DAS KÖNIGLICHE MÖBELMAGAZIN IN KOPENHAGEN 1 777- 181 5
VON VILHELM SLOMANN
Im Jahre 1776 ersuchte die Kopenhagener Tischler-
innung die Regierung, die Einfuhr von ausländischen
Möbeln zu verbieten. Der Magistrat unterstützte den
Antrag und das zur Prüfung berufene Kommerz-
kollegium veranlaßte ein Gutachten des Stadtbau-
meisters Rosenberg. Dieser erklärte am 28. Januar
1777, daß die Einfuhr eine Folge der geringen Zahl
einheimischer Tischler sei, daß diese weniger sorg-
fältig arbeiteten und daß ihren Möbeln fast immer
der Geschmack fehle, womit das französische Möbel
so sehr das Auge und den Käufer anziehe. LTm den
Kopenhagener Tischlern zu helfen, müßten sie mit
guten Modellen und Zeichnungen angeleitet und mit
gutem Material versehen werden. Ferner möge man
einen Vorschußfond und zur Förderung des Absatzes
eine Verkaufsstelle für sie errichten. Geschähe dies
alles, so meine er, daß ein Importverbot sich er-
übrigen würde.
Schon am 17. Februar 1777 wurde durch kgl. Resolu-
tion „Das kgl. Möbelmagazin“ unter Leitung Rosen-
bergs eingerichtet. Der Staat gab sofort 5000 Taler
(später erhöht auf 7400 Rtl.) zur Materialbeschaffung
und zu Vorschüssen für die Tischler; er zahlte ferner
die Miete für die Verkaufsstelle und die Gehälter für
den Leiter, einen Zeichenmeister und einen Proku-
risten. Dem Magazin sollten fünf bis sechs Werk-
stätten angeschlossen werden, wo nur Modelle für
Tischler, Stuhlmacher, Drechsler usw. gemacht wer-
den durften.
Das Möbelmagazin wurde bis 1815 aufrechterhalten,
länger als man zuerst geplant hatte. Es stand allen
Tischlern offen, die bis dahin hauptsächlich aus der
Werkstatt auf Bestellung verkauft hatten. Die
staatliche Kontrolle bot den Kunden eine gewisse
Garantie. Als das Institut aufgehoben wurde, weil
der erhoffte Erfolg erreicht war, war es das Muster
für ein Dutzend andere Möbelverkaufsstellen in der
Stadt geworden. Seine Bedeutung als ein Muster
staatlicher Gewerbeförderung lag besonders darin,
daß die Regierung einen hervorragenden Handwerker
oder Künstler angestellt hatte, der Zeichnungen und
Möbelmodelle zur freien Benützung für die Tischler
schaffen sollte. Dadurch gewann der Stil, der den
Sammelnamen „Das dänische Empire“ führt, seinen
Reichtum an künstlerischen Formen. Es ist nicht zu-
viel gesagt, daß die Wiege dieses Stils im Möbel-
magazin gestanden hat.
Im Jahre 1778 lernte der Staatsminister Graf H. C.
Schimmelmann, dessen Sohn Vorsitzender des
Kommerzkollegiums war, in Hamburg den Tischler-
Abb. 1. KOPENHAGENER TOILETTEMÖBEL UM 1 780. KUNSTINDUSTRIE-
MUSEUM KOPENHAGEN
300
VON VILHELM SLOMANN
Im Jahre 1776 ersuchte die Kopenhagener Tischler-
innung die Regierung, die Einfuhr von ausländischen
Möbeln zu verbieten. Der Magistrat unterstützte den
Antrag und das zur Prüfung berufene Kommerz-
kollegium veranlaßte ein Gutachten des Stadtbau-
meisters Rosenberg. Dieser erklärte am 28. Januar
1777, daß die Einfuhr eine Folge der geringen Zahl
einheimischer Tischler sei, daß diese weniger sorg-
fältig arbeiteten und daß ihren Möbeln fast immer
der Geschmack fehle, womit das französische Möbel
so sehr das Auge und den Käufer anziehe. LTm den
Kopenhagener Tischlern zu helfen, müßten sie mit
guten Modellen und Zeichnungen angeleitet und mit
gutem Material versehen werden. Ferner möge man
einen Vorschußfond und zur Förderung des Absatzes
eine Verkaufsstelle für sie errichten. Geschähe dies
alles, so meine er, daß ein Importverbot sich er-
übrigen würde.
Schon am 17. Februar 1777 wurde durch kgl. Resolu-
tion „Das kgl. Möbelmagazin“ unter Leitung Rosen-
bergs eingerichtet. Der Staat gab sofort 5000 Taler
(später erhöht auf 7400 Rtl.) zur Materialbeschaffung
und zu Vorschüssen für die Tischler; er zahlte ferner
die Miete für die Verkaufsstelle und die Gehälter für
den Leiter, einen Zeichenmeister und einen Proku-
risten. Dem Magazin sollten fünf bis sechs Werk-
stätten angeschlossen werden, wo nur Modelle für
Tischler, Stuhlmacher, Drechsler usw. gemacht wer-
den durften.
Das Möbelmagazin wurde bis 1815 aufrechterhalten,
länger als man zuerst geplant hatte. Es stand allen
Tischlern offen, die bis dahin hauptsächlich aus der
Werkstatt auf Bestellung verkauft hatten. Die
staatliche Kontrolle bot den Kunden eine gewisse
Garantie. Als das Institut aufgehoben wurde, weil
der erhoffte Erfolg erreicht war, war es das Muster
für ein Dutzend andere Möbelverkaufsstellen in der
Stadt geworden. Seine Bedeutung als ein Muster
staatlicher Gewerbeförderung lag besonders darin,
daß die Regierung einen hervorragenden Handwerker
oder Künstler angestellt hatte, der Zeichnungen und
Möbelmodelle zur freien Benützung für die Tischler
schaffen sollte. Dadurch gewann der Stil, der den
Sammelnamen „Das dänische Empire“ führt, seinen
Reichtum an künstlerischen Formen. Es ist nicht zu-
viel gesagt, daß die Wiege dieses Stils im Möbel-
magazin gestanden hat.
Im Jahre 1778 lernte der Staatsminister Graf H. C.
Schimmelmann, dessen Sohn Vorsitzender des
Kommerzkollegiums war, in Hamburg den Tischler-
Abb. 1. KOPENHAGENER TOILETTEMÖBEL UM 1 780. KUNSTINDUSTRIE-
MUSEUM KOPENHAGEN
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