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Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 2.1902

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Nr. 11
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Schmidt, Wilhelm: Gemäldestudien
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https://doi.org/10.11588/diglit.47724#0618

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Gemäldestudien.

Von Wilhelm Schmidt.

In Folgendem bringe ich einige Studien, die,

ich mittelst Abbildungen zu erläutern suche —
gewissermassen als eine demonstratio ad oculos.
Denn ohne bildliches Material ist es für einen Kunst-
historiker nicht recht möglich, vollkommen über-
zeugend zu werden. Freilich die Farbe kann man
in der Nachbildung nicht wiedergeben. Auch ist
bei den Gemälden der verschiedene Erhaltungs-
zustand und der die Formen mehr oder weniger
trübende Firnis, was sich natürlich gleichfalls in der
Photographie ausdrückt, zu beachten. Selbstredend
spielt auch die Verschiedenheit der Nachbildungen,
die kopiert wurden, eine Rolle. Der Sachverständige
wird alle diese Punkte in sorgfältige Berechnung
ziehen müssen.

In dem Artikel über die Dresdener Cranach-
ausstellung, Kunstchronik, N. F. XI, Spalte 147, und
in der Besprechung von Flechsigs Cranachstudien,
Kunstchronik, N. F. XII, Sp. 101, habe ich mich
ausgesprochen, dass die Höllenfahrt in Aschaffen-
burg ziemlich in die Nähe des Torgauer Altares
von 1505, wenn auch vermutlich etwas später,
gesetzt werden müsse. Verschiedene Gründe, auch
des Kolorites, bewogen mich hierzu, einen der-
selben suche ich durch die beigefügten Darstellungen
zu versinnlichen. Abbildung No. 1 bringt einen
Ausschnitt aus der Höllenfahrt, Abbildung No. 2
einen aus dem Torgauer Werke, wobei zu beachten
ist, dass die etwas verblasener erscheinende Haltung
des ersteren sich aus dem trüberen, die Formen
mehr verhüllenden Firnisse erklärt. Man wird sofort
erkennen, dass die betreffenden Modelle die gleichen
sind, wie überhaupt in dieser frühern Zeit sich
. Cranach noch mannigfaltigere und dem \Leben
_ mehr abgelauschte Physiognomien gestattete; obige
Typen, sowie auch der männliche Profiltypus in
der Mitte, finden sich später nicht mehr bei ihm.
Ueber die Münchener „Correggios“ habe ich

mich im Repertorium für Kunstwissenschaift, 1900,
p- 393 1., verbreitet. Ich stelle hier ein kleines
bildliches Beweismaterial zusammen:

No. 1096 des Kataloges der Pinakothek, Maria
mit dem Kinde in Wolken etc., habe ich nach dem
Vorgange Morellis als Werk des vorzüglichen
Michelangelo Anselmi bezeichnet. Abbildung No. 3
ist dem Gemälde der Parmenser Galerie No. 35 ent-
nommen. Diese Profilbildungen sind charakteristisch
für den Künstler. Ganz abgesehen natürlich von
den andern identischen Punkten in Malerei und
Zeichnung, die überhaupt einen Zweifel an Anselmis
Urheberschaft ausschliessen.

Ebenso verhält es sich mit No. 1095, Maria
mit dem Kinde, wofür ich, ebenfalls mit Morelli,
die Urheberschaft des Francesco Rondani behaupten
muss. Das Bild ist leider sehr verdorben, vertupit
und überschummert, doch blickt der genannte
Meister noch immer hervor. Zur Veranschaulichung
dienen die Abbildungen No. 4 und 5, wovon 4
dem Münchener Bilde, 5 dem leider sehr trüb ge-
wordenen Gemälde im Museo nazionale zu Neapel
entnommen ist.

Den kleinen Faun der Pinakothek, No. 1094,
habe ich unter Palma vecchio gebracht. Abbildung
No. 6 stammt aus diesem Bildchen, No. 7 aus der
Dresdener Begegnung Jacobs und Rachels, No. 8
aus dem Gemälde Palmas zu Neapel. Bei dieser
Gelegenheit habe ich auch den berühmten Seesturm
in der Venetianer Akademie dem Palma zurück-
gegeben. Ich bringe hier zwei Abbildungen (9, 10)
daraus, die leider, dem Zustande des Werkes ent-
sprechend, wenig befriedigen. Doch düriten sie
immerhin noch genügen, um z. B. an dem
charakteristischen, palmesken Profil des Teufels,
an der den Arm ausstreckenden männlichen Figur
im Schiffe und an der Landschaft den wahren Ur-
heber darzuthun.

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