NONESUCH-TRUHE. ENGLAND, 2. HÄLFTE 16. JAHRHUNDERTS
MUSEUM IN MINNEAPOLIS
MINNEAPOLIS
Das Kunstinstitut in Minneapolis (Minnesota, U. S. A.) hat
kürzlich für seine kunstgewerbliche Abteilung eine unge-
wöhnlich große und wohlerhaltene „Nonesuch-Truhe“ als
Geschenk von Mrs. John Washburn erworben, die in dem zur
Washburnstiftung gehörigen Tudorzimmer mit englischer
Renaissancevertäfelung Aufstellung finden wird. Die Truhe
stammt aus einem Farmhaus in Somersetshire, wo sie zuletzt
als Haferkiste gedient hat, ein Schicksal, das sie mit vielen
gotischen und Renaissancetruhen teilt. Sie ist ein ausgezeich-
netes Beispiel einer Gattung englischer Eichenholztruhen aus
dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts, die alle mit ein-
gelegten Architekturbildern aus hellen Hölzern in sehr sti-
lisierter Zeichnung verziert sind. Die Pilaster der Truhenfront
enthalten je einen mehrstöckigen Turm, die breiteren Füllungen
Fassaden mit Türen, Fenstern und spitzen Türmchen, oben und
unten Reihen gegiebelter Fenster (Abb. S. 320).
Diese architektonische Intarsiadekora-
tion hat eine gewisse Ähnlichkeit mit
einem von Georg Hufnagel 1582 ge-
fertigten Kupferstich des einst hoch-
berühmten Schlosses Nonesuch-Palace
(Abb. S. 320), das König Heinrich VIII.
nach Entwürfen eines Italieners Toto
di Nunziata um 1550 hatte mit großem
Aufwand errichten lassen. Der viel be-
wunderte Prachtbau war noch unfertig,
als der König starb, und wurde dann
vom Earl of Arundel vollendet. Er
diente am Ende des 16. Jahrhunderts
der Königin Elisabeth als Jagdschloß
und blieb im Besitz der Krone, bis
König Charles II. 1670 das Schloß sei-
ner Mätresse Barbara Palmer, Herzogin
von Cleveland, schenkte, die es abtra-
gen ließ, um Material und Inhalt zur
NONESUCH-PALACE. KUPFERSTICH VON 1582
320
MUSEUM IN MINNEAPOLIS
MINNEAPOLIS
Das Kunstinstitut in Minneapolis (Minnesota, U. S. A.) hat
kürzlich für seine kunstgewerbliche Abteilung eine unge-
wöhnlich große und wohlerhaltene „Nonesuch-Truhe“ als
Geschenk von Mrs. John Washburn erworben, die in dem zur
Washburnstiftung gehörigen Tudorzimmer mit englischer
Renaissancevertäfelung Aufstellung finden wird. Die Truhe
stammt aus einem Farmhaus in Somersetshire, wo sie zuletzt
als Haferkiste gedient hat, ein Schicksal, das sie mit vielen
gotischen und Renaissancetruhen teilt. Sie ist ein ausgezeich-
netes Beispiel einer Gattung englischer Eichenholztruhen aus
dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts, die alle mit ein-
gelegten Architekturbildern aus hellen Hölzern in sehr sti-
lisierter Zeichnung verziert sind. Die Pilaster der Truhenfront
enthalten je einen mehrstöckigen Turm, die breiteren Füllungen
Fassaden mit Türen, Fenstern und spitzen Türmchen, oben und
unten Reihen gegiebelter Fenster (Abb. S. 320).
Diese architektonische Intarsiadekora-
tion hat eine gewisse Ähnlichkeit mit
einem von Georg Hufnagel 1582 ge-
fertigten Kupferstich des einst hoch-
berühmten Schlosses Nonesuch-Palace
(Abb. S. 320), das König Heinrich VIII.
nach Entwürfen eines Italieners Toto
di Nunziata um 1550 hatte mit großem
Aufwand errichten lassen. Der viel be-
wunderte Prachtbau war noch unfertig,
als der König starb, und wurde dann
vom Earl of Arundel vollendet. Er
diente am Ende des 16. Jahrhunderts
der Königin Elisabeth als Jagdschloß
und blieb im Besitz der Krone, bis
König Charles II. 1670 das Schloß sei-
ner Mätresse Barbara Palmer, Herzogin
von Cleveland, schenkte, die es abtra-
gen ließ, um Material und Inhalt zur
NONESUCH-PALACE. KUPFERSTICH VON 1582
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