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Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 2.1902

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Pallmann, Heinrich: Jakob Heinrich von Hefner-Alteneck: biographische Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.47724#0031

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Jakob Heinrich von Hefner-Alteneck.

Biographische Skizze von Dr. Heinrich Pallmann.

Unter den jetzt lebenden bayerischen Gelehrten,
deren Namen weit über unser engeres und weiteres
Heimatland hinaus einen wohlbegründeten Ruf geniessen,
muss mit in erster Reihe Jakob Heinrich von Hefner-
Alteneck genannt werden.

Ihm gebührt das Verdienst, einer der ersten ge-

wesen zu sein, die auf den Wert der deutschen Alter-

tümer für die Kultur- und Kunstgeschichte hingewiesen
haben. Durch seine Arbeiten auf diesen Gebieten wurde
er nicht nur der Begründer, sondern auch einer der
bedeutendsten Förderer der deutschen Altertumskunde.

Geboren am 11. Mai 1811 zu Aschaffenburg als
_ Sohn des damaligen grossherzoglich frankfurtischen,
später bayerischen Staatsrats Franz Ignaz Heinrich
von Hefner, verlor er in früher Jugend dürch einen Un-
fall den rechten Arm, wodurch aber seine künstlerische
Ausbildung, die er neben der wissenschaftlichen erhielt,
durchaus nicht beeinträchtigt wurde. Im Gegenteil, er
wurde ein solcher gewandter Zeichner, dass Fürst Ludwig
von Oettingen-Wallerstein, der damalige Minister des

Innern, als er Hefners Leistungen sah, ihm in einem:

Alter von 22 Jahren den Zeichenunterricht an der neu
gegründeten Gewerbeschule in Aschaffenburg übertrug,
und ihn drei Jahre später in dieser Stellung zum kgl.
Professor ernannte. Während dieser Tätigkeit sammelte
Hefner mit Eifer Altertumsgegenstände der verschieden-
sten Art oder fertigte von solchen, die nicht erworben
werden konnten, äusserst sorgfältige Zeichnungen an,

alles zu einer Zeit, in der man den künstlerischen Wert
der Werke unserer Vorväter sehr gering schätzte und
statt an deren Erhaltung eher an ıhre Zerstörung
dachte. Als im Jahre 1839 der damalige preussische
Militärbevollmächtigte am. Bundestage, Joseph Maria
von Radowitz, .die Sammlungen Hefners sah, gab dieser
ihm die Anregung, ein Trachtenwerk des christlichen
Mittelalters nach gleichzeitigen Kunstdenkmalen heraus-
zugeben. Heiner griff mit Freuden diesen Gedanken
auf und widmete sich nun ganz, nachdem er seine
Lehrthätigkeit aufgegeben hatte, dieser Aufgabe. Im
darauffolgenden Jahre erschienen dann bereits die ersten
Lieferungen des grossartig angelegten Werkes, durch das
Hefners. Name im In- und Ausland rühmlichst bekannt
wurde. ;

Die Mühe und Arbeit, die mit der Herausgabe
dieses Werkes verknüpft war, darf nicht mit dem Mass-
stabe der Gegenwart gemessen werden. Zu jener Zeit,
in der es in Deutschland noch wenig Eisenbahnen
gab, und in der man noch nicht die bequemen Arten
der Vervielfältigung mit Hilfe der Photographie kannte,
musste Hefner vielfache Reisen unternehmen, das Ge-
fundene oft mühsam abzeichnen, die Zeichnungen durch
Kupferstecher vervielfältigen und durch Koloristen be-

_ malen lassen und endlich den nötigen Text zu den Ab-

bildungen liefern.

Nachdem dieses Werk allseitig Anerkennung ge-
funden hatte, beschloss Hefner zur Ergänzung ein
 
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