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Monatsberichte über Kunst und Kunstwissenschaft — 3.1903

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Frimmel, Theodor von: Bilder von seltenen Meistern, 20, Cornelis Vroom
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https://doi.org/10.11588/diglit.47725#0278

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226

hatte er grosse Landschaften für das Haus des
Honselersdijk („op dem huyse von Hondsholredijk")
ausgeführt, die ihm am 20. Dezember des genannten
Jahres (1638) mit 450 Gulden bezahlt wurden.1)
Auch nach seinem Austritt aus der Gilde (1642)
hat er weiter geschaffen, auch wenn ihm danach
das Verkaufen seiner Bilder nicht gestattet sein
konnte und er in gewissem Sinne nur mehr als
Liebhaber malen durfte. Das Waldbild der Kopen-
hagener Galerie stammt aus dem Jahre 1651. Vroom
scheint vermöglich gewesen zu sein. Nach einer
Mitteilung die C. I. Gönnet aus den Haarlemer
Urkunden geschöpft hat und die bei E. W. Moes
in „Oud Holland" benützt ist, verlieh er 1650 und
1654 Geld an seinen Bruder Friedrich. Auch die
Einladung zum Leichenbegängnis Vroom’s deutet
auf einen gewissen äusserlichen Wohlstand, da man
eine Art Ceremoniel vorschrieb und die Kosten,
61 Gulden, ungewöhnlich hohe waren (Van der
Willigen nennt 35 Gulden). Cornelis Vroom war
gegen die Mitte des Septembers 1661 gestorben
(zu Haarlem). Das Begräbnis fand am 16. September
statt und man forderte auf, sich im langen Mantel
einzufinden („Als vrient in huys te körnen met de
lange mantel“).
Wir gehen nun die beglaubigten Arbeiten des
Cornelis Vroom der Reihe nach durch, um danach
einige Zuschreibungen zu versuchen. Das älteste
datierte Stück ist die: Flusslandschaft, genannt
„Einsame Stromlandschaft", der Schweriner
Galerie. Wir kennen sie schon aus der Abbildung
und brauchen zu einer lebhaften Vorstellung nur
noch einige Angaben über Grösse und Färbung
und anderes. Braungrüne und blaugrüne Töne
sind vorherrschend in der Wiedergabe des Bodens
und der Pflanzen. Der Mittelgrund ist verhältnis-
mässig weich behandelt, härter gemalt und ganz
realistisch detailiert ist das Gestrüpp und der
Baumstrunk rechts im Vordergründe. Man über-
sehe nicht das menschengefüllte Boot und die
Gebäude, um die Benennung „einsame Strom-
landschaft" etwas gewagt zu finden.
Auf Eichenholz. Breite: 0,637, Höhe: 0,415.
Die Signatur: „C. Vroom F." (C und V ver-
bunden) und darunter die Jahreszahl 1630 sind
faksimiliert bei Schlie im grossen Schweriner
Katalog von 1882, bei Bode „die grossherzogliche
Galerie zu Schwerin" 1891 und neuerlich in Oud
Holland (XVIII, S. 221).
Was die dargestellte Oertlichkeit betrifft, die
ja allem Anscheine nach porträtartig wiedergegeben
ist, so fragt E. W. Moes, ob sie nicht etwa in
England zu suchen sei, da Vroom 1628, vielleicht
auch noch später, für den englischen Hof tätig war.
Ich würde meines Teils die Gegend eher am Rhein
zwischen Basel und Schaffhausen suchen. Wenig-
stens notierte ich mir 1890 in jenen Gegenden,
dass sie mich an die Stromlandschaften des
C. Vroom in Schwerin und Mannheim erinnern.
Vom Mannheimer Bilde, das nicht signiert ist,
hören wir weiter unten.
Die Kopenhagener Galerie besitzt zwei Werke
i) „Oud Holland“ XVIII, S. 221 nach „Kunstkronyk“ n. Ser. II, 1861.
S. 37. Die übrigen Angaben nach Van der Willigen und nach Carpenter.

des C. Vroom. Das eine, unzweifelhaft richtig
benannte, ist als No. 379a ausgestellt. Ich nenne es
kurz: Waldesrand. (Taf 47.) Wie die Abbildung
erkennen lässt, ist eine hügelige Gegend dargestellt,
mit dichtem Walde gegen rechts. Vorn ein stilles,
dunkles Wasser, in dem ein Rind steht. Zwei
andere Rinder in der Nähe. Der ganze Vordergrund
ist ungewöhnlich düster gehalten, und das passt
vorzüglich zu dem fast ganz bewölkten Himmel.
Der Mittelgrund steht der Ruisdael’schen Art ziem-
lich nahe. Hie und da hat der Künstler bräunlich-
graue Aeste aufs Laub hinaufgemalt, was bei
Ruisdael in ähnlichen Tönen gleichfalls vorkommt.
Die Signatur ist in hellen Zügen ausgeführt und
lautet: „C. VROOM“ (C und V verbunden). Darunter
steht etwas wie A oder F und die Jahreszahl 1651.
Auf Holz. Breite: 0,66, Höhe: 0,49. (Material und
Masse nach freundlicher Mitteilung Madsens.)
Im wesentlichen gut erhalten. Die Luft ist
etwas verputzt, doch blieben dabei, was hervor-
zuheben ist, die Baumendigungen unversehrt.
Vom zweiten Bilde des C. Vroom in Kopen-
hagen teilt mir Dr. K. Madsen freundlichst mit,
dass cs „angeblich früher auch mit Namen und
Jahreszahl“ bezeichnet gewesen sei. Die Inschrift
scheint bei Gelegenheit einer Rentoilierung ver-
deckt worden zu sein. Dieser zweite Vroom, eine
Lichtung in einem grossen Walde darstellend und
im fernen Mittelgründe einige kleine Figuren auf-
weisend, ist auf Leinwand gemalt. Breite: 0,71,
Höhe: 0,63 m.
In der Berliner Galerie wurde durch Bode
eine kleine Waldlandschaft (No. 888 c) von herbst-
licher Stimmung dem C. Vroom zugewiesen, die
früher Ruisdael und dann Gillis Rombouts hiess
und Reste einer Signatur aufweist, in der es frei-
lich auffällt, dass nur ein o im Namen vorkommt.
Uebrigens ist cs dem C. Vroom ungemein nahe
verwandt.
Auf Eichenholz. Breite: 0,21, Höhe: 0,16.
Zu diesem Bildchen vergleiche die neueren
Berliner Galeriekataloge und Bodes Erörterungen
in dessen Band „Die grossherzogliche Galerie zu
Schwerin". Das Faksimile der Signatur in Jul.
Meyers Katalog von 1883.
In Dresden werden durch Woermann gegen-
wärtig zwei Waldbilder als C. Vroom verzeichnet,
deren Benennung von A. Thieme in Leipzig an-
geregt und von Bode und Bredius mit Bestimmt-
heit geäussert worden ist. Alles wesentliche über
beide Bilder, die man wohl als Vrooms Arbeiten
anerkennen muss, wird in Woermanns neuestem
Katalog von 1899 mitgeteilt (S. 451). Bei Hübner
galten die Bildchen für Werke des Jan van der Meer,
eine Zuschreibung, gegen die Eisenmann mit Recht
auftrat und die auch von Woermann bald (schon
in der 2. Auflage von 1887) aufgegeben wurde.
Die Reste der Signatur sind mehrdeutig; indes
galten die Bildchen schon 1860 als Werke Vrooms,
um den man sich damals noch wenig kümmerte.
In der Mannheimer Galerie notierte ich einen
angeblichen Ruisdael als Werk des C. Vroom. Es
ist die Waldlandschaft (alte No. 87, neue 183).
Zwischen ziemlich steilen, aber nicht besonders
 
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