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dass wir Münzen, Gemmen etc. als Mantegnas
einzige archaeologische Quellen betrachten dürften.
Schliesslich scheint mir die Ueberlieferung selbst
mindestens eine Andeutung zu enthalten über die
Richtung, die wir unseren weiteren Nachforsch-
ungen zu geben haben.
Scardeone spricht zweimal ganz deutlich von
„statuis und imaginibus Romani s“, während Vasari
Jahr zogen Scharen von Pilgern nach der ewigen
Stadt. Was liegt näher, als dass der Mann, den
wir in einem unstillbaren Wissensdurst nach der
unbedeutendsten antiken Münze greifen sahen, sich
einem solchen Zuge anschloss, um dort die
Reliquien zu verehren, die ihm vor allen
anderen heilig waren. Wissen wir doch, dass Dona-
tello, in dessen Schaffen die Antike lange nicht
PO PA l.\ SQ\ E KO\iAN\ S
DIVO ITJODIX 1\ESPASEAAl E
\ E.SPASIANO AAGVSTO
Abbildg. 13.
Der Titusbogen auf dem Forum in Rom.
ARCVS LMPERATORIS TI TI E REGIONE AMHIITHEATM
nperiitorü 7in Ve.ywt&ru Arc tu cum rnumpho Cirntif ludccorum d Senats, Pcpitloyuc Ramano Vtti facrti, pn;t
diese Ausdrücke durch das farblose und unbestimmte
„cose di marmo antiche“ wiedergiebt. Nun ist es ja
gewiss nicht ausgeschlossen, dass Scardeone die
beiden Worte „Romanus“ und „antiquus“ (vgl. gleich
darauf „sculptores et statuarij antiqui“) unterschieds-
los als Synonyma gebracht. Wenn er aber statuae
Romanae in irgend einem prägnantem Sinn ge-
braucht hat, dann kann er damit nur die stadt-
römischen Denkmäler gemeint haben.
In der Tat kann gegen die Möglichkeit
einer römischen Reise Mantegnas in dieser
frühen Zeit nichts eingewendet werden. Jahr für
jene massgebende Rolle spielte, als junger Bursche
stundenweit barfuss lief, um einen antiken Sarkophag
zu sehen. Dass die späten und dürftigen Quellen nichts
mehr von einer ersten Reise wissen, ist nur ein Zeichen,
dass man darin zu Mantegnas Zeit eben nichts ausser-
gewöhnliches erblickte. Soll schon ein argumentum
ex silentio angewendet werden, so könnte man
viel eher geltend machen, dass kein Wort in den
Briefen, die Mantegna in den Jahren 1489 und 90
von Rom aus nach Hause schickt, die freudige
Genugtuung verrät, die er empfunden haben müsste,
wenn er damals erst als reifer Mann die Gegen-
dass wir Münzen, Gemmen etc. als Mantegnas
einzige archaeologische Quellen betrachten dürften.
Schliesslich scheint mir die Ueberlieferung selbst
mindestens eine Andeutung zu enthalten über die
Richtung, die wir unseren weiteren Nachforsch-
ungen zu geben haben.
Scardeone spricht zweimal ganz deutlich von
„statuis und imaginibus Romani s“, während Vasari
Jahr zogen Scharen von Pilgern nach der ewigen
Stadt. Was liegt näher, als dass der Mann, den
wir in einem unstillbaren Wissensdurst nach der
unbedeutendsten antiken Münze greifen sahen, sich
einem solchen Zuge anschloss, um dort die
Reliquien zu verehren, die ihm vor allen
anderen heilig waren. Wissen wir doch, dass Dona-
tello, in dessen Schaffen die Antike lange nicht
PO PA l.\ SQ\ E KO\iAN\ S
DIVO ITJODIX 1\ESPASEAAl E
\ E.SPASIANO AAGVSTO
Abbildg. 13.
Der Titusbogen auf dem Forum in Rom.
ARCVS LMPERATORIS TI TI E REGIONE AMHIITHEATM
nperiitorü 7in Ve.ywt&ru Arc tu cum rnumpho Cirntif ludccorum d Senats, Pcpitloyuc Ramano Vtti facrti, pn;t
diese Ausdrücke durch das farblose und unbestimmte
„cose di marmo antiche“ wiedergiebt. Nun ist es ja
gewiss nicht ausgeschlossen, dass Scardeone die
beiden Worte „Romanus“ und „antiquus“ (vgl. gleich
darauf „sculptores et statuarij antiqui“) unterschieds-
los als Synonyma gebracht. Wenn er aber statuae
Romanae in irgend einem prägnantem Sinn ge-
braucht hat, dann kann er damit nur die stadt-
römischen Denkmäler gemeint haben.
In der Tat kann gegen die Möglichkeit
einer römischen Reise Mantegnas in dieser
frühen Zeit nichts eingewendet werden. Jahr für
jene massgebende Rolle spielte, als junger Bursche
stundenweit barfuss lief, um einen antiken Sarkophag
zu sehen. Dass die späten und dürftigen Quellen nichts
mehr von einer ersten Reise wissen, ist nur ein Zeichen,
dass man darin zu Mantegnas Zeit eben nichts ausser-
gewöhnliches erblickte. Soll schon ein argumentum
ex silentio angewendet werden, so könnte man
viel eher geltend machen, dass kein Wort in den
Briefen, die Mantegna in den Jahren 1489 und 90
von Rom aus nach Hause schickt, die freudige
Genugtuung verrät, die er empfunden haben müsste,
wenn er damals erst als reifer Mann die Gegen-