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Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 2.1902

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Nr. 1
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Frimmel, Theodor von: Bilder von seltenen Meistern, 10, Zwei Werke von Adriaen de Hennin
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https://doi.org/10.11588/diglit.47724#0017

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2 7 :

Landschaft von Adriaen de Hennin in der Sammlung Bruckl zu Wien.

Bilder von seltenen Meistern

von Dr. Th. von Frimmel (Wien).

X.

Zwei Werke von Adriaen de Hennin.

Im Mai 1895 wurde mir in der Sammlung des
Herrn Bezirkshauptmanns Alfred BruckIl zuWien
ein Bild iranzösisch-holländischen Stils vorgewiesen,
für das kein sicherer Name zu finden sei. Die
Signatur schien schwer zu deuten, und was etwa
herausgebracht worden war, liess keinen Namen
erkennen, der in den Nachschlagebüchern vorkam.
Man nannte das Bild ganz obenhin G. de Heusch.
Es war eine Landschaft von stilvoller Auffassung,
ein wenig an die Poussingruppe erinnernd, im
Ganzen aber auf Rotbraun gestimmt. Die allgemeine
Anordnung wird aus der Abbildung hier oben er-
sichtlich. Man hat sich die Fläche über einen Meter
breit und ungefähr einen Meter hoch vorzustellen.
(Leinwand. Nach der Messung des Herrn Besitzers
Breite 1,32, Höhe 1,03.) Die Figuren in der Mitte
des Vordergrundes sind rauh, tupfig gemalt und
bunt gehalten. Augenscheinlich sind mytholog-
ische Gestalten, etwa Venus, Adonis und Amor
gemeint. Die Signatur, deren Vorhandensein schon
angedeutet wurde, findet sich unten gegen rechts
und ist deutlich leserlich. Nur die zusammen-
gezogenen ersten drei grossen Buchstaben können
für wenig Geübte beirrend wirken. Sie lautet
„A D Hennin‘“ und ist in lateinischen cursiven
hellröthlichen Zügen mit dem Pinsel ausgeführt.
Der wagrechte Balken des grossen A und der des
H bilden zusammen einen Strich, der quer durch
die Mitte des D durchzieht. Nach langem Suchen
in alten Katalogen und Malerlisten fand ich dann
im vierten Bande des Obreen’schen „Archief voor
nederlandsche Kunstgeschiedenis“ eine bestimmte
Angabe über den Maler A. de Hennin. Dieser

wird nämlich in der Haager Malerzunit im
Jahre 1665 als „Adrianus de Hennin“ erwähnt.')

Ein zweites Bild des Adriaen de Hennin kam
1895 auf der Versteigerung H. Houck in Amster-
dam zum Verkauf. Auch bei diesem Bilde war
die Signatur ursprünglich nicht verstanden worden.
Man las sie als A. D. Bennin, und demnach wurde
das Bild als Werk eines „Bennin“ in den Katalog
gesetzt.’) Dr. C. H. De Groot erwähnte das Werk
in seinem Berichte über die Auktion Houck (vergl.
Repertorium für Kunstwissenschaft XVIII, S. 309)
schon unter dem Namen A. d. Hennin. Das Bild
des Vente Houck ist mir nicht aus eigener An-
schauung bekanıt und ich muss mich bezüglich
beschreibender Angaben auf den Katalog stützen.
Danach war es eine bergige Landschaft, in deren
Vordergrund die Ruhe auf der Flucht nach Aegypten
dargestellt ist. Ausserdem werden Figuren von
Landleuten erwähnt. (Leinwand, Breite 1,19, Höhe
0,84.)

Für die obenstehende Abbildung bin ich Herrn
Bezirkshauptmann Bruckl zu vielem Danke ver-
pilichtet.

ı) Vergl. den Artikel von A. Bredius über die „Schilders-Confrerye‘“
des Haag a. a. 0. In demselben Jahre 1665 wird auch ein Jacob de Hennin
genannt, von dem man aus „Oud Holland“ (VIII, 232 f.) etwas erfährt; 1674
kommt er im Zusammenhang mit Karel Du Jardin vor. Eine Sib(ylla) de
Hennin findet sich bei L. de Laborde in der Histoire de la gravure
en maniere noire (S. 348) nach einem Morse’schen Kupferstichkatalog ge-
nannt. Diese Hennin soll ein „portrait d’une nonne d’apröes El. Archer,
geschabt haben. Von dem Bilde des A. de Hennin bei Bruckl machte ich
kurze Mitteilung in der „Chronique des arts et de la curiosit&“ 1895 (S. 208).



?) Vergl. Nr. 5 des „Catalogue des tableaux anciens de la collection
de feu monsieur H. Houck, notaire en la ville de Deventer suivis de
ceux d’une autre succession dont la vente publique aura lieu le . .
7 Mai 1895 ...ä Amsterdam sous la direction de MM. C. F. Roos & Cie.“
 
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