DER AUGSBURGER GOLDSCHMIED JOHANNES LENCKER
ebenfalls in der Züricher Sammlung A. Rütschi.
Der Hamburger Goldschmied, der vielleicht als
Gesell in Augsburg gearbeitet hat, verwendet das
vom Europabecken Johannes Lenckers bekannte
Schema der vier ovalen Mulden, für die in sehr
flotter Treibarbeit ausgeführten Figuren. Auch das
von Maskarons ausgehende barocke Randornament
erinnert noch an das Europabecken Johannes
Lenckers. Das Hamburger Becken kann um 1630
angesetzt werden, wenn man annimmt, daß der Ver«
fertiger von den Früchten seiner Augsburger Lehr
zeit eine gute Weile gezehrt hat.
Wir kommen somit zu dem Schlußergebnis, daß
Johannes Lencker, unbeschadet seines durch die
Werke in der Münchner Schatzkammer erwiesenen
hohen Könnens, bis in seine Spätzeit unter dem Ein«
fluß seines älteren Verwandten gestanden hat und
daß doch Christoph Lencker während der Hoch«
blüte der Augsburger Goldschmiedekunst um 1600
als der führende Spätrenaissancemeister anzusehen ist.
CHRISTOPH LENCKER
SCHALE
BERLIN, SCHLOSSMUSEUM
DIE FÜRSTERZBISCHOFLICHE GEMÄLDEGALERIE IN KREMSIER
Die Sammlung war schon wiederholt Gegenstand wissen«
schaftlicher Würdigungen. Als Erster berichtete Karl Lechner
in den Mitteilungen der Zentralkommission (N. F. XIV 1888
S. 184 ff.) über ihre Anlage durch den Kardinal Karl von Liech«
tenstein und publizierte das Inventar vom 9. April 1691. Ein«
gehendere Studien widmete ihr Frimmel in der Kunstchronik
(24. Jg. 1888/89 S. 322 ff. und 343 ff. N. F. 7. Jg. S. 4ff. »Aus den
Gemäldesammlungen zu Olmütz und Kremsier«) und in den
Blättern für Gemäldekunde (Beilage I 1905—1910, S. 138 und
141 ff.). Der Forscher publizierte erstmalig den italienischen
Katalog der am 21. April 1670 in Wien abgehaltenen Bilder«
lotterie, die Objekte aus der Sammlung Karls I. von England
enthielt; sie gingen zum Großteil in den Besitz des Kardinals
über. Frimmel hat bereits eine beträchtliche Anzahl der vor«
handenen Gemälde mit Nummern des Katalogs und Inventars
identifiziert. Eine grundlegende wissenschaftliche Bearbeitung
der Galerie erfolgt in jüngster Zeit durch Prof. Eugen Dostal,
als -deren erste Frucht seine Abhandlung in tschechischer
Sprache »Studien aus der erzbischöflichen Galerie in Krem«
sier 1924« zu betrachten ist. Weitere Abhandlungen sowie
eingehende Berichte in deutschen und englischen Kunst«
Zeitschriften wird ihr der Gelehrte demnächst folgen lassen.
Dostal hat vor allem das Verdienst, das Hauptwerk der Galerie,
Tizians Schindung desMarsyas, entdeckt zu haben. Monsignore
Dr. Antonin Breitenbacher veröffentlichte 1925 und 1927 in
einer eigenen Publikation Beiträge zur Geschichte der Galerie
und unbekannte Archivalien.
Die Sammlung ist zum Teil noch als richtige alte Barock«
Sammlung— die Gemälde mosaikartig in dieWand eingelassen —
aufgestellt. Das Hauptstück ist die von Dostal entdeckte und
veröffentlichte Schindung des Marsyas von Tizian. Das Bild
ist zwischen zwei Fenstern in die Wand eingelassen. Es gehört
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ebenfalls in der Züricher Sammlung A. Rütschi.
Der Hamburger Goldschmied, der vielleicht als
Gesell in Augsburg gearbeitet hat, verwendet das
vom Europabecken Johannes Lenckers bekannte
Schema der vier ovalen Mulden, für die in sehr
flotter Treibarbeit ausgeführten Figuren. Auch das
von Maskarons ausgehende barocke Randornament
erinnert noch an das Europabecken Johannes
Lenckers. Das Hamburger Becken kann um 1630
angesetzt werden, wenn man annimmt, daß der Ver«
fertiger von den Früchten seiner Augsburger Lehr
zeit eine gute Weile gezehrt hat.
Wir kommen somit zu dem Schlußergebnis, daß
Johannes Lencker, unbeschadet seines durch die
Werke in der Münchner Schatzkammer erwiesenen
hohen Könnens, bis in seine Spätzeit unter dem Ein«
fluß seines älteren Verwandten gestanden hat und
daß doch Christoph Lencker während der Hoch«
blüte der Augsburger Goldschmiedekunst um 1600
als der führende Spätrenaissancemeister anzusehen ist.
CHRISTOPH LENCKER
SCHALE
BERLIN, SCHLOSSMUSEUM
DIE FÜRSTERZBISCHOFLICHE GEMÄLDEGALERIE IN KREMSIER
Die Sammlung war schon wiederholt Gegenstand wissen«
schaftlicher Würdigungen. Als Erster berichtete Karl Lechner
in den Mitteilungen der Zentralkommission (N. F. XIV 1888
S. 184 ff.) über ihre Anlage durch den Kardinal Karl von Liech«
tenstein und publizierte das Inventar vom 9. April 1691. Ein«
gehendere Studien widmete ihr Frimmel in der Kunstchronik
(24. Jg. 1888/89 S. 322 ff. und 343 ff. N. F. 7. Jg. S. 4ff. »Aus den
Gemäldesammlungen zu Olmütz und Kremsier«) und in den
Blättern für Gemäldekunde (Beilage I 1905—1910, S. 138 und
141 ff.). Der Forscher publizierte erstmalig den italienischen
Katalog der am 21. April 1670 in Wien abgehaltenen Bilder«
lotterie, die Objekte aus der Sammlung Karls I. von England
enthielt; sie gingen zum Großteil in den Besitz des Kardinals
über. Frimmel hat bereits eine beträchtliche Anzahl der vor«
handenen Gemälde mit Nummern des Katalogs und Inventars
identifiziert. Eine grundlegende wissenschaftliche Bearbeitung
der Galerie erfolgt in jüngster Zeit durch Prof. Eugen Dostal,
als -deren erste Frucht seine Abhandlung in tschechischer
Sprache »Studien aus der erzbischöflichen Galerie in Krem«
sier 1924« zu betrachten ist. Weitere Abhandlungen sowie
eingehende Berichte in deutschen und englischen Kunst«
Zeitschriften wird ihr der Gelehrte demnächst folgen lassen.
Dostal hat vor allem das Verdienst, das Hauptwerk der Galerie,
Tizians Schindung desMarsyas, entdeckt zu haben. Monsignore
Dr. Antonin Breitenbacher veröffentlichte 1925 und 1927 in
einer eigenen Publikation Beiträge zur Geschichte der Galerie
und unbekannte Archivalien.
Die Sammlung ist zum Teil noch als richtige alte Barock«
Sammlung— die Gemälde mosaikartig in dieWand eingelassen —
aufgestellt. Das Hauptstück ist die von Dostal entdeckte und
veröffentlichte Schindung des Marsyas von Tizian. Das Bild
ist zwischen zwei Fenstern in die Wand eingelassen. Es gehört
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