach einem Bewertungskriterium gemessen wurden, das von der sozialen
Herkunft unabhängig war.
Adlige erkannten den Wert eines Studiums mit Abschluß also erst spät, in
größerem Umfang offensichtlich nach läOfHA Man wird davon ausgehen dürfen,
daß es für eine Karriere, etwa am Fürstenhof, lange noch nicht als notwendig
erachtet wurde. So verwies Werner Paravicini auf eine andere Motivation für das
Studium^. Er betrachtete den Universitätsbesuch eher als einen Teil der
Adelsreise, die schließlich zur Kavalierstour wurde. Ähnlich war für Schwinges
der Hochschulwechsel nicht zuletzt ein sozialer AkPA
Im Hinblick auf die Aufstiegsmöglichkeiten Nichtadliger durch ein Studium ist
die Forschung also skeptisch geworden. Die besten Chancen boten sich Juristen,
den Mitgliedern der angesehensten Fakultät. Ob man sie als eine andersartige Elite

455 Vgl. R.A. MÜLLER, Universität.
456 Vgl. SCHWINGES, Universitätsbesucher, S. 375-392.
457 Vgl. LINK, Weg, bes., S. 34.
458 Vgl. Ch. FUCHS, Dives, bes. S. 25-38, 112.
459 WIELAND, Status, S. 134.
460 Vgl. dazu schon GRUNDMANN, Ursprung, S. 306; vgl. exemplarisch FOUQUET, Doctor, für den süd-
westdeutschen Niederadel, bes. S. 101,127.
461 Vgl. PARAVICINI, Heidenfahrt, S. 108-111.
462 Vgl. SCHWINGES, Migration, S. 154.
 
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