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Pantheon — 1.1928 = Jg 1.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.57094#0150

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ZWEI BILDER DES PAOLO VERONESE

Csäky begleitet, abgebildet1). Im Kataloge von
Mechel2) und bis zum Hauptinventar von 1870 trägt
es immer ganz richtig den Namen des Paolo Veronese.
E. v.Engerth nahm dasselbe in die Neuaufstellung der
Galerie und in seinen großen Katalog nicht auf, und
es blieb im Depot bis zu seiner vor wenigen Wochen
erfolgten Rehabilitierung.
Hat man sich von der überlegenen Qualität des Rund-
bildes überzeugt, so ist es nicht schwer, ihm seine be-
stimmte Stelle in der zeitlichen Folge derWerkePaolos
anzuweisen. Es gehört in die Zeit der Deckenbilder
von S. Sebastiano, von denen wir wissen, daß der Ver-
trag dafür am 1. Dezember 1555 geschlossen wurde,
die Restzahlung am 31. Oktober 1556 erfolgte3 4). Das
Ovalbild „Triumph desMardochai“(Abb.S.127) bietet
die besten Vergleichsmöglichkeiten mit dem Wiener
Rundbilde. Ähnlich sind Formen, Farbe und Beleuch-
tungsart des Pferdekörpers, ähnlich ist die Anbrin-
gung der Architektur mit den Zuschauern, in deren
malerischer Durchführung sich das Wiener Bild dem
venezianischen Oval etwas überlegen zeigt.
Über die ursprüngliche Bestimmung des Rundbildes
des Marcus Curtius läßt sich vorläufig nur sagen, daß
es Mittelstück des Deckenschmuckes eines runden
oder quadratischen Raumes gewesen sein muß.
Auch für dieses Werk Paolos können wir interessante
Vorläufer nachweisen. Vor allem hat man an das

1) Prodromus . . Stampart &. Prenner, Vicnnae 1735. Die Tafeln neu abgedruckt
im Jahrbuch der Kunstsammlungen des Ah. Kaiserhauses VII.
2) Mechel, Verzeichnis der Gemälde der kaiserlichen königlichen Bildergalerie
in Wien, 1783, S. 80, Nr. 54 „Curtius zu Pferd stürzt sich in den Pfühl“, war
damals als Deckenbild angebracht.
3) Vgl. C. Ridolfi, „Le Meraviglie dell’Arte“, Ausgabe von D. Frh. v. Hadeln,
Berlin 1914, I. Band S. 300 Anm. 5.

einst vielbewunderte Bild des Curtius zu Pferde von
Pordenone zu denken, das nach Angabe vonVasari1)
und Ridolfi mit anderen die Fassade des Palazzo
D'Anna bei S. Benedetto in Venedig schmückte. Ri-
dolfi2) schreibt über dasselbe 1648, es sei so beschä-
digt, daß man die Darstellung kaum mehr erkennen
könne, zu Boschini’s3) Zeit 1674 war das ganze Bild-
feld verschwunden. Doch kennen wir die Gestalt des
Curtius aus einem Holzschnitt (B. 9) des Niccolo
Boldrini und aus der von Hadeln-*) nachgewiesenen
Nachzeichnung des Fassadenschmuckes im Victoiia-
und Albert-Museum in London.
Um dieselbe Zeit ungefähr wie Pordenones Fassaden-
gemälde ist auch jenes von Hans Holbein d. J. am
Hause zum Tanz in Basel entstanden. Auch hier ver-
mitteln Kopien die Anschauung von dem längst zu-
grunde gegangenen Fresko. Das gegenständlich auf-
fallendste Motiv war nebst dem Fries der tanzenden
Paare der kühn verkürzte Reiter Marcus Curtius, dem
nach Daniel Burckhardts5) zutreffender Beobachtung
eine Erfindung Leonardos zugrunde lag. DieVerwer-
tung von Leonardos plastischem Motiv für einWand-
gemälde mit dem auffallenden Verkürzungseffekt war
höchst wahrscheinlich schon in einem der zahlreichen
ehemals berühmten, heute fast spurlos verschwun-
denen Fassadengemälde der Lombardei (Zenale,
Butinohe, Troso da Monza) enthalten, die Holbein
ebenso wie Pordenone noch gesehen haben kann.
1) Vasari, ed. Milanesi, V, 115.
2) Ridolfi, ed. Hadeln, I, 120.
3) Boschini, Le rieche Minere, Venezia 1674, pag. 96.
4) The Burlington Magazine 1924, Vol. 44, pag. 149.
5) Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde N. F.VIII. 1906, pag. 300, und
dazu Ergänzung W. Suida, Hans Holbein d. J. und die Kunst der Lombardei,
Bericht der Amerbach-Gesellschaft in Basel, 1921, pag. 19.

DIE SAMMLUNG
Die Sammlung Huldschinsky, die nunmehr als letzte
der größeren im kaiserlichen Berlin entstandenen
Privatsammlungen unter den Hammer kommt, zeich-
net sich nicht durch Umfang oder besondere Viel-
gestaltigkeit aus, sondern durch das ungewöhnlich
hohe Niveau und den persönlichen Geschmack, der
überall zum Ausdruck kommt. Oskar Huldschinsky
hat als Sammler sich nach Möglichkeit stets von sei-
ner persönlichen Überzeugung leiten lassen und
den Kunsthistoriker als Berater seltener zugezogen
als irgendein anderer der Berliner Amateure. Um
so bedauerlicher ist, daß diese Sammlung nicht
mehr als Ganzes erhalten bleibt, sie hätte manchem,
der sich heute erst eine Kollektion aufbaut, noch
lange als Vorbild dienen können. Einige wenige
Hauptstücke sind schon freihändig aus der Samm-
lung verkauft worden, so der Raffael und der Cri-
velli. Die Hauptliebe Huldschinskys galt der

HULDSCHINSKY
holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts. Rem
brandt und Hals, Ruysdael und Hobbema, Ter-
borch und Metsu, Kalf und Steen sind mit aus-
erlesensten Meisterwerken vertreten. Es fehlt aber
auch nicht an vorzüglichen Proben deutscher und
italienischer Kunst. Neben Bildnissen von Bruyn
und Strigel und einem kleinen weiblichen Porträt
vom jüngeren Flolbein, neben den Porträts von Se-
bastiano del Piombo von Bugiardini erfreut sich die
kleine „Verkündigung“ von Botticelli besonderer
Berühmtheit. Das weibliche Bildnis von Bugiardini,
das wir heute abbilden, hat Huldschinsky als echter,
begeisterter Kunstliebhaber gekauft, ohne sich darum
zu kümmern, von wem das Bild sein könnte. Er sah
nur die Qualität und war von dem Reiz des Por-
träts gepackt. Bode hat das Bild benannt; ernsthafte
Einwendungen sind bisher nicht gegen diese Zu-
schreibung erhoben worden. m.

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