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Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 2.1902

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MONA1SBERICHTE

UEBER

KUNST WISSENSCHAFT uno KUNSTHANDEL
Beiblatt.

Il. Jahrgang No. 2. — Februar 1902.

RZ Z zz

Bibliographische Rundschau.

— Mitgeteilt von Günther Koch.

Dictionnaire des antiquit&s grecques et ro=- (beim Andeuten des Grundes, aus welchem ge-

maines publ. p. MM. Ch. Daremberg et Edm.

Saglio. 30° fasc. (Lib-Lud), contenant 183 gra-

vures. Paris 1901. In-4 a 2 col. 5 {r.
Ausführliche Anzeige siehe Jahrgang I S. 191.

Saloman, G., Die Venus von Milo und die mitgefun-

denen Hermen. Stockholm 1901. Mit 26 Figuren und
drei Tafeln in Lichtdruck; 35 Seiten Text. Grossquart.

Der Verlasser, durch seine früheren Arbeiten
über denselben Gegenstand als trefflicher Spezia-
list in Sachen „U. L. Frau von Milo‘“ wohlbe-

kannt, bringt nunmehr seine dritte Restaurier- .

ung der Statue zur Anschauung. _Veranlasst
durch neu hinzugekommene Enthüllungen und
Funde hat der Verfasser es nicht verschmäht, seine
frühere Meinung umzustossen und sich eine neue,
wie es scheint, die richtige, zu bilden. Seine
Ausführungen, die scharfsinnigen Kombinationen,
gestützt auf alle erdenklichen Zeugen und Zeug-
nisse, bilden ein logisch so festes Gefüge, dass
der Leser gern überzeugt ist, und an der Hand
der vielen Detail-Abbildungen mit dem führenden
Verfasser endlich bis zu der Nische vordringt, wo
die berühmteste und wohl auch schönste aller
Statuen, die nunmehr als Aphrodite Epitymbia er-
kannte melische Venus steht und den vor dem
Tode bebenden Sterblichen verkündet, dass Hermes
die Toten aus Grabesnacht emporführen wird;
diese erhabene Hoffnung zu bestärken, stehen links
und rechts die Hermen des jungen Herakles (ewige
Jugend) und des (bärtigen, alten, sog. indischen)
Bakchos (ewige Freude). — Der Verfasser, obwohl
streng wissenschaftlich vorgehend, belebt sein in-
. teressantes und sehr bedeutendes Werk durch einen
angenehmen Stil, der hie und da, vom Gegen-
stande erwärmt, schöne und edle Gedanken in
schöner Form bringt (so bei der Erklärung der
Halbgewandung als Sinnbild der Auferstehung),
und auch einmal prächtigen Humor sehen lässt

wisse Leute das Theater hassen oder verachten).
— Dem Buche ist grosse Verbreitung gewiss:
möge es dem Verfasser auch den verdienten Lorbeer
des Entdeckers ohne die Distelzweige verknöcherter
Fachkritik einbringen. (v. S.)

Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunst-

technik des Mittelalters und der Neuzeit.
Begründet von R. Eitelberger von Edelberg,
fortgesetzt von Albert Ilg und nach dessen Tode
von Dr. Camillo List. Neue Folge X. Band:
Des Augsburger Patriziers Philipp Hainhofer Reisen
nach Innsbruck und Dresden. Von Dr. Oscar
Doering. Wien 1901. 8°. 310 SS. und zwei Ab-
bildungen auf einer Doppeltafel.

Die Reisetagebücher des Augsburger Patriziers
Philipp Hainhofer verdanken ihre Entstehung
der im XVI. und XVII. Jahrhundert an den
meisten Fürstenhöfen üblichen Sitte, durch be-
ständigen Verkehr mit auswärtigen Korrespon-
denten sich allerlei wissenswerte Neuigkeiten,
besonders Nachrichten über politische und sonstige
Ereignisse zu beschaffen. Für den Zusammenfluss
solcher Mitteilungen konnten sich aber wenige
deutsche Städte mit dem damaligen Augsburg
messen, diesem wichtigen Centrum des Geldver-
kehrs, eines vielseitigen Handels und Gewerbslebens,
wie eines fleissigen Kunstschaffens und eifriger Kunst-
förderung. Hier suchte sich denn jede Regierung
einen zuverlässigen Korrespondenten oder Agenten
zu gewinnen und Herzog Philipp II. von Pommern
traf sicherlich eine ausgezeichnete Wahl, als er
1610 mit dem durch sein Wissen, wie durch seine
umfangreichen Kunstsammlıngen gleich bekannten
Phil. Hainhofer regelmässigen Nachrichtenaustausch
verabredete. In feiner Weise hatte der Herzog seine
Bitte, mit ihm in Briefwechsel zu treten, vorgebracht:
er hatte den berühmten Augsburger Patrizier daran
erinnert, dass sie ja beide einen Namen hätten,

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