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Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 2.1902

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Nr. 4
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Pudor, Heinrich: Die moderne bildende Kunst in Schweden
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Koch, Günther: Die Werke der grossen Maler auf den öffentlichen Versteigerungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.47724#0232

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— 142 —

gatan, oder dem Haus Malmsskillnadsgatan 15
(nicht originale Formen, aber sehr guter Entwurf),
vor allem aber das schöne Gebäude der Högänäs
Stenkol Bolag, 1890 von Ludwig Petersson (siehe
oben) gebaut, an der Ecke der Theatergatan und
des Blasieholmen; besonders gut das Erdgeschoss,
die Profilierung der Entlastungsbogen klassisch schön.

Dass auch weniger gelungene Bauten (be-
sonders unter den Öffentlichen Gebäuden) vor-
kommen, wie das Nationalmuseum, das Palmeska
Huset (nicht stilrein und zu überladen), soll nicht
geleugnet werden, im Allgemeinen aber darf man
heute mit grösserem Recht als je die Worte
wiederholen, welche der florentinische Diplomat

Graf Lorenzo Magalotti 1674 bei einem Besuch
von Schweden aussprach: „jeder, der nach
Stockholm kommt, wird Gebäude iinden, die nicht
nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich,
und ich erlaube es mir zu behaupten, in jedem
anderen Lande in Europa, mit Ausnahme von Italien,
kein Gegenstück haben.“ Ob Magalotti im Jahre
1674 ein Recht hatte, das zu sagen, wollen wir
dahingestellt sein lassen. Für die Gegenwart aber
trifit es zu und selbst die bezüglich Italiens ge-
machte Ausnahme fällt heute, was moderne Archi-
tektur betrifft, fort. Schweden ist heute das erste
und das einzige Land einer modernen Architektur-
Renaissance.







Die Werke der grossen Maler auf den öffentlichen Versteigerungen.
Von Guenther Koch.

Eine der eigenartigsten Buchhandlungen von
Paris ist die von M. Louis Soullig, 25 rue de Lille.
Man findet hier neben einem Lager von Kunst-

litteratur eine permanente Ausstellung von Gemälden .

und Antiquitäten (vorwiegend Skulpturen in Holz,
Marmor, Elfenbein, auch Terrakotten und Emaux
de Limoges), sämtlich Objekte, die M. Soullie zum
freihändigen Verkauf übergeben sind. Das Merk-
würdige der Buchhandlung ist aber nicht diese
Kollektion von Kunstgegenständen, sondern das
erstaunlich grosse Lager von Auktionskatalogen
vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis auf unsere
Tage.

Vielen wird das freilich nicht als besonders
wichtige Spezialität erscheinen, ist man doch ge-
wöhnt, die Kataloge öffentlicher Versteigerungen
als Eintagsfliegen zu betrachten, die mit dem Ende
der betreffenden Auktion ihre Mission erfüllt haben
und mit Fug und Recht weggeworfen werden können.
Den wenigen, die infolge ihrer Ausstattung und
sorgfältigen Bearbeitung _kunstwissenschaftlichen
Wert haben, ist freilich eo ipso ein Platz in den
kunsthistorischen Bibliotheken gesichert (ich erinnere
nur an die Kataloge der Sammlungen Martin Schubart
und Georg Hirth). Aber welche Fülle von Infor-
mationen steckt selbst in ganz bescheiden aus-
gestatteten Auktionskatalogen! Sind sie doch
wichtige Dokumente zur Geschichte der noch immer
grossen Anzahl wertvoller Kunstgegenstände, die
noch nicht in festen Besitz gelangt sind, sondern
ruhelos von Sammlung zu Sammlung wandern!
Der Wert dieser Dokumente mag ja je nach der
Redaktion der betreffenden Kataloge verschieden
sein; da aber in unserer Zeit sich das Auktions-
geschäit immer mehr in den Händen einiger be-
kannter Experten konzentriert, die schon durch

ihren Namen gewissenhafte Bearbeitung der Kataloge
garantieren, da ferner jene Tendenz immer mehr
in Aufnahme kommt, die besonderen Wert legt auf
möglichst viel und möglichst gute Abbildungen,
muss der Wert der Auktionskataloge als urkund-
licher Materialien zur Geschichte der Kunst-
sammlungen unserer Tage unbedingt steigen.
Davon ganz abgesehen, vermag der Auktions-
katalog selbst bei mittelmässiger Redaktion eine
Menge interessanter Aufschlüsse zu vermitteln, so-
bald die unter den Hammer kommenden Objektenicht
etwa erst der Versteigerung halber vereinigt worden
sind, sondern wirklich eine geschlossene Sammlung,
ein einheitlicher Nachlass der Auktion zu Grunde
liegt. Nehmen wir an, der Katalog beschreibt den
Nachlass eines Künstlers: Oft bietet dann schon
der Eingang Interessantes, eine kurze Notiz über den
Verstorbenen, der Nachwelt wertvoll, weil sie von
einem geschrieben wurde, der ihn gut kannte.
Dann das Verzeichnis der Objekte selbst: Wie
manches Werk bringt es zum Vorschein, von dem
sich der Künstler aus irgend welchem Grunde bis
zum letzten Augenblicke nicht trennen wollte; wie
manches interessante Gemälde, manche bemerkens-
werte Skizze findet sich da, vom Künstler als
persönliche Erinnerung an Freunde und Studien-
genossen bewahrt. Und schliesslich nicht die
uninteressanteste Seite der Hinterlassenschaft: die
zum Vorschein kommenden Kunstgegenstände, die
er zusammengebracht, sei es, dass er sie für schweres
Geld einem Sachverständigen abgerungen, sei es,
dass er sie durch einen glücklichen Zufall einem un-
wissenden oder doch schlecht informierten Trödler
billig abgenommen. Andere Kataloge entwerfen uns
das Bild der Schätze und Kostbarkeiten, mit denen sich
eine bekannte Grösse zu umgeben liebte. Auch diese
 
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