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https://doi.org/10.11588/diglit.34731#0356
352
Kapitel 7
daß die Jagd zur Integration des Adels beitrugt. Noch weiter geht Joseph Morsel
im Rahmen seiner These von der „Erfindung" des Adels im späten Mittelalter: Die
Jagd sei, ähnlich wie die Fehde, ein Mittel zur Besetzung des Raumes gewesen^.
Auf das daraus resultierende Kritikpotential wies Karl-Heinz Spieß himA Thomas
Szabo brachte die kirchliche Kritik an der Jagd mit diesem gesellschaftlichen Hin-
tergrund in Verbindung^. Lutz Fenske dagegen erklärte mit dem Verweis auf die
Berichte der Quellen lapidar, daß einfach „Jagdliebe, Jagdlust, Jagdleidenschaft
oder gar Jagdbesessenheit" die zentralen Motive für die adlige Jagd gewesen sei-
en^.
Im Hinblick auf eine wichtige Frage ist sich die Forschung allerdings nicht ei-
nig. Daß die mentale Kluft zwischen Bauern und Rittern im Hochmittelalter ent-
stand und sich im Spätmittelalter vertiefte, wird kaum bezweifelt. Ob der soziale
Abstand allerdings tatsächlich immer größer wurde, ist schwer zu beantworten.
Verwiesen wurde in Spezialuntersuchungen zu diesem Thema auf zahlreiche Bei-
spiele sozialen Auf- und Abstiegs und auf Grauzonen. So haben etwa Werner
Rösener, Max Weltin, Josef Fleckenstein oder Roger Sablonier die Ansicht vertre-
ten, daß der soziale Abstand faktisch durchaus gering sein konnte^. Hier sind
mehrere Probleme der sozialen Mobilität im späten Mittelalter angesprochen: das
Schicksal der Ministerialität, die Vorstellung von der Krise des Niederadels oder
die Möglichkeiten des sozialen Aufstiegs durch den Erwerb der Ritterwürde. Eine
eindeutige Antwort läßt sich hier wohl kaum geben, zumal Einzelstudien schwer-
lich eine Einschätzung des Gesamtproblems zulassen.
28 Vgl. RÖSENER, jagd. Zur hohen Bedeutung der Jagd für die adlige Mentalität vgl. DERS., Adel und
Jagd.
29 Vgl. MORSEL, Jagd.
30 Vgl. K.-H. SPIESS, Jagd.
31 Vgl. SZABÖ, Hof.
32 FENSKE, Jagd, S. 47.
33 Vgl. RÖSENER, Bauer, S. 681-692; WELTIN, Seifried, S. 372f.; FLECKENSTEIN, Frage der Abgrenzung, S.
312ff.; SABLONIER, Adel, S. 250f.
Kapitel 7
daß die Jagd zur Integration des Adels beitrugt. Noch weiter geht Joseph Morsel
im Rahmen seiner These von der „Erfindung" des Adels im späten Mittelalter: Die
Jagd sei, ähnlich wie die Fehde, ein Mittel zur Besetzung des Raumes gewesen^.
Auf das daraus resultierende Kritikpotential wies Karl-Heinz Spieß himA Thomas
Szabo brachte die kirchliche Kritik an der Jagd mit diesem gesellschaftlichen Hin-
tergrund in Verbindung^. Lutz Fenske dagegen erklärte mit dem Verweis auf die
Berichte der Quellen lapidar, daß einfach „Jagdliebe, Jagdlust, Jagdleidenschaft
oder gar Jagdbesessenheit" die zentralen Motive für die adlige Jagd gewesen sei-
en^.
Im Hinblick auf eine wichtige Frage ist sich die Forschung allerdings nicht ei-
nig. Daß die mentale Kluft zwischen Bauern und Rittern im Hochmittelalter ent-
stand und sich im Spätmittelalter vertiefte, wird kaum bezweifelt. Ob der soziale
Abstand allerdings tatsächlich immer größer wurde, ist schwer zu beantworten.
Verwiesen wurde in Spezialuntersuchungen zu diesem Thema auf zahlreiche Bei-
spiele sozialen Auf- und Abstiegs und auf Grauzonen. So haben etwa Werner
Rösener, Max Weltin, Josef Fleckenstein oder Roger Sablonier die Ansicht vertre-
ten, daß der soziale Abstand faktisch durchaus gering sein konnte^. Hier sind
mehrere Probleme der sozialen Mobilität im späten Mittelalter angesprochen: das
Schicksal der Ministerialität, die Vorstellung von der Krise des Niederadels oder
die Möglichkeiten des sozialen Aufstiegs durch den Erwerb der Ritterwürde. Eine
eindeutige Antwort läßt sich hier wohl kaum geben, zumal Einzelstudien schwer-
lich eine Einschätzung des Gesamtproblems zulassen.
28 Vgl. RÖSENER, jagd. Zur hohen Bedeutung der Jagd für die adlige Mentalität vgl. DERS., Adel und
Jagd.
29 Vgl. MORSEL, Jagd.
30 Vgl. K.-H. SPIESS, Jagd.
31 Vgl. SZABÖ, Hof.
32 FENSKE, Jagd, S. 47.
33 Vgl. RÖSENER, Bauer, S. 681-692; WELTIN, Seifried, S. 372f.; FLECKENSTEIN, Frage der Abgrenzung, S.
312ff.; SABLONIER, Adel, S. 250f.