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Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 2.1902

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Nr. 8
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Frimmel, Theodor von: Bilder von seltenen Meistern, 12, Zu Martin Ryckaert
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Frimmel, Theodor von: Bilder von seltenen Meistern, 13, Ein Werk des David Ryckaert II
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https://doi.org/10.11588/diglit.47724#0417

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— 285 —

und da noch ein Martin Ryckaert unter den Werken
der genannten Zeitgenossen und Stilverwandten
unerkannt verborgen sein. Nr. 953 der Dresdener
Galerie gehört gewiss ganz in Ryckaerts Nähe.

Ich kenne aus eigener Anschauung nur drei
sichere Werke des Martin Ryckaert: zunächst nenne
ich in den Uffizien zu Florenz eine Landschaft
mit den Wasserfällen bei Tivoli. Sie ist fein durch-
gebildet, aber etwas gequält, trocken, kalt und
steif behandelt. Links unten steht das Monogramm
und darunter die Jahreszahl 1610 (ich las 1610, nicht
1616, wie auch angegeben wird). Das Monogramm
setzt sich aus einem lateinischen kapitalen M und
einem ebensolchen R zusammen, die einen verti-
kalen Balken gemeinsam haben.

Das zweite Bild, das ich kenne, ist eine Ge-
birgslandschait in der Galerie zu Hannover.
Die mittelgrosse, eher kleine Tafel wird hier nach
einer Photographie abgebildet, welche der gütigen
Vermittlung der Redaktion verdankt wird. (Taf. 91.)
Einige beschreibende Worte seien der Abbildung
beigefügt.

Links im Vordergrunde und nach dem Mittel-
grund zu terassenförmig aufsteigende Felsmassen,
über die in den unteren Absätzen ein Bach herab-
stürzt. Oben grosse massige Laubbäume. In halber
Höhe zwei dürre Baumstämme, an denen nur wenig
Laub sichtbar ist. In verschiedenen Höhen zahl-
reiche Ziegen. Ganz links vorn zwei Hirten, von
denen einer eine Schalmei an den Mund hält, der
andere, auf dem Boden kauernd, der Musik zu
lauschen scheint. Rechts unten ruhiges Wasser, auf
dem ein Kahn bemerkt wird. Im Kahn zwei Leute;
am Uier weiter zurück andere Figürchen. Im
Mittelgrunde rechts im Thale Waldung mit ge-
schlossenen Baummassen. MNoch weiter zurück
gegen rechts ein felsiıger Absturz, der eine Hoch-
ebene begrenzt. Mitten bergige Ferne. Hinter
einem spiegelndem Wasser ragt zwischen dichten
und knolligen Laubmassen ein schlossartiges Ge-
bäude auf. Der Vordergrund ist braun, der Mittel-
grund grün, die Ferne blau gehalten. Die Figür-
chen sind bunt.

Bezeichnet: (nach Angabe des Kataloges) M-:. R YKERT
1624.

Auf Eichenholz. Breite 0:84, Höhe 0:48.

Die Behandlung ist hart und erinnert im Ganzen .

nicht wenig an Paul Brils mittlere Zeit und an
Wilhelm van Nieulandts Stil. Der Vordergrund ist
von braunen, der Mittelgrund von grünlichen, die
Ferne von bläulichen Tönen beherrscht, wie bei
den meisten flandrischen Landschaften aus derselben
Zeit.

Das dritte Bild des Martin Ryckaert, das ich
meinem Gedächtnis eingeprägt habe, gehört Herrn
Ditektor Max Rooses in Antwerpen. Der
Besitzer des interessanten kleinen Bildes hatte die
Freundlichkeit, es für mich photographieren zu
lassen und überdies meine Reisenotizen durch ein-
gehende beschreibende Angaben zu ergänzen. Die
beigefügte Abbildung (Taf. 92) unterrichtet über den
allgemeinen Aufbau der Landschaft über die Baum-

formen, die hier etwas weniger geschlossen sind,

als die auf den Bildern in Florenz und Hannover,
über die Verteilung der Figürchen und über noch
anderes. Nach meiner Erinnerung und nach den
beschreibenden Notizen von Rooses ist der Vorder-
grund braun, der Mittelgrund grünlich, die Ferne
bläulich, so dass auch auf diesem Werke die drei
Flandrischen Töne der Landschaft festgehalten er-
scheinen.

Datierung und Monogramm finden sich unten
mitten: 1628 MR (M und R verbunden, wie auf
dem Bilde in Florenz). Eichenholz. Hoch 0,23,
breit 0,26.

Ein weiteres Bild des Martin Ryckaert wird
von der Litteratur genannt. Es ist eine felsige
Landschaft in Madrid (No. 1926). Nach Angabe des
Kataloges, der es übrigens unter den unbenannten
Bildern führt und nur obenhin den Namen des
Malers nennt, ist es monogrammiert und mit 1616
datiert. Diese Angaben werden durch Woermann,
Rooses und Van den Branden bestätigt.

In alten Antwerpener Verzeichnissen kommen
nach Van den Brandens Mitteilung einige Land-
schaiten unseres Künstlers vor. Aus G. Hoets
Katalogsammlung (I, S. 217) habe ich als Bestand-
teil einer Amsterdamer Versteigerung von 1718
notiert „Een konstig uytgevoert Landschap, door
Martinus Rykart“ Das: künstlich ausgeführt (konstig
uytgevoert) deutet eine tüchtige wohl studierte
Arbeit an. 1753 kam im Haag aus dem Nachlasse
Philipp Van Dycks zur Versteigerung nach einem
„Fraay uitvoerig Landschapje“ von Momper und
Brueghel: „een dito Landschapje mit Herders enc.,
door Marten Reykaardt“, also wieder eine (kleine)
„schöne“ Landschaft von fleissiger, sauberer „aus-
führlicher“ Durchbildung. (Hoet-Terwesten, MI.
S. 77.)

XII.

Ein Werk des David Ryckaert II.

Die vorliegende Reihe von Skizzen und Studien
dürite auf die Familie Ryckaert kaum noch einmal
zurück kommen Deshalb sei hier sofort auch
ein Bild von der Hand des überaus seltenen David
Ryckaert II. erwähnt. Ich fand es in Wien in
der Sammlung Wilhelm Freyberg, wo ich rasch
folgendes notierte. Küche mit drei Personen rechts.
Links Stillleben mit Gemüse. Monogrammiert „D:R“
(der Punkt in halber Höhe der Buchstaben). Dem
Stil nach zwar den Bildern des altbekannten David
Ryckaert III. nicht ganz unähnlich, doch ohne
Zweifel noch etwas mehr altertümlich aufgefasst,
wonach man wohl berechtigt ist, den II. David
Ryckaert als Autor anzunehmen. Das Bild ist auf
Eichenholz gemalt, mag etwa 0,60 breit und über
0,40 hoch sein und zeigt auf der Kehrseite die
Antwerpener Brandmarke, die in diesem Falle
nicht ganz ohne Bedeutung ist. Sie bestärkt uns
darin, das Monogramm auf einen Antwerpener
Maler zu beziehen. Diese Herkunft zugegeben,
bleibt dann schon nichts übrig, als hinter dem DR
einen David Ryckaert zu suchen.
 
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