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Pantheon — 1.1928 = Jg 1.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.57094#0104

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DAS VERMÄCHTNIS DES EARL OF IVEAGH

elemente anzueignen, warum es dann demMelozzo
absprechen? Und haben wir denn nicht den Beweis
flämischen Einschlags beim späteren Melozzo im
„Pestapepe“ (dem Pfefferstoßer) von Forli? Man ver-
gleiche ihn mit den Melozzos in Rom, und es zeigt sich
sofort trotz aller konstruktiven Kraft die lineare Zer-
rissenheit, der Detailrealismus der flämischen Spät-
gotik, von der die Tradition des Piero nichts weiß.
Wären die „ Arti liberali“ vonMelozzo, so wäre es auch
der Nemes’sche „Humanist“. Von Justus aber wäre
er niemals; dazu ist er zu unverkennbar italienisch.
Das Antlitz des „Humanisten“ hat starke Verwandt-
schaft mit dem Bildnis des Giuliano delle Rovere im
berühmten Fresko des Vatikans: erstaunlich ähnlich
die Bildung von Kiefern, Mund, Nase und Stirn —
trotz der flämischen Weichheit über den Zügen des
„Humanisten“. Das für die „Arti liberali“ gegebene
Datum — 1476 — (übrigens keineswegs bindend)
müßte mindestens auf 1481, wo Melozzo vermutlich
nach Urbino zurückkehrte, verschoben werden.
Wer aber ist jener lesende Mann, der hier den Ein-
gebungen der vier Engel lauscht ? Sicher einer, der von
himmlischen Dingen schreibt. Ein Schriftsteller des
Quattrocento. In der Reihe der „Berühmten Männer“
ist einzig Vittorino da Feltre ähnlich gekleidet. Uns

Heutige mag der Versuch einer archäologischen
Rekonstruktion in den Gewändern der Urbinater
„Uomini Illustri“ kindlich anmuten. Dennoch: die
Tracht des Quattrocento finden wir einzig bei dem
Mann des Quattrocento. Im Jahr 1477 widmete
Giovanni Giovano Pontano dem Federico da Monte-
feltro das Manuskript vom ersten Buch seines Kom-
mentars zu den Hundert Sätzen des Ptolemäus1).
Sollte diese Widmung den Anlaß zum Bild des von
Engeln begeisterten Humanisten geboten haben?
Die Bronzebüste des alternden Pontano im Muni-
cipio zu Genua zeigt nahezu Augen und Kieferbil-
dung, Stirn, Mund und Gesamtgesichtsschnitt des
Nemesschen „Humanisten“; nur die Nase ist anders.
Bestimmtes also läßt sich noch nicht sagen, weder
über den Schöpfer des Nemesschen Bildes noch über
die dargestellte Persönlichkeit. Sicher sind nur zwei
Dinge: es stammt aus Urbino, und es ist gemalt in
der letzten Mäzenatenzeit des Federico vonMonte-
feltro, in jenem humanistischen Geist und in jenem
Mischstil aus Italienisch und Flämisch, der zu der
Erheblichkeit der „Arti liberali“ geführt hat.

1) Das Manuskript ist noch aufbewahrt in der Vatikanischen Bibliothek, Fondo
Urbinate, m. 1393. Vgl. Stornaiolo, Cod. Urbinates Latini, III, 303.

DAS VERMÄCHTNIS DES EARL OF IVEAGH

Über das große Vermächtnis des Earl of Iveagh wurde
schon in unserem Januarheft kurz berichtet. Iveagh
war kein universell gerichteter Sammler, die italie-
nische Schule existierte kaum für ihn (eine Aus-
nahme bedeutet Guardi), dasselbe gilt mehr oder
weniger für die französische und spanische Schule.
Der Hauptwert der Sammlung liegt in den engli-
schen Werken des 18. Jahrhunderts. Reynolds ist
mit mehr als einem Dutzend Bilder vertreten; dar-
unter befinden sich berühmte Werke wie das lebens-
große Bildnis der Mrs. Tollemache als Miranda in
einer Landschaft mit Kaliban zu ihren Füßen (ge-
malt 1773); Master Philip Yorke (Abb. S. 86); die
reizende Gruppe der zwei Brummeil-Kinder mit
zwei Hunden spielend (1781 gemalt) und zwei auch
gestochene Bilder: Mrs. Musters als Hebe (1782) und
Lady Louisa Manners. Unter den Gainsboroughs ist
das Bildnis von Miss Tyler of Bath besonders be-
rühmt; es war oft ausgestellt. Romney ist quantita-

tiv und qualitativ gleichfalls vorzüglich vertreten,
vielleicht kann als das hervorragendste Stück das
große ganzfigurige Bild der Lady Hamilton am
Spinnrocken gelten. Raeburn und Lawrence zeigen
hier ihr Bestes an Kinderbildnissen, so in dem „Sir
George Sinclair“ und in der „Miss Murray“. Von
späteren Engländern wartet Turner mit einem cha-
rakteristischen Werk auf. Ein außerordentlich schö-
nes Beispiel der Kunst von John Bernay Crome, dem
ältesten Sohn des Old Crome, ist das Bild: The
Yarmuth Water Frolic.
Fast noch wichtiger aber ist der Zuwachs an Mei-
sterwerken der holländischen Malerei, welcher der
Nation durch die Iveagh-Erbschaft zugefallen ist.
Wenn auch in der Sammlung sich zwei sehr schöne
Van Dycks befinden, so die Prinzessin Henriette
von Pfalzburg (1634) und James Stuart, Herzog von
Richmond, so werden diese doch in den Schatten
gestellt durch die beiden Rembrandts, das späte

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