Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Monatsberichte über Kunst und Kunstwissenschaft — 3.1903

DOI Artikel:
Frimmel, Theodor von: Bilder von seltenen Meistern, 20, Cornelis Vroom
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47725#0279

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
227

hohen Ufern zieht sich ein Fluss schief nach dem
Vordergründe. Bemanntes Boot im Wasser. Im
Mittelgründe links blickt aus dunklen Bäumen ein
Giebel, ein Dachfirst und ein spitziges Türmchen
hervor. Rechts im Mittelgründe zwei Männer. Im
ganzen düstere Stimmung, doch ist der Himmel, der
fast ganz bewölkt ist, ziemlich hell gehalten. (Vergl.
Lützow-Seemanns „Kunstchronik“ N. F. II. Sp. 186).
Nach Angabe des Kataloges auf Holz gemalt.
Breite: 0,59, Höhe: 0,38. — Die Stimmungs-
verwandtschaft und technische Uebereinstimmung
mit dem Schweriner Bilde ist unverkennbar, und
der neue Katalog hat keine Benennung aufgenommen
(1890 — S. 31).
Dass ich die dargestellte Gegend am Rhein
suche, wurde oben in der Besprechung des
Schweriner Vroom mitgeteilt.
Auf dem Berchem von 1648 im Leipziger
Museum (No. 301 des neuen Schreiber’schen
Kataloges) schien mir die Landschaft von Cornelis
Vroom’s Hand zu sein. In demselben Zusammen-
hänge nenne ich den frühen Berchem von 1646 in
der Buda-Pester Galerie. *) Die Zusammenstellung
von Berchem und Vroom stösst auf keinerlei örtliche
oder zeitliche Hindernisse. Lebten doch Beide in
Haarlem und waren sie doch um 1646 Beide
künstlerisch tätig. Vroom liess sich auch von (Jacob)
van Campen eine Landschaft staffieren, wie aus der
Angabe eines alten Haarlemer Inventars von 1648
hervorgeht. Moes teilt diese Angabe in Oud Holland
(XVIII. S. 225) mit. Das Bild ist erwähnt als „een
landschap van Vroom, de beeiden van Van Campen“.
Vroom selbst scheint selten Figuren gemalt zu
haben. Vielleicht sind die Leute in den Boten
auf den Bildern in Mannheim und Schwerin von
seiner Hand.
In der Litteratur werden mehr oder weniger
bestimmt dem Cornelis Vroom noch mehrere Bilder
zugeschrieben, die ich entweder nicht gesehen oder
nicht genügend beachtet habe, um Eigenes über
sie mitteilen zu können. Woerman’s Katalog der
Dresdener Galerie nennt im Vorübergehen einen
C. Vroom beim französischen Gesandten in
Hamburg Graf Balny d’Avricourt. Bode spricht
bedingungsweise von der Zuschreibung an Vroom
bei einer Landschaft der Galerie Pelzer in Köln.
Durch Hofstede de Groot wird unserem Künstler
ein falsch signierter Jan Wonwermann der Kollektion
Aremberg in Brüssel2) zugeschrieben, durch
Bode ein sogenannter Ruisdael im Museum zu
Glasgow (Hiezu „Oud-Holland“ XVIII, S. 224).
Moes teilt ein Bild mit, das mit „C. V.“
monogrammiert ist und im städtischen Museum

1) Hiezu Frimmel „Kleine Galeriestudien“ I. Band (Bamberg, 1892)
S. 169 f. Die Datierung des Leipziger Bildes zeigt deutlich 1648 mit der
stilvollen liegenden oo. Sie ist auch in den neuen Auflagen des Kataloges
richtig nachgebildet. Im Lücke’schen alten Katalog stand irrtümlicher-
weise 1645. Vergl. auch: „Neue freie Presse“ vom 21. September 1889.
2) Lithographiert von Simonau als Jan Wonwerman. Besprochen
und Katalogisiert bei Burger: „Galerie d’Aremberg“ 1859. Ich hielt dieses
Bild vor Jahren für einen Jac. v. Ruisdael Salomonsz.

zu Amsterdam bewahrt wird. Es ist ein Seebild
mit Fahrzeugen (breit 0,30, hoch 0,20 m) und
(nach Moes) in einem graubraunen Ton gehalten,
der an Van Goyen erinnert. Man darf wohl annehmen,
dass es sehr früh fällt. (Oud Holland XVIII. S. 218).
Vermutungsweise wird dem C. Vroom auch
ein Seestück mit geschichtlichen Figuren zuge-
schrieben, das sich im Hampton-Court befindet.
Alte Inventarsangaben sprechen scheinbar dafür,
dass es sich um ein Werk des Cornelis Vroom
handle, doch lässt Law’s grosser Katalog (S. 296f.
No. 876) die Möglichkeit offen, dass es von Percelles
herrühre. Möglicherweise ist in dem Bild von
Hampton Court dasselbe erhalten, das als Percelles
im Kalalog der Bilder Karl’s I. vorkommt. Mit
dem vorliegenden Bildermaterial ist diese Ange-
legenheit ebensowenig auf stilkritischem Wege
aufzuklären, als mit den vorhandenen mehr-
deutigen urkundlichen Nachrichten.
Alte Kataloge und Inventare nennen unseren
Vroom nicht gerade häufig. Einiges wenige steht
bei Hoet (I. S. 23 und 33); anderes wird durch
E.W.Moes nachgewiesen(Oud-HollandXVIII S. 225).
In P. Lely’s Sammlung befand sich eine Land-
schaft von „Old Vroome“ (Vergl. Brian Fairfax
„Catalogne of the curions collection of pictures of
G. Villiers.“ Anhang A. (London 1758).
Die Nachträge zu Füssli’s grossem Künstler-
lexikon erwähnen ein Werk von J. Vroom in der
Sammlung des Advokaten Schmidt zu Kiel. Die
Verbindung von C und V in der Signatur des
Schweriner Bildes erinnert an ein J und C, wodurch
wohl ein J. Vroom in’s Füssli’sche Lexikon
gekommen ist. Das Bild, eine Waldlandschaft
mit Figuren, dürfte wohl ein Cornelis Vroom
gewesen sein.
Irgend ein Missverständnis scheint auch der
Angabe des Versteigerungskataloges Razumowsky
(Wien, 1838) zu Grunde zu liegen. Es heisst dort
„Nr. 52 „Cor. de Vroom. Loth mit seiner Tochter
und der Brand von Sodoma. Monogrammiert.
Jahreszahl 1598“! In diesem Falle hat es sich,
nach dem Datum zu schliessen, nicht um einen
Vroom gehandelt, sondern um das Werk eines
Monogrammisten, dessen Handzeichen 1838 miss-
verstanden wurde.
Vroom’sche Zeichnungen befinden sich in
Dresden (vergl. Woermann’s Publikation der Hand-
zeichnungen, Mappe VII) und in der Albertina zu
Wien (oben schon erwähnt in der Note zur Vroom-
litteratur) Amsterdam besitzt eine L. Bramer’sche
Zeichnung nach einem Vroom’schen Gemälde
(hiezu Moes in Oud-Holland XIII und XVIII).
Die Radierungen, die man eine Zeitlang dem
C. Vroom zugeschrieben hat, nach dem Vorgänge
Nagler’s sind wohl kaum von Vroom’s Hand1).

1) Vergl. Nagler’s Lexikon, Artikel Vroom, Nagler’s Monogrammisten
II, S. 294 und E. von Bartsch „Die Kupferstichsammlung der k. k. Bibliothek
in Wien“ S. 223.

o o o

3
 
Annotationen